• 03.02.2013 21:36

Horner: "Unser Fokus liegt allein darauf, Rennen zu fahren"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner über den neuen Boliden, die Chancen auf einen weiteren Titel und die Philosophie im Weltmeisterteam

(Motorsport-Total.com) - Ferrari, McLaren und Lotus - Red Bulls schärfste Verfolger in der Saison 2012 - haben ihren neuen Boliden bereits präsentiert. Am Sonntag zog auch das Weltmeisterteam aus Milton Keynes nach und stellte den RB9 der Weltöffentlichkeit vor. Mit einer Evolution des RB8 peilt die Truppe rund um Teamchef Christian Horner erneut den ganz großen Wurf an.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Mark Webber, Christian Horner, Adrian Newey

Christian Horner und seine Mannen für den Erfolg: Newey, Webber, Vettel Zoom

Im Interview spricht Horner über den neuen Boliden, über die Chancen auf einen vierten WM-Titel in Folge, über das Erfolgsgeheimnis von Red Bull und über die aktuelle Gesamtsituation der Formel 1 in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Frage: "Christian, wie fällt dein erstes Urteil zum RB9 aus?"
Christian Horner: "Es ist fantastisch, jetzt das Auto zu sehen, nachdem unglaubliche Anstrengungen unternommen wurden, es zu produzieren. Dieses Auto markiert den Beginn einer neuen Ära für uns. Es ist unser neuntes Auto, aber das erste mit Infiniti als unserem neuen Titelsponsor. Die Farbgebung ist daher auffallend anders. Wir haben es geschafft, die Farben eines Titelsponsors in die bewährte Red-Bull-Lackierung zu integrieren. Hoffentlich wird das Auto auch auf der Strecke auffallen."


Fotos: Präsentation des Red Bull RB9


Frage: "Kann Red Bull zum vierten Mal in Folge die Weltmeisterschaft gewinnen?"
Horner: "Das wird schwierig werden, denn die Konkurrenz ist gewaltig. Doch genau das ist es, was unsere Errungenschaften der vergangenen drei Jahre umso bemerkenswerter macht. Die Saison 2012 war lang und hart, doch unser Erfolg war das Zeugnis für all die intensive Arbeit und Hingabe in der Fabrik. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir mit derselben Truppe weitermachen. Unser Technikteam ist auf allen wichtigen Positionen unverändert geblieben und mit unserer Fahrerpaarung gehen wir nun ins fünfte Jahr. Ich glaube, das beweist, welch leidenschaftliche Verbissenheit herrscht, beide Trophäen für ein weiteres Jahr in unserem Schrank zu behalten."

Frage: "Wenn man bedenkt, dass acht der elf Teams in Großbritannien stationiert sind, wie hast du es dann geschafft, dieses Team über einen derart langen Zeitraum beisammen zu halten?"
Horner: "Die Leute genießen die Arbeit im Team und fühlen sich als ein Teil davon. Es existiert ein starker Teamgeist. Wir haben mit vielen Leuten im Team und auch mit Partnern und Sponsoren lange Verbindungen. Auf dieser Kontinuität und Stabilität lässt sich aufbauen. Unsere Arbeitsweise ist offen und transparent. Wir konzentrieren uns darauf, ein Formel-1-Team zu sein und nicht mehr. Unser Fokus liegt einzig und allein darauf, Rennen zu fahren und das Beste aus uns selbst herauszuholen. Auch wenn wir sehr gute Wochenenden - und sehr gute Jahre - hatten, so wissen wir genau, dass es immer Bereiche gibt, in denen wir uns noch verbessern können."

Frage: "Was sagst du zu den Kommentaren von Helmut Marko, der kürzlich die Konstanz von Mark Webber über eine komplette Saison hinweg in Frage stellte?"
Horner: "Wir alle wissen, dass Helmut sein Herz hin und wieder auf der Zunge trägt. Seine Kommentare spiegeln seine Meinung wider und diese kann fehlinterpretiert werden. Wenn wir mit Mark nicht zufrieden wären, dann hätten wir ihn nicht für dieses Jahr unter Vertrag genommen. Wir geben beiden Fahrern identische Möglichkeiten. Unterm Strich kommt es darauf an, was sie auf der Strecke daraus machen. Für uns macht es keinen Unterschied, welcher Fahrer gewinnt - solange er in einem unserer Autos sitzt."

Formel 1 steht laut Horner gut da

Frage: "Der Große Preis von Deutschland stand lange auf der Kippe und HRT als Team ist nicht mehr mit von der Partie. Was sagst du zum aktuellen Zustand der Formel 1?"
Horner: "Grundsätzlich sieht der Deutschland-Grand-Prix inzwischen etwas gesünder aus. Ich hoffe, dass eine Lösung gefunden werden konnte, um das Nürburgring-Rennen in diesem Jahr stattfinden zu lassen. Es ist natürlich schade, HRT zu verlieren. Die generelle Popularität der Formel 1 war aber meiner Meinung nach nie höher als im Moment. Der WM-Kampf im vergangenen Jahr war die beste Werbung für die Formel 1. Was ein neues Concorde-Agreement betrifft, sehen die Dinge ebenfalls gut aus. Das sollte uns für viele Jahre Stabilität und Langlebigkeit geben, was für alle Teams in diesem Geschäft positiv ist. Es sind nun einmal wirtschaftlich schwierige Zeiten - und zwar für alle Teams. In diesem Zusammenhang ist unser Titelsponsor Infiniti eine hervorragende Neuigkeit für uns und für den Sport."

Frage: "Wenn es etwas gäbe, das du den Menschen lehren könntest. Was wäre das?"
Horner: "Oh mein Gott, jedenfalls nicht Französisch (lacht; Anm. d. Red.). Im Ernst: Die Formel 1 besteht inzwischen zu einem Großteil aus Politik. Also wäre Politik wohl das einzige, was ich weitergeben könnte."

Frage: "Was erwartest du angesichts der Regeländerungen von der Saison 2014?"
Horner: "Das Jahr 2014 wird mit Sicherheit für alle Teams zu einer großen Herausforderung. Es gibt dann ein komplett neues Motorenreglement. Was uns betrifft, so können wir auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit unserem aktuellen Motorenpartner Renault zählen. Dort wird hinter den Kulissen schon jetzt sehr hart gearbeitet. Die Herausforderung für uns besteht darin, das Auto für 2013 weiterzuentwickeln und gleichzeitig am RB10 zu arbeiten, der sich aufgrund der Regeln grundlegend vom bisher Gekannten unterscheiden wird. Da die richtige Balance zu finden, wird allen Teams zu schaffen machen."