Interview mit Rubens Barrichello
Der Ferrari-Pilot am Tag vor dem Trainingsauftakt in Sepang über 'HANS', Formel-1-Technik, den Krieg und den Badoer-Unfall
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, du hast heute Morgen über 'HANS' gesprochen, aber auch über deine Rückenprobleme. Inwieweit hängt das zusammen?"
Rubens Barrichello: "Das könnte in der Tat zusammenhängen, ist aber schwer zu sagen. Ich habe ein Problem mit dem unteren Rückenbereich, weit weg vom Nacken, aber beim Fahren musste ich meine Sitzposition anpassen, weil es so weh getan hat. Ich habe die Schultern abgesenkt und so weiter. Es ist ein wirklicher Schmerz, nicht sehr angenehm. Komischerweise hatte ich aber am Freitag und Samstag überhaupt keine Schwierigkeiten damit. Es war fantastisch. Natürlich würde ich lieber ohne 'HANS' fahren, weil ich in der Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wäre und besser fahren könnte. Am Sonntag jedenfalls ist am Start etwas passiert und auf einmal entwich die Luft aus der Polsterung. Deswegen bohrte sich das Karbonfieber richtig in mein Schlüsselbein und ich weiß nicht, ob ich das Rennen so hätte beenden können. Ich habe am Vormittag schon gesagt, dass ich es grundsätzlich befürworte, damit zu fahren, aber man sollte es nicht zur Pflicht machen, solange sich damit jemand nicht wohl fühlt. Hoffentlich sind meine Probleme jetzt weg, denn ich kann wieder eine neue Version testen dieses Wochenende. Ich würde aber niemandem vorschreiben, es einzusetzen, solange es schmerzt."

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Rubens Barrichello heute im Rahmen der FIA-Pressekonferenz in Sepang
Frage: "Du hast gesagt, dein Team hat seit dem letzten Rennen viele strategische Änderungen in die Wege geleitet. Kannst du uns sagen, was du damit meinst?"
Barrichello: "Ich bin da nicht so sehr ins Detail gegangen. Ich glaube, dass alle aus den Erfahrungen des ersten Rennens gelernt haben. Außerdem habe ich in Brasilien noch gesagt, dass wir nicht wissen, ob das spannende Rennen jetzt vom Regen und von den beiden Safety-Cars kam oder von den neuen Regeln. Es war das erste Rennen, wir müssen noch lernen. Niemand weiß, warum es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist."
Frage: "Ist dir der technologische Anteil in der Formel 1 zu groß geworden?"
Barrichello: "Das sehe ich wie Juan-Pablo Montoya, der sagt, dass die Formel 1 auch ein Sport der Technologie ist. Ich bin sieben Jahre lang in schlechten Autos gefahren, habe meinen Ehrgeiz aber nie verloren, bis ich schlussendlich zu einem guten Team wechseln konnte. Ist das ein Sport oder nicht? Es geht um das Innere, woran man glaubt. Natürlich würdet ihr gerne mehr Überholmanöver sehen, mehr Show, mehr von allem, aber genau darum bemühen sich die Leute ja und ich bin mir auch gar nicht sicher, ob man bei uns je so viele Überholmanöver sehen wird wie in der CART-Serie. Warum ist das so? Man weiß es nicht. Vielleicht weil sie das Safety-Car öfter einsetzen, vielleicht aus einem anderen Grund. Die Formel 1 ist aber die oberste Stufe. Jeder träumt davon. Es kommt nur darauf an, was einem wichtig ist."
"Uns ist klar, dass etwas ganz Schlimmes vor sich geht"
Frage: "Inwiefern beeinflusst der eben begonnene Krieg im Irak die Formel 1?"
Barrichello: "Uns ist klar, dass etwas ganz Schlimmes vor sich geht. Wir alle wünschen uns, dass das nicht passieren muss. Wir müssen aber mit dem Leben fortfahren und weiterhin die Dinge machen, die wir am meisten lieben. Wenn es uns gelingt, ein paar Leute an die Strecke zu locken und sie vom Kriegsgeschehen abzulenken, dann haben wir schon etwas Gutes erreicht. Hoffentlich hört der Krieg lieber früher als später auf. Unsere Aufgabe muss aber sein, die Leute davon abzulenken."
Frage: "Ihr habt im Moment nur ein neues Auto und damit passierte letzte Woche ein Unfall. Wie ist der Stand der Dinge und wie geht es Luca Badoer jetzt?"
Barrichello: "Naja, Luca geht es schon wieder gut, aber sie gönnen ihm eine kleine Pause, daher ist Felipe dieses Wochenende an seiner Stelle Ersatzfahrer. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wer normalerweise dritter Fahrer ist. Aber Luca geht es wie gesagt gut, er wird am Dienstag in Barcelona schon wieder testen. Während der nächsten Woche werden alle vier Fahrer von uns einmal mit dem neuen Auto fahren. Meines Wissens nach gab es in Mugello ein Problem links vorne, das aber inzwischen identifiziert und behoben werden konnte. Es ist wohl eher ein Zufall gewesen, dass zwei Unfälle binnen so kurzer Zeit passiert sind."

