• 06.06.2004 12:28

  • von Fabian Hust

Hubbert: Was ist, wenn Bernie morgen umfällt?

DaimlerChrysler-Vorstand Jürgen Hubbert erklärt, warum die GPWC massiven Druck auf Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ausübt

(Motorsport-Total.com) - Mit DaimlerChrysler, BMW, Ford, Renault und Fiat haben sich fünf Automobilhersteller der 'GPWC' angeschlossen. Die 'Grand Prix World Championship' möchte ab der Saison 2008 eine eigene Rennserie betreiben und sich aus der Formel 1 zurückziehen. Für Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wäre ein Rückzug der Automobilhersteller aus der Formel 1 eine Katastrophe. Obwohl man sich zuletzt in Gesprächen näher kam, hat die 'GPWC' die Gespräche abgebrochen und hält weiterhin an ihren Plänen fest.

Titel-Bild zur News: Ecclestone und Dennis

Ecclestone ist laut Hubbert nicht bereit, Macht abzugeben

Am 4. Dezember hatten Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, die zu 75 Prozent an der Vermarktungsgesellschaft SLEC beteiligten Banken sowie die GPWC eine Vereinbarung unterzeichnet, um das Wesentliche einer zukünftigen Zusammenarbeit schwarz auf weiß zu fixieren: "Als wir dann nach einigen Monaten einen Brief von Ecclestone erhielten, in dem stand, er sei zu der Überzeugung gekommen, das Ganze mache keinen Sinn, mussten wir handeln. Ecclestone kann vielleicht so mit den Teams verfahren, aber nicht mit fünf der weltgrößten Fahrzeughersteller. Wir können doch nicht das Gesicht verlieren", so DaimlerChrysler-Vorstand Jürgen Hubbert in der 'FAZ'.#w1#

Laut Hubbert ist das große Problem von Ecclestone, dass er nicht bereit ist, Macht abzugeben. Dies bringt nach Ansicht des Managers die Gefahr mit sich, dass Ecclestones "sensationelles Lebenswerk" zerstört wird. "Die Formel 1 ist ein Milliarden-Business, das geführt wird wie ein mittelständisches Familienunternehmen", so Hubbert. "Bernie ist 74 Jahre alt. Wir alle wissen, dass er nicht so gesund ist, wie wir ihm das wünschen. Was ist, wenn er morgen an der Strecke umfällt? Niemand wäre da, der seinen Job machen kann." Es könne nicht sein, dass ein Geschäft, in das Konzerne hunderte von Millionen investieren, dann "führerlos dahindümpelt".

In den Augen des DaimlerChrysler-Vorstandes steckt die Formel 1 "in der größten Krise ihrer Geschichte". Hubbert glaubt, dass schon in der nächsten Saison nicht mehr zehn Teams am Start sein könnten. "Ich glaube, dass auch einer der Großen darüber nachdenkt oder sich den Auftritt nicht leisten kann. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind nicht sensationell, die Sponsoren sind außerordentlich zurückhaltend."

Deshalb müsse man Bestandteile des für 2008 geplanten neuen Concorde-Agreements unbedingt auf 2005 oder 2006 vorziehen. Für die Hälfte des Geldes könne man mindestens genauso spannende Rennen veranstalten: "Voraussetzung ist allerdings, dass es gelingt, die Teams, die Jahrzehnte nach dem Prinzip divide et impera geführt wurden, auf eine gemeinsame Linie zu bringen. Das wird eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt. Ich hoffe, dass Bernie die Notwendigkeit einsieht, bevor sie zusammenbricht. Bernie hofft aufgrund seiner Erfahrung, dass sich noch ein Weg finden wird. Ich glaube aber, dass er zunehmend nervöser wird. Die Frage ist nur: Wann kommt der Punkt, an dem er einlenkt und versteht, dass die GPWC der weiße Ritter ist in dem Geschäft."