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  • 17.04.2011 12:22

  • von Roman Wittemeier

Horner: "Es war ein Rennen der Strategie"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner und Berater Helmut Marko über die Podestplätze von Sebastian Vettel und Mark Webber in China

(Motorsport-Total.com) - Red Bull hat erstmals im Jahr 2011 ein Rennen verloren. Sebastian Vettel musste sich in China nach zwei Siegen in Folge nun Lewis Hamilton beugen. Der Deutsche fuhr auf Platz zwei, sein Teamkollege Mark Webber wuchtete sich von Startplatz 18 noch auf das Podium. "Mit der Führung in beiden WM-Wertungen nun nach Eurpoa zu reisen, ist eine tolle Sache", freut sich Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel passierte die Zielflagge erstmals in diesem Jahr nur als Zweiter

"Es war ein Rennen der Strategie", erklärt der Brite. "Wir haben versucht, unsere Konkurrenten mit einer Zweistopp-Strategie zu packen. Das hätte fast funktioniert, es war dermaßen knapp. Die Gefahr lag darin, dass wir bei gleicher Strategie wie McLaren einfach nur hinter denen hergefahren wären. Wir haben uns für zwei Stopps entschieden, um es anders zu machen."

Vettel hatte den Start verloren, war aber im Zuge der ersten Stopps wieder nach vorne gespült worden. Im Finale hatte er gegen den mit frischeren Pneus agierenden Hamilton keine Chance. "Sebastian ist ein tolles Rennen gefahren. Mit Absicht hat er sich nicht zu sehr gegen Lewis gewehrt. Die Punkte können am Ende des Jahres sehr wichtig werden", sagt Horner.

"In Anbetracht der Probleme bei Vettel ist es ein gutes Ergebnis", stimmt Helmut Marko zu. "Er konnte beim Start nicht die volle Leistung abrufen. Das KERS ging während des Rennens manchmal, manchmal aber auch nicht." Vettel meisterte die Herausforderungen mit Bravour. "Man muss sich Kurve für Kurve darauf einstellen, muss die Bremsbalance anpassen. Umso erstaunlicher ist die Leistung von Sebastian", sagt Marko.

¿pbvin|512|3609||0|1pb¿Nur ein einziges Mal signalisierte das Vettel-Bauchgefühl nicht das richtige. Prompt gab es ein Reifenproblem. "Dadurch hatten wir vorne einen Bremsplatten, mussten den Boxenstopp vorziehen. Daher ist die Zweistopp-Strategie nicht aufgegangen. Er hätte sonst drei bis vier Runden länger fahren können. Er musste ohne viel Kommunikation alles aus dem Bauch heraus machen. So gesehen ist der zweite Platz ein großer Erfolg."

Bei Vettel war zu allem Überfluss auch noch ein Problem mit dem Funk aufgetreten. Die Signale von der Box ins Auto waren klar, umgekehrt konnten die Teammitglieder die Aussagen des Champions nicht mehr verstehen. "Vermutlich war ihm etwas von seinem Getränk ans Mikrofon gelaufen. Als es abtrocknete wurde es wieder besser", beschreibt Horner.

Gerade die Kommunikation mit der Box ist allerdings in Zeiten wilder Strategien sehr wichtig. "Die Informationen, die auf unsere Leute hereinströmen, haben sich fast verdoppelt", erklärt Marko. "Dabei die Übersicht zu behalten, ist sehr schwer. Hinzu kommt, dass die Reifen plötzlich einbrechen können. Da sind ganz schnell zwei oder drei Sekunden weg. Diesen Punkt darf man nicht übersehen. Nach Möglichkeit muss man direkt in der Runde davor zum Stopp kommen."

Bei Mark Webber landete man bezüglich der Strategie einen Volltreffer. "Es hat perfekt funktioniert. Wir hatten ihn im Verhältnis zu den anderen auf eine gegenteilige Strategie gesetzt. Er ist mit harten Reifen losgefahren, hat sich dann immer weiche Pneus geholt. Das war aggressiv", sagt Horner. Webber konnte sich so bis auf Platz drei nach vorne fahren.

Mark Webber

Mark webber fuhr ein beherztes Rennen von Rang 18 auf das Podest Zoom

"Endlich ein problemloses Rennen für Mark. Von Platz 18 auf Rang drei ist fantastisch", stimmt Helmut Marko zu. Der Österreicher lobt: "Er hat es super umgesetzt. Unsere Leute haben ihn jeweils zum perfekten Zeitpunkt hereingeholt. Er selbst hat auf der Strecke toll überholt."

"Bei ihm funktionierte KERS am Start und in der ersten Rennhälfte gut, danach hat er es vorsichtshalber nicht in jeder Runde eingesetzt", betont Teamchef Horner. "Jetzt haben wir drei Wochen Zeit. Es geht in die richtige Richtung." Man müsse Red Bull zugute halten, dass man KERS 2011 erstmals einsetze. "Die anderen haben ein Jahr Vorsprung", sagt Marko.

"Adrian Newey hat keine Lösung gemacht wie alle anderen, sondern seine ist wesentlich komplizierter. Die Probleme liegen bei der Temperatur", gibt der Österreicher offen zu. "Es wird besser, aber es gibt eine gewisse Unabwägbarkeit. Wir nehmen an, dass wir es bis zum Rennen in der Türkei in den Griff bekommen."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von China


Bis zum Rennen in Istanbul wird auch Red Bull neue Teile für den RB7 parat haben, um sich McLaren möglichst weiter vom Leibe zu halten. "Wir bringen etwas Neues. Wir hoffen, dass wir mit den Updates unseren leichten Vorsprung halten können. Es muss aber alles passen. Wenn eines der neuen Teile nicht sofort die erwartete Leistung bringt, dann wird es noch enger", sagt Marko.