Ist Villeneuves Stil für die Formel 1 noch zeitgemäß?

Während die Youngsters immer intensiver an Schumachers WM-Thron schnuppern, hat Jacques Villeneuve so manche Entwicklung verschlafen

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher ist der unumstrittene Herrscher der Formel 1, doch jüngere Piloten wie Fernando Alonso, Juan-Pablo Montoya und Kimi Räikkönen rücken ihm immer näher auf die Pelle. Im Gegensatz dazu scheint Altstar Jacques Villeneuve die Entwicklung in der Königsklasse ein wenig verschlafen zu haben.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Nachdenklich: Fragt sich Villeneuve, warum er sich das noch einmal antut?

Erst vor ein paar Tagen musste der Kanadier erstmals zugeben, dass er gegen seinen Sauber-Teamkollegen Felipe Massa 2005 wohl keine Chance haben wird: "Das Auto ist für ihn definitiv besser", erklärte Villeneuve. Am meisten Probleme bereitet ihm die Elektronik der Bremsen: "Ich denke, dass das Team das nicht für mich anpassen kann." Folglich muss er sich wohl auf eine überaus schwierige Saison einstellen.#w1#

Fahrerische Anforderungen haben sich dramatisch verändert

Angesichts seiner mäßigen Leistungen beim Renault-Gastspiel im vergangenen Jahr muss man sich die Frage stellen, ob der Formel-1-Zug während seiner Zwangspause nach der Trennung von BAR-Honda ohne den Weltmeister von 1997 abgefahren ist. Villeneuve kommt aus der nordamerikanischen Motorsportszene und wuchs mit bulligen und schwerfälligen Autos auf, während sich der erforderliche Fahrstil für die Königsklasse zuletzt aufgrund der Regeländerungen dramatisch verändert hat.

Dem 33-Jährigen ist dies durchaus bewusst: "Manche Fahrer, die aus der Formel 3000 kommen, scheinen ein anderes Setup zu bevorzugen", sagte er unseren Kollegen von 'Autosport'. "Sie haben einen ganz speziellen Fahrstil. Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) ist damit schnell, also kann es durchaus funktionieren. Ich habe das auch bei Felipe schon gesehen. Die Art und Weise, wie sie in einer Kurve attackieren, ist einfach ganz anders. So fahre ich nicht."

Erschwerend kommt hinzu, dass Villeneuve vom Setup her äußerst unkonventionelle Methoden bevorzugt, die moderne Formel-1-Boliden nicht mehr wirklich zulassen. So hat er beispielsweise bei seinen ersten Rennen im Jahr 1996 teilweise alle vier Radaufhängungen voneinander unterschiedlich abgestimmt und ungewöhnliche Sturzeinstellungen gewählt. Heute praktiziert er dies weniger extrem, die erforderliche Umstellung des Fahrstils hat er aber nie wirklich in den Griff bekommen.

"Ob ich noch schnell bin? Sicher!"

Aber: "Ein guter Fahrer findet einen Weg, wie er mit einem speziellen Rennauto schnell sein kann", wischte er sämtliche Bedenken vom Tisch. "Auf einer schnellen Runde im Qualifying muss man sich schon umstellen, sicher, aber das hängt mit dem Setup zusammen und wie es sich entwickelt. Ob ich noch schnell bin? Sicher! Die Jahre, in denen ich immer die letzte Hundertstelsekunde aus meinem Auto herausholen musste, helfen mir heute."

2005 wird alles davon abhängen, wie schnell sich Villeneuve damit abfinden kann, dass in der Formel 1 eine neue Ära angebrochen ist. Michael Schumacher, Rubens Barrichello und David Coulthard sind die letzten Kollegen aus seiner Generation, die sich ungeachtet aller Veränderungen auf Top-Niveau in der Königsklasse behauptet haben. Dass es möglich ist, auch jenseits der 30 noch den drängenden Youngsters Paroli zu bieten, steht also außer Frage...