Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Horner: "Die Meisterschaft lebt noch"
Red-Bull-Teamchef Christian Horner hofft nach Sebastian Vettels "dominanter" Vorstellung in Suzuka auf Siege in São Paulo und Abu Dhabi
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich ist Sebastian Vettel auch nach dem gestrigen Sieg in Suzuka weiterhin krasser Außenseiter auf den WM-Titel, denn auf Jenson Button fehlen immer noch 16 Punkte. Das bedeutet, dass Button in den letzten zwei Rennen nur einmal Fünfter werden muss, um die letzten theoretischen Chancen seines deutschen Gegners zu vernichten.

© xpb.cc
"Sebastian, jetzt musst du auch in São Paulo und Abu Dhabi gewinnen!"
Trotzdem lebt die WM-Chance Vettels noch, denn nicht nur Red-Bull-Teamchef Christian Horner weiß: 2007 hatte Kimi Räikkönen zwei Rennen vor Schluss schon 17 Zähler Rückstand, wurde aber trotzdem noch Weltmeister! Im Interview nach dem Grand Prix von Japan lobte Horner die Topleistung von Vettel und kündigte die Marschroute für die letzten beiden Rennen an: Zwei Siege - dann regelt sich der Rest von selbst!#w1#
Riesenjubel bei Red Bull
Frage: "Christian, Gratulation zum Sieg von Sebastian in Suzuka!"
Christian Horner: "Danke. Es war ein fantastischer Tag für Sebastian und das Team. Er ist brillant gefahren - nicht nur heute, sondern schon das ganze Wochenende. Er hatte zu jedem Zeitpunkt alles unter Kontrolle. Vor dem Rennen habe ich zu ihm gesagt: 'Freu dich auf dieses Rennen, denn oft wirst du nicht so ein tolles Auto für so eine tolle Strecke haben!' Genau das hat er getan. Er war vom Start bis ins Ziel dominant."
Frage: "Warum haben eure Boxenstopps heute so lange gedauert?"
Horner: "Nach der Strafe wegen unsicherer Freigabe in der Boxengasse in Spa haben wir dem Mann am Lollipop gesagt, dass er kein Risiko eingehen soll. Das hat er gut gemacht."
Frage: "Eure WM-Chancen sind heute deutlich gestiegen, nicht wahr?"
Horner: "Ja. Es ist immer noch eine sehr kleine Chance, aber die Meisterschaft lebt noch. Für uns kann das Ziel nur sein, die letzten zwei Rennen zu gewinnen, dann liegt es an den Brawn-Jungs, den Titel zu verlieren. Unser Fokus sind die Siege in Brasilien und Abu Dhabi, dann löst sich der Rest ganz von selbst auf."
Frage: "Wie glaubst du wird euer Auto in São Paulo und Abu Dhabi liegen?"
Horner: "Wir waren enttäuscht, dass wir Singapur nicht gewonnen haben. Ohne die rote Flagge im Qualifying hätten wir das Rennen gewinnen können. Einige der jüngsten Weiterentwicklungen zielen besonders auf langsame Passagen ab, denn das ist der Bereich, in dem wir noch nicht so konkurrenzfähig waren wie Brawn. Daher haben wir allen Grund zur Annahme, dass wir in Brasilien sehr konkurrenzfähig sein werden."
Frage: "Wie sieht euer Entwicklungsplan für die letzten zwei Rennen aus? Bekommt ihr noch neue Teile?"
Horner: "Es gibt einige feine Verbesserungen, aber das Paket, das wir kürzlich eingeführt haben, ist sehr signifikant. Wir werden in Brasilien alles geben."
Hoher Puls bei Red-Bull-Unfall
Frage: "Was ist dir durch den Kopf gegangen, als du Jaime Alguersuaris Unfall gesehen hast?"
Horner: "Es musste ja ein Toro Rosso sein, nicht wahr? Das ist halt Teil des Lernprozesses dieser Jungs. Bei uns am Kommandostand hat der Unfall einen kollektiven Herzinfarkt verursacht! Aber zu dem Zeitpunkt war alles unter Kontrolle. Sebastian musste sich hinter dem Safety-Car nur darauf konzentrieren, den Reifendruck im Fenster zu halten. Den Rest hatte er im Griff."
Frage: "Jenson Button wurde heute nur Achter und die Performance seines Autos war nicht gerade überwältigend. Glaubst du, dass man in der Weltmeisterschaft die Dinge nun noch einmal überdenken muss?"
