Jordan-Team beschönigt miserablen Auftakt

Zu den (erwarteten) Enttäuschungen in Melbourne gehörte das Jordan-Team: Fisichella (Defekt) und Firman (Unfall) fielen aus

(Motorsport-Total.com) - Schon an den Trainingstagen hatte sich abgezeichnet, dass das Jordan-Team angesichts der finanziellen Krise auch sportlich an Boden auf die Konkurrenz verloren hat, was sich im Rennen klar bestätigte. Dennoch weigerte sich die britische Truppe dagegen, die Niederlage einzugestehen.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Fisichella hielt 54 von 58 Runden durch, war aber nicht schnell

Eigentlich gehörte speziell Giancarlo Fisichella angesichts der zunächst feuchten Strecke zu den heißen Außenseitern, doch viel war vom Italiener heute nicht zu sehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fand er schließlich seinen Rhythmus, bis ihn ein Defekt kurz vor Schluss stoppte. Dass er phasenweise sogar auf dem vierten Platz lag ? bedingt durch die Boxenstopps ?, spiegelt das wahre Potenzial des EJ13, welches weit dahinter liegt, aber nicht wider.

"Viele Dinge sind heute im Rennen passiert", erklärte "Fisico" im Anschluss an seinen Ausfall. "Gleich in der ersten Runde habe ich in Kurve sechs drei Positionen verloren, weil das Auto beim Anbremsen außer Kontrolle geriet. Dann, bei Ralphs Unfall, wurde ich von seinen Wrackteilen getroffen und dabei wurde mein Heckflügel beschädigt. Danach konnte ich eine gute Pace gehen, aber es gab beim Boxenstopp ein Problem mit dem Tankdeckel und schließlich schied ich mit einem Getriebedefekt aus."

Ralph Firmans Grand-Prix-Debüt war schon nach sechs Runden vorbei. Der im Qualifying wenig beeindruckende Newcomer fiel fahrerisch das ganze Wochenende kaum auf und verabschiedete sich im Rennen mit einem Fehler, der zu einem schweren Unfall und zur ersten Safety-Car-Phase führte. Verletzt wurde der Brite nicht, allerdings kostet das kaputte Fahrzeug seinem Teamchef Eddie Jordan eine Stange Geld, welches er bitter nötig hätte.

"Dabei", suchte Firman nach Erklärungen, "habe ich nicht einmal 100 Prozent gegeben, als der Unfall passierte. Ich fuhr innerhalb meiner Grenzen, aber auf einmal übersteuerte das Auto, ich habe es verloren und krachte in die Barrieren. Rubens' Unfall war an der Stelle. Vielleicht ist dort Öl gewesen, aber ich weiß es ehrlich nicht. Bis dahin ist es gut gelaufen. Ich bin die ersten Runden vorsichtig angegangen, aber das ist ein unglücklicher Ausgang." Immerhin merkte Firman positiv an, dass er und Fisichella mit Trockenreifen ins Rennen geschickt wurden: "Die richtige Entscheidung."

Gary Anderson, Chefingenieur: "Das war ein Rennen unter widrigen Bedingungen, unter denen am Anfang alle zu leiden hatten, aber ich glaube, wir haben unsere Sache ganz gut gemacht. Unsere Benzinstrategie im Qualifying war gut und wir haben uns mit den Trockenreifen richtig entschieden. Ich bin ziemlich zufrieden, obwohl Giancarlo nach einem Problem mit der Tanköffnung nur an neunter Stelle lag. Es gab auch ein Problem mit der Schaltung, aber besser heute als in einem Rennen, in dem wir punkten können."

Martin Whitaker, Sportdirektor von Ford Europa, sah das heutige Rennen als "ermutigenden" Auftakt der Zusammenarbeit mit Jordan: "Obwohl es mir lieber gewesen wäre, beide Autos durchfahren zu sehen, hat die Performance des Wagens die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit unseres Ford-Cosworth-RS-Motors angedeutet. Die Vorstellung von diesem Wochenende ist eine gute Basis für die vor uns liegende Saison."

Woher die Verantwortlichen diese Zuversicht schöpfen, ist allerdings rätselhaft. Fisichella hatte trotz der vielen Ausfälle nie eine realistische Chance auf WM-Punkte und Ralph Firman hat genau das gemacht, was man nicht wollte ? ein Auto verschrottet und dem Team damit hohe Reparaturkosten beschert. Objektiv gesehen handelt es sich also um einen völlig verpatzten Saisonauftakt für Jordan, der aber offensichtlich für die Presse beschönigt wurde.