• 10.03.2010 10:49

  • von Britta Weddige

HRT und der Kaltstart in der Wüste

Für Karun Chandhok wäre eine Zielankunft in Bahrain "ein kleines Wunder", Kollege Bruno Senna will zeigen, dass er nicht nur einen großen Namen trägt

(Motorsport-Total.com) - Für HRT ist der Saisonauftakt am Wochenende in Bahrain so etwas wie ein "Kaltstart". Die Mannschaft um Geschäftsmann José Ramón Carabante, Teamchef Colin Kolles und die Piloten Karun Chandhok und Bruno Senna hat sich erst vor einer Woche richtig gefunden. Die Fahrer sind beide Rookies. Und sie treten zum Debüt-Grand-Prix an, ohne dass der neue HRT-Cosworth je getestet wurde. Das Rollout des Autos findet erst am Freitag in Bahrain statt.

Titel-Bild zur News: HRT

Alles ganz neu: HRT hat sein Auto erst vor einer Woche enthüllen können

Entsprechend gering sind die Erwartungen, mit denen Chandhok nach Bahrain gereist ist. "Ich werde kein Debüt wie Lewis Hamilton hinlegen, da möchte ich nicht lügen", räumt der Inder im britischen 'Telegraph' ein. "Es wäre schon ein kleines Wunder, wenn wir das Rennen beenden würden. Aber das sind nun einmal derzeit unsere Rahmenbedingungen. Mir hält auch keiner die Pistole an die Brust. Ich habe mich dazu entschieden, in der Formel 1 zu fahren. Und das ist die Chance, die sich mir dazu geboten hat."#w1#

Chandhok sieht in HRT seine einzige Möglichkeit, in die Königsklasse zu kommen. Auch wenn er weiß, dass es zunächst ein steiniger Weg werden kann. "Wenn das Testreglement wie früher wäre, dann würde ich sagen: 'Okay, ich arbeite als Testfahrer für ein Topteam und hoffe dann, dass sich einer der Stammpiloten das Bein bricht'. Aber so, wie die Regeln heute sind, macht das keinen Sinn mehr", erklärt er.

"Wenn sie sagen, dass das Auto sicher ist, dann habe ich in Sachen Sicherheit auch keine Zweifel." Karun Chandhok

Der Inder weist auch Bedenken zurück, dass HRT mit dem ungetesteten Dallara-Cosworth zum Sicherheitsrisiko werden könnte. Unter anderem David Coulthard hatte es als "unverantwortlich" bezeichnet, ein Team mit einem Auto zum Grand Prix zuzulassen, das noch nicht einen Kilometer zurückgelegt hat. "Ich bin mit Dallara-Autos in der Formel 3, der World-Series und der GP2 gefahren. Dallara ist ein Hersteller von gutem Ruf. Und wenn sie sagen, dass das Auto sicher ist, dann habe ich in Sachen Sicherheit auch keine Zweifel", betont Chandhok.

Während Chandhok von der Öffentlichkeit sicherlich einen Debütanten-Bonus eingeräumt bekommt, sind die Erwartungen in seinen Teamkollegen ungleich größer. Mit Bruno Senna kehrt ein großer Name in die Formel 1 zurück. Doch der Neffe der 1994 tödlich verunglückten Legende Ayrton will beweisen, dass er mehr kann, als nur einen berühmten Namen zu tragen.

"Ich habe mein Maximum noch lange nicht erreicht." Bruno Senna

In der GP2 gewann er 2008 den legendären Monaco-Grand-Prix und wurde Vizemeister hinter Giorgio Pantano. In der vergangenen Saison fuhr Senna Le-Mans-Prototypen. Doch jetzt will er richtig durchstarten. "Ich habe mein Maximum noch lange nicht erreicht. Da ist noch sehr viel drin", kündigt er an. Doch er weiß, dass auch er seine Zeit dafür braucht: "Es wird wahrscheinlich die halbe Saison dauern, bis ich die Grenzen des Autos ausgelotet habe."

Er fühle wegen seines Nachnamens aber keinen zusätzlichen Druck, betont Senna: "Mein Onkel und ich sind auf der Strecke gegeneinander gefahren. Im Gokart konnte ich dieselben Rundenzeiten fahren wie er - und damals war ich acht. Er hat an mein Talent geglaubt."

Doch er betont: "So viele Leute mich auch mit ihm vergleichen und wollen, dass ich er bin - ich bin es nicht. Ich bin einfach ich selbst. Ich muss einfach als Fahrer jede einzelne Chance ergreifen, sie sich mir bietet. Und dann bin ich sicher, dass mein eigenes Talent zum Vorschein kommt."