Horner: "Ich würde trotzdem mit ihm tauschen und 16 Punkte Vorsprung nehmen! Jenson hat die beste Ausgangsposition. Er wird sich schon ganz schön anstrengen müssen, um dieses Ding noch zu verlieren. Er sammelt beständig Punkte. Wir konzentrieren uns wie gesagt einfach darauf, die letzten zwei Rennen zu gewinnen, denn alles andere liegt nicht in unserer Hand."
Frage: "Mark Webber konnte Sebastian heute nicht helfen und den Brawns Punkte wegnehmen..."
Horner: "Marks Wochenende war ein einziger Albtraum - schon von Freitag weg. Nach dem Unfall im dritten Training musste er das Chassis wechseln und das Qualifying auslassen. Heute mussten wir die Kopfstütze tauschen, dann hatte er einen Reifenschaden. Es ging eigentlich nur noch darum, die Fahrzeit auch im Rennen als Test zu nutzen, um ein paar Dinge auszuprobieren, weil man ja sonst nicht testen kann. Ein schwacher Trost ist die schnellste Rennrunde."
Frage: "Bei Brawn ist man optimistisch, dass es in São Paulo und Abu Dhabi besser laufen wird als hier. Glaubst du das auch?"
Horner: "Wir dachten das in Singapur auch. Natürlich haben sie ein gutes Auto, das in bestimmten Gebieten hervorragend funktioniert, aber ich sehe keinen Grund, weshalb wir in Brasilien nicht konkurrenzfähig sein sollten. Das sind zwei komplett unterschiedliche Streckentypen: der Stadtkurs in Singapur und Suzuka hier. Wir waren auf beiden schnell."
Frage: "Es gab dieses Jahr einige entscheidende Rennen, die Brawn gewonnen hat, zum Beispiel Istanbul oder Valencia. Hast du das Gefühl, dass das Pendel nun wieder in eure Richtung schwenkt?"
Horner: "Wir haben halt einige neue Teile ans Auto geschraubt. Die Jungs in Milton Keynes leisten brillante Arbeit. Im Moment arbeiten alle Abteilungen auf Hochtouren. Selbst gestern Morgen kamen noch neue Teile an. Die Entwicklung geht weiter und die werden wir bis zur letzten Runde in Abu Dhabi nicht stoppen."
Viele Punkte verloren
Frage: "Sebastian könnte dieses Jahr schon viel mehr Punkte haben, man denke nur an die Kollision mit Robert Kubica in Melbourne. Glaubst du, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat?"
Horner: "Er wird immer stärker, genau wie wir als Team. Wir sind dieses Jahr enorm gereift. Ja, man muss nach einer Saison zurückblicken und analysieren, aber derzeit sind noch zwei Rennen zu fahren."
Frage: "Bereust du, dass euch diese Punkte durch die Lappen gegangen sind?"
Horner: "Man kann vieles bereuen - beim Doppeldiffusor angefangen über Zwischenfälle bis hin zu Strafversetzungen um zehn Plätze und Motorschäden. Da gibt es unzählige Dinge, aber das ist für jedes Team gleich. Im Moment konzentrieren wir uns auf Brasilien und dann auf Abu Dhabi."
Frage: "Wie schätzt du das Nervenkostüm der drei Fahrer ein, die noch Chancen auf den WM-Titel haben?"
Horner: "Es gibt drei verschiedene Herangehensweisen, denn ein Fahrer liegt mit großem Vorsprung in Führung, auch wenn er in der zweiten Saisonhälfte viele Punkte verloren hat. Dann ist da Rubens, der seine große Chance wittert, und dann ist noch Sebastian da, der nichts zu verlieren hat. Die Psychologie dahinter ist faszinierend, aber unser Ziel ist wie gesagt, die letzten Rennen zu gewinnen, eben weil wir nichts zu verlieren haben."
Frage: "Macht es das für euch einfacher?"
Horner: "Ich glaube schon. Wir haben nur einen Fahrer, hinter den wir uns stellen werden. Man kann nicht mehr machen, als die Rennen zu gewinnen. Das ist uns heute gelungen und es muss uns noch zweimal gelingen. Vor uns liegt aber ein steiler Berg."
Frage: "Sebastian ist näher am WM-Titel dran als Kimi Räikkönen 2007. Der hatte zwei Rennen vor Schluss 17 Punkte Rückstand auf Lewis Hamilton..."
Horner: "Ja. Es ist eine große Herausforderung, aber wir nehmen einfach jedes Rennen so, wie es kommt."
Frage: "Ihr seid auch noch im Rennen um die Konstrukteurs-WM."
Horner: "Aber nur noch um einen halben Punkt."

