Interview: Der Fernsehkoch und die Formel 1
Fernsehkoch Horst Lichter spricht im Interview über Michael Schumacher, Sebastian Vettel und seine Bewunderung für Wolfgang Graf Berghe von Trips
(Motorsport-Total.com/SID) - Die Fernsehzuschauer kennen ihn als den Koch mit dem markanten Schnauzbart und den flotten Sprüchen, doch Horst Lichter hat auch ein großes Herz für den Motorsport und die Formel 1. Einen kurzen China-Urlaub krönte er für sich selbst mit dem Besuch beim Formel-1-Rennen in Schanghai. Dort sprach er im Interview über die deutschen Formel-1-Stars von Sebastian Vettel über Michael Schumacher bis zu Wolfgang Graf Berghe von Trips sowie über die Gemeinsamkeiten zwischen Köchen und Rennfahrern.

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Fernsehkoch Horst Lichter (rechts) ist ein glühender Formel-1-Fan
Frage: "Herr Lichter, gibt es Gemeinsamkeiten zwischen einem Koch und einem Rennfahrer?"
Horst Lichter: "Ja, denke ich schon. Es gibt ganz viele Zutaten und man muss diese Zutaten perfekt aufeinander abstimmen. Dann bekommt man das absolute Resultat. Wenn ich sehe, wie in der Formel 1 die Fahrer zusammen mit ihren Teams ihr Fahrzeug abstimmen, ist das eine unglaubliche Vielzahl an Zutaten, die jeder anders zusammenmischen kann. Jeder hat die gleichen Möglichkeiten, trotzdem bekommt man die unterschiedlichsten Resultate. Es gibt nur einen Unterschied: Beim Koch könnte man immer noch von Geschmack sprechen, wenn es mal anders wird. In der Formel 1 zählen aber die Messdaten, also gibt es nur ein perfektes Menü."
Frage: "Haben Sie schon mal in einem Formel-1-Auto gesessen?"
Lichter: "Ich habe schon mal in älteren Formel-1-Wagen gesessen, aber mit so etwas, wie Michael Schumacher oder Sebastian Vettel fahren, würde ich noch nicht mal aus der Box kommen. Da sind mir definitiv ein paar Knöppe zu viel. Das ist eigentlich etwas, auch wenn Michael da nicht mehr zugehört, für die Jungs der Computer-Generation, die damit groß werden und auch ein Gelenk mehr im Daumen haben. Deswegen ist mein Respekt Michael gegenüber noch höher."
Frage: "Sie sprechen Michael Schumacher an: Ist er derjenige, der auch Sie von der Formel 1 fasziniert hat? Oder geht das weiter in frühere Zeiten zurück?"
Lichter: "Stefan Bellof, mit ihm fing für mich die Formel 1 an. Und von Schumacher habe ich alle Rennen - bis auf die neuen - auf Video. Ich bin aber auch ein ganz großer Verehrer von Wolfgang Graf Berghe von Trips. Für mich ist er der wahre Vorfahre von Michael Schumacher. Graf Berghe ist für mich der Hero schlechthin, und wenn er damals nicht in dem verhängnisvollen Rennen in Monza tödlich verunglückt wäre, wäre er der erste deutsche Weltmeister im Ferrari gewesen. Aber die Formel 1 ist ja nicht auf gestern orientiert, sondern auf morgen. Deswegen interessiert das auch die jungen Fahrer meistens nicht - vielleicht erst, wenn sie ein bisschen älter werden."
Frage: "Sebastian Vettel ist da anders. Er ist sehr interessiert an der Rennsport-Historie. Wie sehen Sie ihn?"
Lichter: "Sebastian Vettel ist - und das ist unglaublich wichtig heutzutage in der Formel 1 - ein Mediengesicht. Er ist unglaublich sympathisch, er ist sehr lustig, er gibt in Interviews sehr interessante, aber auch lustige Antworten, er bringt die Leistung und er erweckt zumindest nach außen den Anschein, als wenn er auch noch ein richtig netter Kerl ist. Und wenn er sich für die Historie interessiert, umso besser. Denn wenn man das gestern vergisst, dann wird man morgen verloren sein."

