HRT macht Druck: Neue Teile bei jedem Rennen?
Tonio Liuzzi erklärt, wie er den Erfolg in Kanada voraussah, wieso HRT weiter aufholen wird und warum ihm ein mögliches Verbot beim Diffusor keine Sorgen macht
(Motorsport-Total.com) - Das aufregende Rennen in Montreal stellte die beachtliche Leistung des HRT-Rennstalls etwas in den Schatten. Die Truppe von Colin Kolles hat es nicht nur geschafft, durch Tonio Liuzzi einen 13. Platz an Land zu ziehen und damit Marussia-Virgin in der Konstrukteurs-WM zu überflügeln, sondern zeigte sich auch in Sachen Performance durch ein großes Update mit einem angeblasenen Diffusor stark verbessert. Auch im Qualifying besiegte man die Konkurrenz von Marussia-Virgin.

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Haben Tonio Liuzzi und HRT in Kanada die Kurve gekriegt?
"Ich bin sehr glücklich über unser Resultat und wir können stolz darauf sein", freut sich Liuzzi gegenüber 'ESPN F1'. "Es ist ein schönes Gefühl, endlich wieder im Feld mitzufahren", spielt er auf den schwierigen Saisonstart an, als HRT sogar Mühe hatte, sich für die Rennen zu qualifizieren.
Bereits am Sonntagmorgen war dem Italiener bewusst, dass der Grand Prix von Kanada womöglich in einem Erfolg für seinen Rennstall enden könnte: "Als ich den Regen sah, hatte ich bereits ein gutes Gefühl, als er dann während des Rennens stärker wurde, wurde mein Gefühl besser und besser, denn ich wusste, dass das die Dinge noch unberechenbarer machen würde."
Lotus als nächstes Ziel
Dass er für sein Team diesen in Hinblick auf die TV-Gelder wichtigen 13. Platz erringen konnte, führt Liuzzi "zu 70 Prozent auf die Bedingungen zurück, denn wir wissen alle, dass ein 13. Platz bei trockenen Bedingungen ein schwieriges Ziel gewesen wäre, da alle Autos in der modernen Formel 1 so zuverlässig sind."
Dennoch spricht er seinem Rennstall ein großes Kompliment aus: "Durch das Update haben wir auf jeden Fall einen großen Sprung vorwärts gemacht. Wir haben gezeigt, dass HRT hart pusht, damit wir uns verbessern und jetzt gegen Marussia-Virgin kämpfen können." Ob auch Lotus bald in Reichweite ist? "Schwer zu sagen", meint der Italiener. "Es liegt noch viel harte Arbeit vor uns, aber das ist unser Ziel."
Angeblasener Diffusor sorgt für Aufwärtstrend
Im Vorjahr gab es bei HRT aufgrund eines Minibudgets während der gesamten Saison keine Updates - da staunte man im Fahrerlager nicht schlecht, als die Boliden von Liuzzi und Karthikeyan sogar mit einem speziellen Heckflügel für Montreal ausgerüstet wurden. "In den vergangenen Jahren hätte man das von einem kleinen Team nicht erwartet", so der ehemalige Red-Bull- und Toro-Rosso-Pilot, "aber es beweist unser Bekenntnis."
Das Herzstück des aerodynamischen Updates war aber der vom Auspuff angeblasene Diffusor, der in Montreal seine - durchaus erfolgreiche - Premiere feierte. "Es hat gut funktioniert und gab uns einen deutlichen Vorteil", meint Liuzzi, der unterstreicht, dass man das System vorher nie getestet hatte und es daher noch viel Potenzial birgt.
Liuzzi verspricht Update-Flut
Bleibt die Frage, ob man dieses Potenzial ausreizen kann, denn ein Verbot der komplexen Auspuffsysteme steht im Raum. "Natürlich können wir das mögliche Verbot ab Silverstone nicht ignorieren", gesteht der HRT-Fahrer. "Es sitzt aber jeder im gleichen Boot und wenn es verboten wird, dann müssen wir einen Weg finden, woanders mehr Abtrieb zu generieren. Wir arbeiten auch in anderen Entwicklungsbereichen und werden weitere Updates bringen, daher bereitet mir das mögliche Verbot keine Sorgen."
Liuzzi rechnet in Zukunft mit einer wahren Update-Flut: "Ich bin mir sicher, dass wir ab sofort bei jedem Rennen neue Teile haben werden. Wir werden ein kleines Update in Valencia haben, wir arbeiten an etwas für Silverstone und ich bin mir sicher, dass wir zum Beispiel in Monza ein spezielles Paket für weniger Luftwiederstand haben werden. Bei jedem Rennen werden wir ein paar Fortschritte machen und das ist für die Motivation und für das zukünftige Gesicht des Teams sehr wichtig."
Das Team möchte in dieser Saison einen Imagewandel vollziehen und nicht mehr als klassischer Nachzügler wahrgenommen werden: "Es ist wichtig, dass man das auf der ganzen Welt sieht, denn das zieht Sponsoren an und es bedeutet, dass wir weiter wachsen werden. Das Ergebnis in Montreal ist nur der erste Schritt eines langen Weges."

