• 09.09.2001 10:50

Ferrari-Star von Trips: Tödlicher Unfall statt WM-Titel in Monza

Vor Michael Schumacher war Wolfgang Graf Berghe von Trips der bekannteste und erfolgreichste deutsche Formel-1-Fahrer

(Motorsport-Total.com/dpa) - Wolfgang Graf Berghe von Trips war vor seinem tödlichen Unfall am 10. September 1961 beim Großen Preis von Italien der vor Michael Schumacher bekannteste und erfolgreichste deutsche Formel-1-Fahrer. Der 33 Jahre alte Adlige, wie sein berühmter Nachfolger ein waschechter Rheinländer, war der erste deutsche Ferrari-Werkspilot und stand kurz vor dem Gewinn des Weltmeistertitels. Sein verhängnisvoller Crash vor 40 Jahren auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke im Königlichen Park von Monza, bei dem von Trips insgesamt 15 Zuschauer mit in den Tod riss, löste Trauer und Bestürzung aus. Der Pilot zählte zu den populärsten Sportlern und beherrschte die Schlagzeilen auf den Sportseiten.

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Die Karriere des Reichsgrafen aus Horrem bei Köln begann 1950 im Sattel einer BMW 500 R51. 1954 stieg von Trips - zunächst unter dem Pseudonym "Axel Linther" startend - auf vier Räder um. Drei Jahre später zählte er bereits zum erlauchten Fahrerkreis der Scuderia Ferrari. Aber zunächst setzte der legendäre "Commendatore" Enzo Ferrari den viel versprechenden Deutschen nur sporadisch ein. Vorübergehend erhielt er 1959 sogar keinen Vertrag. Beim Saisonfinale am 12. Dezember in Sebring/USA vertraute ihm Ferrari jedoch wieder einen "Roten Renner" an. 1960 wurde von Trips WM-Sechster.

In der folgenden Saison griff "Taffy" nach den Sternen. Gemeinsam mit seinem amerikanischen Teamkollegen Phil Hill beherrschte von Trips die Formel-1-Szene. Der Ferrari Tipo 156 war der Konkurrenz haushoch überlegen. Am 22. Mai 1961 gewann von Trips im niederländischen Zandvoort seinen ersten Grand Prix. Mitte Juli entschied er im verregneten Aintree den britischen WM-Lauf für sich. Dank der beiden Siege und weiterer guter Platzierungen reiste von Trips im September mit 33 Punkten als Titelfavorit zum siebten und vorletzten WM-Lauf des Jahres nach Italien. Sein Teamkollege und schärfster Verfolger Hill lag vier Zähler zurück. Der Brite Sterling Moss hatte mit 21 Punkten nur noch minimale WM-Chancen.

Nach seiner Ankunft im italienischen Motorsport-Mekka sagte von Trips: "Ich werde wie immer versuchen, mein Bestes zu geben. Klappt es nicht, dann kann man daran auch nichts ändern." Trotz der nervlichen Belastung blieb der Favorit in Monza gelassen: Erstmals in 27 Anläufen sicherte er sich die Pole-Position. An jenem 10.September 1961 fiel der Deutsche mit Startnummer 4 beim Start zum Gran Premio über 43 Runden oder 431,8 Kilometer auf den ersten Metern zurück. Ricardo Rodriguez, Hill, Richie Ginther (alle Ferrari), der Lotus-Pilot Jim Clark und Jack Brabham am Steuer seines Cooper-Climax zogen vorbei. Von Trips machte Boden gut. Erst kämpfte er sich zu Beginn der zweiten Runde an Titelverteidiger Brabham vorbei. Wenig später überholte er ausgangs der "Lesmo 2"-Kurve Clark.

Hill, Ginther, Rodriguez, von Trips und Clark hieß die Reihenfolge, als die Spitzengruppe über die lange Gegengerade auf die "Parabolica" zuflog. Dann geschah das Unfassbare: Etwa 250 Meter vor der lang gezogenen Rechtskehre zog von Trips seinen Ferrari nach links und kollidierte dabei mit dem Lotus seines schottischen Verfolgers. Der rote Bolide schleuderte eine Böschung hinauf, wo er zwei Mal gegen den Sicherheitszaun schlug, hinter dem sich die Fans drängten. Der Rennfahrer, der während des Crashs aus dem Cockpit katapultiert wurde, und elf Zuschauer waren sofort tot. Vier weitere
starben wenig später. Clark kam mit dem Schrecken davon.

An Bord einer Lufthansa-Maschine wurde der Leichnam des Grafen von Mailand nach Deutschland überführt. Am 14. September wurde von Trips in der Nähe des Familiensitzes Burg Hemmersbach beigesetzt. Ferrari verzichtete tief geschockt auf einen Start beim Saisonfinale in den USA. Hill wurde dennoch Champion. Die deutschen Sportjournalisten wählten Wolfgang Graf Berghe von Trips posthum zum "Sportler des
Jahres 1961".