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  • 17.04.2011 15:39

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Horner verteidigt Vettels Zweistoppstrategie

Red Bull hat in Schanghai einen möglichen Sieg verschenkt, aber Christian Horner verteidigt die Entscheidung, nur zweimal an die Box gekommen zu sein

(Motorsport-Total.com) - Die Experten sind sich nach dem Grand Prix von China einig: Hätte Sebastian Vettel genau wie die McLaren-Piloten und Nico Rosberg auf eine Drei- statt eine Zweistoppstrategie gesetzt, hätte er heute in Schanghai gewonnen. Denn nach dem ersten Boxenstopp, nach dem Red Bull sich auf nur zwei Stopps festgelegt hat, lag der WM-Leader noch vor dem späteren Sieger Lewis Hamilton.

Titel-Bild zur News: Christian Horner

Christian Horner nimmt sein Team nach dem Strategiefehler in Schutz

Vettel wechselte in der 31. Runde auf seinen letzten Satz harte Pirellis, Hamilton sieben Runden später. Das sorgte im Finale für einen großen Leistungsunterschied, sodass der Red-Bull-Pilot beim Überholmanöver in der 52. Runde eigentlich keine Chance hatte. Aber: "Bisher waren unsere Strategien nicht schlecht", verteidigt Teamchef Christian Horner seine Leute am Kommandostand. "Am Ende haben nur vier Runden gefehlt."

Strategie kostete möglichen Sieg

"Du kannst nicht alle Optionen abdecken", erläutert er. "Wir schafften es, durch den ersten Stopp in Führung zu gehen. Als wir dann vor den McLarens waren, haben wir uns entschieden, auf eine Zweistoppstrategie zu gehen. Wir hielten das für die effizienteste Variante, denn wir waren am Freitag sehr schonend zu den Reifen. Du musst eine Entscheidung treffen, welche Variante am besten ist, aber es gibt halt keine Kristallkugel."

"Für uns sah es so aus, als wären zwei Stopps die beste Möglichkeit, McLaren zu besiegen. Am Ende fehlten vier Runden auf den Sieg", ärgert sich Horner. "Wenn Lewis hinter Rosberg und Massa ein bisschen länger aufgehalten worden wäre, hätte es vielleicht gereicht. Es war sehr eng. Es war keine Katastrophe, sondern ein Poker, der nicht aufgegangen ist. Zu dem Zeitpunkt, als wir uns darauf eingelassen haben, lagen wir an dritter Stelle. Da muss man ein bisschen was riskieren."

Und weiter: "Wenn wir den Start gewonnen und freie Fahrt gehabt hätten, dann hätten wir uns die paar zusätzlichen Runden auf den beiden Option-Stints leisten können, um nicht am Ende in Probleme zu geraten", glaubt der 37-Jährige. "Im ersten Stint mussten wir früher als erhofft reinkommen. Mit einem guten Start wäre das anders gewesen, denn in Führung liegend kannst du deine eigene Pace fahren und trotzdem die Reifen schonen."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von China, Sonntag


Wenn Vettel "mit jedem Satz Options ein, zwei Runden länger fahren hätte können", wären die Probleme mit KERS (Aussetzer ab Rennmitte) und dem Boxenfunk (das Team konnte Vettel nicht hören) gar nicht ins Gewicht gefallen. Aber: "Zweiter und Dritter ist ein verdammt gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, wo wir in der ersten Runde waren", sagt Horner. Denn nach dem Start war Vettel nur Dritter und Mark Webber 17.

Schon am Start alles verloren?

Wäre Vettel wie in Melbourne und Sepang von Anfang an vorne weggefahren - den Speed dafür hatte er, zumindest laut Qualifying -, hätte sich Red Bull die Strategiediskussion wahrscheinlich sparen können. Horner: "Wir wussten, dass es ein Nachteil sein kann, hier auf Pole zu stehen, weil der Asphalt auf der rechten und linken Seite unterschiedlich ist. Kombiniert mit einem nicht unbedingt fantastischen Start führte dazu, dass Seb nach der ersten Kurve nur Dritter war."

Auch Vettel glaubt, dass er den schlechten Start nicht nur selbst vermasselt hat: "Der Start war nicht der beste, den wir dieses Jahr hatten. Außerdem scheint mir, dass die linke Seite hier aus irgendeinem Grund schlechter ist als die rechte. Auch die Tatsache, dass die erste Kurve nach rechts geht, hilft nicht wirklich", stimmt er Horner zu. "Aber mein Start war nicht hundertprozentig perfekt, daher habe ich meine Position auch gegen Lewis verloren, der ja direkt hinter mir stand."

Jenson Button

Sebastian Vettel fiel am Start beinahe sogar auf den vierten Platz zurück Zoom

Tatsache ist, dass er auf dem Podium der einzige Fahrer war, der zwei- und nicht dreimal zum Boxenstopp kam. Und: Obwohl von der Pole-Position gestartet, hatte er nach 56 Runden nur 2,3 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Webber, der vom 18. Platz losgefahren war. Was Red Bull daraus lernt? "Dass es vielleicht am besten ist, sich mit einem harten Reifen als 15. zu qualifizieren", grinst Horner augenzwinkernd.