HRT: Charouz sichert sich Superlizenz in Abu Dhabi

Der Tscheche Jan Charouz absolvierte in Abu Dhabi die nötigen Kilometer, um die Superlizenz zu erlangen - Verkehr verinderte eine bessere Rundenzeit im HRT

(Motorsport-Total.com) - Am zweiten Tag der Young-Driver-Tests in Abu Dhabi gab der tschechische Renault-Testpilot und World-Series-Fahrer Jan Charouz seine Premiere. Am Mittwoch saß der 24-Jährige im HRT-Boliden, am Donnerstag wechselt er dann in den Renault. Im Vordergrund stand dabei, die 300 erforderten Testkilometer für die Formel-1-Superlizenz zu absolvieren.

Titel-Bild zur News: Jan Charouz

Jan Charouz schoss sich im HRT F111 auf den Yas Marina Circuit ein

Charouz fuhr 56 Runden und damit 311 Kilometer - als beste Rundenzeit hat er 1:46,644 Minuten zu Buche stehen. Das brachte ihn mit einem Rückstand von 6,456 Sekunden auf die Bestzeit von Jean-Eric Vergne auf Rang elf. Am Vortag saß GP2-Pilot Dani Clos am Steuer des HRT-Boliden. Der Spanier war mit einer Bestmarke von 1:45,329 Minuten deutlich schneller unterwegs gewesen.

HRT-Mechaniker beeindrucken mit raschem Motorwechsel

Zu Mittag gab es ein kleines Motorproblem, weshalb sich Charouz etwas in Geduld üben musste. Der Motor wurde aus Sicherheits-Gründen gewechselt. Der Sohn von Antonin Charouz, der unter anderem einen Eishockey-Verein besitzt, konzentrierte sich auf die unterschiedlichen Reifenmischungen und versuchte, sich an die Pneus zu gewöhnen. "Jeder Kilometer, den man in einem Formel-1-Auto fährt, gibt dir mehr Selbstvertrauen", sagt er gegenüber 'Autosport'. "Vor allem in den schnellen Passagen. Die langsamen Kurven sind in jedem Auto gleich, aber in den schnellen Kurven spürt man die größten Unterschiede."

Obwohl Charouz, der in der Le-Mans-Serie 2009 Meister wurde und bereits fünf Mal am 24-Stunden-Klassiker von Le Mans teilnahm, in einem Renault-Boliden der Saison 2009 Formel-1-Erfahrung gesammelt hatte, war der Test in Abu Dhabi für ihn Neuland. "Es war gut, sich an DRS zu gewöhnen, denn das ist etwas, das ich noch nie zuvor verwendet habe", bestätigt er. Da HRT kein KERS verwendet, wird er diese Erfahrung erst am Donnerstag machen. Ein Vorteil? "Wenn ich es gleich verwendet hätte, dann wäre es vielleicht schwieriger", meint der Tscheche.

"Die langsamen Kurven sind in jedem Auto gleich, aber in den schnellen Kurven spürt man die größten Unterschiede." Jan Charouz

Der HRT F111 erinnert ihn an ein GP2-Auto: "Nur die Lenkung ist leichter. Das Auto ist gut, aber es könnte etwas mehr Entwicklung vertragen, vor allem im Heck, denn nach ein paar Runden verliert man Grip." Er selbst sieht sein größtes Entwicklungspotenzial auch im Bereich der Reifen: "Daher war es toll, dass ich viele Reifen testen konnte. Mein größtes Problem ist es, auf neuen Reifen auf gute Zeiten zu kommen."

Verkehr: Charouz deutlich langsamer als Clos

Charouz zeigt sich vom Rennstall von Colin Kolles beeindruckt: "Ich habe die Arbeit mit dem Team genossen, da sie sehr professionell waren. Wir hatten am Nachmittag ein Motorproblem und ich habe noch nie gesehen, dass jemand so schnell einen Motor wechseln kann." Dass er nicht an die Zeit von Vorgänger Clos kam, führt er auch auf den Verkehr zurück: "Auf meinem letzten Run auf Supersoft-Reifen hatte ich etwas Verkehr, daher konnte ich nur eine Runde fahren."


Fotos: HRT, Young-Driver-Test in Abu Dhabi


Allgemein spürte er aber die Fortschritte: "Es war eine großartige Erfahrung und ich würde gerne wieder fahren. Ich fühlte mich von Runde zu Runde wohler, da ich das Auto und die unterschiedlichen Steuerelemente immer besser kennen lernte." Charouz möchte die Erfahrung, einen Formel-1-Boliden zu fahren, auch in Zukunft nicht missen: "Ich wollte genügend Kilometer für die Superlizenz fahren und das ist uns gelungen. Ich weiß noch nicht, was ich nächstes Jahr tun werde. Im Idealfall würde ich irgendwann in der Zukunft gerne am Freitag trainieren."

"Ich habe noch nie gesehen, dass jemand so schnell einen Motor wechseln kann." Jan Charouz

Blitztest für Berthon

Am Ende der Session nützte HRT noch die Gelegenheit, Natanael Berthon auf die Strecke zu schicken. Er absolvierte nur neun Runden, was aber ausreichte, um für den morgigen Tag eine ordentliche Sitzposition im Boliden zu finden. "Ich konnte nicht viel fahren", sagt der Franzose, der eine Rundenzeit von 1:48,646 Minuten zu Buche stehen hat. "Es war aber unglaublich, mit einem Formel-1-Auto auf die Strecke rauszufahren. Es ist wichtig, Runden zu drehen, um mich an die Spitzposition zu gewöhnen, damit ich mich beim morgigen Test wohlfühle und das Maximum herausholen kann."

Renningenieur Arnau Niubo erklärt, dass es von Anfang an der Plan war, heute beide Piloten zum Einsatz zu bringen: "Heute wollten wir zwei Fahrer testen und dadurch nahm die Vorbereitung mehr Zeit in Anspruch - auch der Arbeitsplan war komplexer. Team und Fahrer lieferten aber großartige Arbeit ab. Wir begannen am Morgen mit Charouz. Das Ziel war, dass er sich an Auto und Reifen gewöhnen konnte. Im Laufe des Tages machte er Fortschritte und fuhr ein paar gute Zeiten. Es war schade, dass er sich am Ende nicht noch weiter verbessern konnte, da er auf seiner letzten Runde auf Supersoft-Reifen in den Verkehr kam."

"Es ist wichtig, Runden zu drehen, um mich an die Spitzposition zu gewöhnen." Nathanael Berthon

"Zu Mittag mussten wir als Vorsichts-Maßnahme den Motor wechseln. Trotz dieser geringen Verzögerung können wir glaube ich mit Jans Performance und mit dem schnellen Motorwechsel zufrieden sein - außerdem brachten wir Nathanael noch ins Auto, damit er ein paar Runden fahren kann und das Auto vor dem morgigen Test kennenlernt."

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt