Horner: Red-Bull-Diffusor wird überbewertet

In Silverstone feiert auch der angeblasene Diffusor von McLaren endlich seine Premiere - Red Bull spielt nun die Bedeutung der hauseigenen Lösung herunter

(Motorsport-Total.com) - Derzeit gibt es in den Technikbüros der Formel-1-Teams ein dominierendes Thema: Was im Vorjahr der Doppeldiffusor von Brawn und zu Saisonbeginn 2010 das F-Schacht-System von McLaren war, ist jetzt der sogenannte "angeblasene Diffusor" aus der Feder von Aerodynamik-Genie Adrian Newey. Dieses neuartige Auspuffsystem leitet die Abgase in den Diffusor und sorgt damit für zusätzlichen Abtrieb. Red Bull enthüllte die raffinierte Lösung der Heckpartie erst beim letzten Test vor Saisonbeginn - Ferrari, Mercedes und Renault zogen erst vor zwei Wochen beim Grand Prix von Europa in Valencia nach.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Objekt der Begierde: Die raffinierte Heckpartie des Red Bull RB6

In Silverstone steigt die Premiere der McLaren-Variante des angeblasenen Diffusors. Doch wie viel Zeitgewinn bringt die Neuentwicklung wirklich? "Nur zwei bis drei Zehntel", spielt Red-Bull-Teamchef Christian Horner die Bedeutung gegenüber 'Auto Motor und Sport' herunter. "Die Vorteile werden von unseren Rivalen total überbewertet."#w1#

Bekanntlich bringt es oft nur wenig, eine Idee zu kopieren, wenn sie nicht zum Konzept des jeweiligen Autos passt. Diese Erfahrung machten dieses Jahr viele Teams beim F-Schacht-System: McLaren hatte bereits vor Saisonbeginn das Chassis um die geniale Entwicklung herum gebaut, Nachahmer dürfen das Chassis nicht verändern und sind dadurch gezwungen, Kompromisse einzugehen. Das Ergebnis: Nirgends funktioniert das System so gut wie am McLaren.

Ähnliches prognostiziert nun Red-Bull-Youngster Sebastian Vettel für die anderen Teams: Der angeblasene Diffusor "hilft uns schon ein bisschen, doch nur zusammen mit dem gesamtem Paket - das beinhaltet unsere Hinterradaufhängung. Und die kann während der Saison nicht kopiert werden." Der Heppenheimer spielt darauf an, dass Newey als einziger Technikchef der Formel 1 beim RB6 auf eine Zugstreben-Aufhängung setzt, die zwar mechanische Nachteile mit sich bringt, aber Red Bulls Diffusor-Trick begünstigt.

Man darf gespannt sein, ob es McLaren gelungen ist, das System in die eigene Design-Philosophie zu integrieren. Während Lewis Hamilton und Jenson Button vor dem Heimrennen auf Fortschritte hoffen, gibt sich Ferrari-Star Fernando Alonso nach der Valencia-Premiere der neuen Ferrari-Heckpartie eher vorsichtig: "Die Strecke in Silverstone wirkt auch nach dem Umbau relativ ähnlich wie davor. Die vielen schnellen Kurven liegen uns nicht so gut."