• 20.06.2005 14:21

Internationale Presse erklärt die Formel 1 für tot

Am Tag nach dem Skandal-Grand-Prix in Indianapolis spart die internationale Presse nicht mit heftiger Kritik am Formel-1-Zirkus

(Motorsport-Total.com/sid) - Dass die gestrige Farce von Indianapolis ein massives und eindeutiges Medienecho zur Folge haben würde, war absehbar. Und tatsächlich bestimmten heute Negativschlagzeilen den Blätterwald in Großbritannien, Finnland, Frankreich, Italien, Spanien und den USA: Von der "Formel 0" bis hin zum "Tag der Schande" waren Journalisten aus aller Welt um keine Formulierung verlegen. Der Imageschaden für die Formel 1 ist entsprechend groß und wird wohl auch in den nächsten Wochen noch für Gesprächsstoff sorgen.

Titel-Bild zur News: Journalisten in Indianapolis

Journalisten bildeten sich zum Rennen in den USA eine eindeutige Meinung

'DAILY MIRROR': "Ruhe in Frieden, Formel 1. Das war der Tag, an dem sie in Amerika gestorben ist."#w1#

'THE GUARDIAN': "Die letzten Überreste von Glaubwürdigkeit gehen in einem Hagel aus Bierbüchsen und Buhrufen verloren."

'DAILY TELEGRAPH': "Tag der Schande für die Formel 1. Dies sieht nach dem Ende für Grand-Prix-Rennen in Amerika aus."

'THE TIMES': "Die Formel 1 implodiert."

Finnland:

'ILTA SANOMAT': "Das Publikum in den USA wird diese Farce niemals verzeihen, die von der FIA inszeniert wurde. Indianapolis wird in die Geschichte eingehen als das Rennen, in dem die Formel 1 selbst vor die Wand gefahren ist."

'ILTALEHTI': "Michelin tat moralisch das Richtige, als es die Gefahr für die Fahrer öffentlich eingestand. Aber nichts wird den Imageschaden für die Formel 1 in den USA jemals wieder gutmachen können."

Frankreich:

'L'EQUIPE': "Formel 0. Die Verantwortlichen haben sich nicht gescheut, in einer Frage der Sicherheit, die doch alle Kompromisse verdient, keine Einigung zu finden. Wie soll diese Saison nach dieser Maskerade weitergehen?"

'L'EST REPUBLICAIN': "Es hätte sicher eine Möglichkeit gegeben, das Gesicht zu wahren. Doch in diesem Milieu, das nur noch durch Geschäftemacherei verdorben ist, ist man unfähig, sich zu einigen."

'LIBERATION': "Indianapolis im Leerlauf."

'LE FIGARO': "Es ist sicher, dass diese Affäre für Michelin schwerwiegende Folgen haben wird."

'LA REPUBLIQUE DU CENTRE': "Dieses absurde Schauspiel verdankt die Formel 1 ihren ultra-starrsinnigen Organisatoren. Sie sind durch den Krieg der Ausstatter und Zulieferer überfordert, sorgen sich in erster Linie um ihr Geschäft und um die TV-Übertragungsrechte in 150 Ländern. Deshalb haben sie diese Parodie eines Rennens zugelassen, das Vorsorgeprinzip mit Füssen getreten und sich abermals über den Sportsgeist hinweggesetzt."

Italien:

'GAZZETTA DELLO SPORT': "Formel 0. 'Schumi' siegt im Chaos der Reifen. Das war nicht die Art, mit der Ferrari und Schumacher wieder das Podium besteigen wollten. Der Grand Prix von Indianapolis war eine Farce, da sieben Teams auf das Rennen verzichteten. Ferrari unterbricht seine Durststrecke, die seit dem 26. September 2004 dauerte, als Barrichello beim Grand Prix in China siegte. Die Zuschauer haben mit Recht randaliert."

'TUTTOSPORT': "Zuschauer revoltieren beim Grand Prix der Schande. Das Rennen in Indianapolis war eine Demütigung für die Formel 1, die in den USA einen zweiten Grand Prix ausrichten wollte. Der wahre Verlierer des Tages ist Bernie Ecclestone. Noch vor wenigen Jahren war jedes seiner Worte ein Befehl, jeder Satz glich einem Urteil. Jetzt gelingt es ihm nicht mehr, alle Hähne seines Hühnerstalls unter Kontrolle zu halten. Die Piloten haben insgesamt enttäuscht. Wenn sie denken, dass Autorennen zu gefährlich sind, sollten sie sich lieber einen normalen Job suchen."

'LA REPUBBLICA': "Der Grand Prix in Indianapolis wird als große Farce in Erinnerung bleiben. 14 Autos verzichten auf das Rennen, Ferrari siegt, aber überzeugt nicht. Das Rennen ist eine Schande. Ferrari erobert wieder einmal die beiden obersten Podiumsplätze, doch man kann nicht von Triumph reden. Es gibt keine Sieger in diesem grotesken Rennen. In den USA ist die Formel 1 tot."

'CORRIERE DELLA SERA': "Katastrophaler Flop in der Formel 1. Nur sechs Autos am Start. Ein verheerender Imageschaden für die Formel 1. Ein schändlicher Tag für den Motorsport. Es war ein Tag, an dem die politischen Kämpfe zwischen den Teams im Namen der Sicherheit über den Sport gesiegt haben."

'IL SECOLO XIX': "Ein Geister-Grand-Prix. Schumacher siegt ohne Gegner. In den USA geht die Formel 1 in die Brüche."

'LIBERTA': "Die Formel 1 hat ihre Glaubwürdigkeit verloren."

'IL MESSAGERO': "Ein Albtraum."

Spanien:

'EL PAIS': "Indianapolis, Schauplatz von legendären Rennen, erlebte die Aufführung einer komischen Oper."

'MARCA': "Formel 0. Michael Schumacher gewinnt die Pantomime eines Rennens."

'AS': "Der Fehler lag bei Michelin, das noch keine überzeugenden Erklärungen für sein Versagen gefunden hat. Das dicke Ende steht noch bevor. Nun folgen Sanktionen, Anklagen und Prozesse."

USA:

'INDIANAPOLIS STAR': "Goodbye, Formel 1! Auf Nimmerwiedersehen, Bernie Ecclestone. Au revoir, Michelin. Ciao, Ferrari. Wovon wir am Sonntag Zeuge wurden, war nicht nur eine riesige Schande für den Sport und alle Beteiligten. Es sollte auch das Ende des US-Grand-Prix in Indianapolis bedeuten."