• 06.07.2002 18:24

  • von Fabian Hust

Irvine: "Schumi-Unfall bester Moment meiner Karriere"

Eddie Irvine nimmt kein Blatt vor den Mund und erklärt, wie egoistisch er als Formel-1-Fahrer eingestellt ist

(Motorsport-Total.com) - Vor drei Jahren raste Michael Schumacher in Silverstone mit 107 Stundenkilometer in einen Reifenstapel und brach sich das Bein. In seiner Zwangspause verlor der Kerpener alle Chancen auf den Titel und Teamkollege Eddie Irvine verpasste den ersten Fahrertitel für Ferrari seit 1979 nur ganz knapp. Die "Was-wäre-wenn-Fraktion" ist sich bis heute sicher, dass Michael Schumacher ohne den Unfall 1999 Weltmeister geworden wäre, dazu gehört auch Eddie Irvine: "Es gibt kaum Zweifel daran, dass Michael ohne seinen Unfall den Titel in diesem Jahr gewonnen hätte ? aber den Unfall hat er nur selbst zu verantworten", so Eddie Irvine gegenüber der 'Sun'.

Titel-Bild zur News: Schumacher und Irvine

Ob Michael Schumacher Eddie Irvine nach solchen Worten noch lieb hat?

Michael Schumacher hat den Unfall selbst zu verantworten? Da dürften erst einmal alle schlucken. War es nicht eine Entlüftungsschraube in einem der zwei Bremskreise, die sich gelöst hatte und damit zu einem Bremsversagen an einer Achse geführt hatte? Gab das Team später nicht zu, Maßnahmen getroffen zu haben, damit sich dieser Defekt nicht wiederholen kann? "Jeder denkt doch, dass der Bremsdefekt für seinen Unfall verantwortlich war, aber ich möchte das mal klarstellen und erklären, wie es zu dem Szenario wirklich gekommen ist", so Irvine.

"Er wurde vor dem Rennen mit der Aussage zitiert, dass ich ihm nur ein paar Mal geholfen habe, wohingegen die Wahrheit war, dass ich einige Male zur Seite gefahren bin, ohne dass mich das Team darum gebeten hat. Ich fand diese Kommentare ungerecht und als er beim Start hinter mir war, entschied ich mich, so spät in die Kurve zu bremsen, dass er nicht an mir vorbeikommen konnte ohne nach außen zu rutschen. Er bremste, die Bremsen blockierten, er ging von den Bremsen und versuchte dann an mir vorbeizugehen. Aber dann musste er erneut bremsen, als er merkte, dass er es nicht schaffen kann und dabei brach ein Teil in den Bremsen und es ging ab in den Reifenstapel."

Für den heutigen Jaguar-Piloten war damit der große Moment gekommen, denn er wurde innerhalb weniger Sekunden zur Nummer 1 des Teams: "Als das Team mir gesagt hat, dass er OK ist, kann ich mich daran erinnern, wie ich versuchte, zu unterdrücken dass ich mich über sein Pech freute, denn es bedeutete, dass ich nun um den Titel fahren konnte. Es gibt keinen einzigen Fahrer in der Boxengasse, der sich über das Pech eines anderen nicht freuen würde, wenn er davon profitiert. jeder Testfahrer hofft, dass der Einsatzfahrer ein Problem hat, so dass er sofort einspringen muss. Die Formel-1-Fahrer sind komplett egoistisch. Ich habe schon immer gesagt, dass die Formel 1 ein Krieg ist und das ist sie wirklich."

"Wenn Rubens Barrichello im Rennen ausfällt, dann denken die Fans vielleicht 'Oh wie schade, er hat ein so tolles Rennen gefahren'. Meine Ansicht ist da immer: 'Großartig, jetzt habe ich wieder einen Platz gewonnen ? wer ist der nächste?'", so Irvine. Auch als der große Ayrton Senna starb, war laut Eddie Irvine eine Grenze für Trauer in der Formel 1 vorhanden: "Es war eine erschreckende Erinnerung daran, was auch den besten Fahrern der Welt alles passieren kann. Aber das hielt einige Fahrer nicht davon ab, Frank Williams am folgenden Tag anzurufen, ob sie nicht die Chance hätten, Ayrtons Platz im Team einzunehmen."