Johansson pro Kundenautos: "Verstehe kleine Teams nicht"

Warum Ex-Formel-1-Pilot Stefan Johansson Kundenautos für die Lösung der aktuellen Probleme hält und er nicht findet, dass dies der Formel-1-DNA widerspricht

(Motorsport-Total.com) - Die kleinen Teams kämpfen dieser Tage in der Formel 1 ums Überleben. Dennoch wehren sie sich gegen den Vorschlag, das Reglement zu ändern und Kundenautos einzuführen. Unter diesen Umständen könnten sie von Teams wie Ferrari oder Mercedes ein Auto beziehen und müssten dieses nicht mehr selbst konstruieren.

Titel-Bild zur News: Stefan Johansson

Ex-Formel-1-Pilot Stefan Johansson spricht sich eindeutig für Kundenautos aus Zoom

Das kann Ex-Formel-1-Pilot Stefan Johansson nicht nachvollziehen. "Ich verstehe die Einstellung von einigen der kleineren Teams nicht", übt der Schwede Kritik. "Sie sagen, dass Kundenautos die Formel 1 ruinieren würden. Gleichzeitig kämpfen sie um jeden Cent, da die Herstellung der Autos heute so teuer ist und sie ihre Leute oder Zulieferer in vielen Fällen nicht bezahlen können."

Johanssons Team scheiterte an Anti-Kundenautoregelung

Der ehemalige McLaren-Pilot verweist darauf, dass sogar er vor einem Jahrzehnt mit seinem Rennstall in die Formel 1 einsteigen wollte, aber daran scheiterte, dass Kundenautos nicht zugelassen sind. "Ich hatte 2003 die Idee eines B-Teams oder das Konzept der Ressourcenteilung", spielt er auf seine damaligen Pläne mit McLaren an. "Leider sprangen die Sponsoren ab, und das Projekt kam nie zustande. Wir hatten ein Gesamtbudget von 80 Millionen US-Dollar für Motoren, Autos und Reisekosten, und das wäre ein siegfähiges Paket gewesen."

"Mit den limitierten Ressourcen könnten es diese Teams ohnehin nie mit Ferrari oder Mercedes aufnehmen." Stefan Johansson

Heute ist die Lage am Sponsorenmarkt deutlich schwieriger. Die kleinen Teams sind meistens darauf angewiesen, Paydriver zu verpflichten, die einen Geldgeber mitbringen, da sie so gut wie keine eigenen Sponsoren haben. "Wäre ich Manor und man würde mir einen Ferrari anbieten, dann wäre ich sofort dabei!", wundert sich Johansson. "Wer wäre das nicht? Sie bräuchten ein geringeres Budget als jetzt, das Auto wäre bereits entwickelt und ausgereift, und man könnte ein Team mit 60 Leuten führen. Und mit den limitierten Ressourcen, die diesen Teams zur Verfügung stehen, würden sie ohnehin nie im Leben ein Auto bauen, das es mit einem Ferrari oder Mercedes aufnehmen kann."

Johansson: Kundenautos widersprechen nicht der DNA

"Seit den 1970er-Jahren gibt es in der Formel 1 keine bahnbrechenden Innovationen oder neue Technologien mehr." Stefan Johansson

Auch das Argument, dass es Teil der DNA der Formel 1 ist, ein eigenes Auto zu bauen und unterschiedliche Konzepte gegeneinander antreten zu lassen, kann Johansson nicht nachvollziehen: "Seit den 1970er-Jahren gibt es keine bahnbrechenden Innovationen oder neue Technologien mehr, die in der Formel 1 entwickelt wurden."

In der Aerodynamik habe zwar Entwicklung stattgefunden, diese Technologie habe man allerdings von der Luftfahrt übernommen - "und selbst diese wird in der Formel 1 verbannt, bevor sie gänzlich entwickelt wird". Als Beispiel nennt er den abgasangeblasenen Diffusor der Red-Bull-Weltmeisterära, der inzwischen nicht mehr zugelassen ist. Mit Kundenautos würde man hingegen "immer noch Geld von Bernie kriegen und könnte damit sogar Geld verdienen, wenn man es richtig macht".

Kaltenborns Argument gegen Johansson

Was Johansson allerdings nicht anspricht: In einer Kundenauto-Formel-1 würde die Gefahr bestehen, dass sich die kleinen von den großen Teams abhängig machen. Wenn sie einmal ihre technischen Fertigkeiten, ein eigenes Auto zu konstruieren und zu bauen, verloren haben, dann ist der Weg zurück schwer.

"Und was passiert, wenn der Hersteller entscheidet, dass dein Auto plötzlich nicht zehn, zwölf oder 20 Millionen kostet, sondern das doppelte, weil er so viel Geld in das Auto investiert hat?", stellte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn vor Monaten gegenüber 'Motorsport-Total.com' klar, dass eine Kundenauto-Regelung auch zahlreiche Gefahren birgt.

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