• 12.11.2002 11:23

  • von Fabian Hust

Jordan-Team muss den Gürtel enger schnallen

Der Rückzug des Hauptsponsors reißt ein tiefes Loch in das Jordan-Budget ? Insider spricht von ernsthaften Problemen

(Motorsport-Total.com) - Der Rückzug der 'Deutschen Post' aus der Formel 1 kam wenig überraschend und auch Teamchef Eddie Jordan wusste schon seit geraumer Zeit, dass er seinen Hauptsponsor verlieren würde. Nach einem Bericht des 'Guardian' reißt der Verlust des Hauptsponsors ein Loch von rund 25 Millionen Euro in das Budget des Teams ? dies soll einem Anteil von 40 Prozent am Gesamtetat des britischen Teams entsprechen.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Eddie Jordan hat dieser Tage wohl ein paar Sorgenfalten mehr

Teamchef Eddie Jordan ist schon seit vielen Wochen auf der Suche nach einem neuen Titelsponsor, aber die Tatsache, dass sich mit Veltins und T-Mobile selbst bei erfolgreicheren Teams wie BMW-Williams oder McLaren-Mercedes Sponsoren zurückziehen zeigt, wie schwierig es im Moment ist, Partner zu finden. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage sind die Unternehmen mit ihren Ausgaben vorsichtiger geworden und das betrifft in erster Linie Sponsorings.

Dennoch gibt sich der bei Jordan für das Business-Development verantwortliche Ian Philips optimistisch: "Wir sind zuversichtlich, dass wir zusätzliches Budget finden können. Wir wussten von den Rückzugsplänen der DHL bereits und haben die notwendigen Pläne verabschiedet. Es gibt keinen Zweifel daran, dass in der kommenden Saison zwei Jordans auf der Startaufstellung stehen werden."

Die Beispiele Prost und Arrows haben in den letzten Monaten gezeigt, dass es von heute auf morgen mit einem Formel-1-Team zu Ende sein kann. Prost bleibt bis heute verschwunden, das Arrows-Team musste verkauft werden. Ein Insider des Teams warnt jedenfalls vor dem GAU: "Wenn wir nicht schnell die Kosten reduzieren, so werden wir bald Teams verschwinden sehen." Erst Ende April hatte Teamchef Eddie Jordan rund 15 Prozent seiner Mannschaft entlassen müssen, um Kosten zu sparen. Ferner forderte der Ire auffällig oft immer wieder, Sparmaßnahmen für die Formel 1 zu verabschieden.

Die in England öffentlich zugänglichen Geschäftszahlen zeigen, dass Jordan im Jahr 2001 noch rund 5 Millionen Euro Gewinn einfahren konnte ? das dürfte in diesem Jahr wohl nicht mehr der Fall sein. Der Umsatz konnte von rund 93 Millionen Euro im Jahr 2000 auf rund 107 Millionen Euro im Jahr 2001 gesteigert werden, dafür lag der Gewinn im Jahr 2000 noch bei rund 8,3 Millionen Euro. Eddie Jordan zahlte sich 2001 ein Gehalt von rund 1,4 Millionen Euro aus.

Eine Möglichkeit, Geld zu sparen, wäre die Zustimmung zur freiwilligen Testbeschränkung. So könnte Jordan Freitags im Rahmen eines Grand-Prix-Wochenendes zwei Stunden vor Ort testen, dürfte dann aber nur zehn Tage innerhalb der Saison Versuchsfahrten unternehmen. Wenn bis zum 15. November mindestens drei Teams diese Vereinbarung unterzeichnen ? derzeit gilt nur die Unterschrift von Minardi-Teamchef Paul Stoddart als gesichert ? könnten die kleinen Teams so Geld sparen.

Laut Jordan-Marketing-Direktor Mark Gallagher beratschlage man sich im Moment noch und es sei noch keine Entscheidung gefällt worden: "Wenn man die zehn Testtage nutzt, um mit drei Autos zu fahren, so hat man effektiv 30 Testtage. Aber es gibt natürlich auch den Nachteil, dass man nur zehn Testtage hat. Eddie wartet noch ab um zu hören, was die anderen Teams tun", so der Brite gegenüber 'ITV-F1.com'.