Die FIA und die Posse um die Safety-Car-Regel
Nach dem "Tunnel-Crash" von Monaco führte die FIA eine neue Regel ein, um sie nur wenige Stunden später wieder abzuschaffen
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Crash zwischen Juan-Pablo Montoya und Michael Schumacher während dem Großen Preis von Monaco in Monte Carlo hinter dem Safety Car hatte der Automobilweltverband FIA kurzfristig wenige Stunden vor dem Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring die Safety-Car-Regel abgeändert.

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Jean Todt sieht bei der Safety-Car-Regel dringenden Handlungsbedarf
Demnach sollte die Ausfahrt der Boxengasse für alle Autos geschlossen werden, sobald das Safety Car auf die Strecke geht. Nur jene Autos, die sich bereits in der Box befunden haben, als das Safety Car noch nicht auf der Strecke war, hätten aus der Box wieder auf die Strecke fahren dürfen.#w1#
Mit dieser neuen Regel wollte man verhindern, dass Autos mit vollem Rennspeed an die Box fahren, um sich einen Vorteil zu verschaffen - ein großes Sicherheitsrisiko. Zudem hätten laut Reglement sofort alle Fahrer ihr Tempo drosseln und langsam auf den Führenden hinter dem Safety Car aufschließen müssen.
Zu guter Letzt sah die neue Regelung vor, dass die Fahrer und Teams keine Meldung mehr erhalten, dass das Safety Car in der laufenden Runde an die Box kommen wird. Damit sollte verhindert werden, dass extreme Brems- und Beschleunigungsmanöver durchgeführt werden, wie man sie in Monte Carlo gesehen hat. Das Aufwärmen der Bremsen und Reifen führte im Tunnel von Monaco zum Unfall zwischen Montoya und Schumacher.
Doch genauso plötzlich, wie die neue Regelung eingeführt worden war, wurde sie auch schon wieder abgeschafft. Denn die Idee hatte einen kleinen aber entscheidenden Haken: Was ist, wenn ein Fahrer just in der Safety-Car-Phase an die Box gehen muss, weil er kein Benzin mehr hat? Dann stünde er im Extremfall rundenlang an der Box, bis das Safety Car wieder von der Strecke geht. Selbst wenn es sich dabei nur um wenige Sekunden handelt, könnte dies schon ausreichen, dass der Motor überhitzt, vom Positionsverlust ganz abzusehen.
Zudem dürfte wohl kaum verhindert werden, dass die Fahrer ihre Reifen und Bremsen auf Temperatur bringen. Bisher taten sie dies vorwiegend in der letzten Runde des Safety Cars auf der Strecke. In Zukunft hätten sie es dann eben ständig gemacht, da sie nicht wissen können, wann das Safety Car an die Box geht. Das Aufwärmen der Bremsen zu verbieten, wäre undenkbar, denn dann könnte es zu schweren Unfällen kommen.
Ferrari-Rennleiter Jean Todt fordert eine Verbesserung des Reglements im Hinblick auf den Einsatz des Safety Cars: "Es muss etwas getan werden. Wenn man gelbe Flaggen hat, dann sollte man langsam machen. Wenn man jedoch auftanken möchte, dann fährt man so schnell wie möglich, das ist sehr unsicher. Wir hatten ja schon im letzten Jahr mit Alonso in Brasilien diesen Vorfall, als es während der Safety-Car-Phase zu einem sehr schweren Unfall kam."
Ferrari-Rennleiter Jean Todt findet den Grundgedanken der FIA ganz gut und nimmt die FIA ein wenig in Schutz, schließlich sei es für die FIA schwer, Regeln zu finden, mit denen jedes Team einverstanden ist: "Wir müssen Leute haben, die sich einmal hinsetzen und alles durchdenken. Es mag vielleicht dadurch auf der Strecke zu der einen oder anderen seltsamen Situation kommen, aber die Bedingungen wären ja für alle gleich."
Kritisch äußert sich der 58-Jährige bezüglich des Verhaltens des Automobilweltverbandes: "Wir bekamen ein Schreiben der FIA, das aussagte, dass dies die neuen Regeln sind und Stunden später bekamen wir ein weiteres Schreiben, aus dem hervorging, dass dies nun doch nicht die neuen Regeln sein werden, da sie nicht ordentlich genug durchdacht wurden. Sollte man denn nicht besser gründlich nachdenken, bevor man etwas verabschiedet?"

