• 13.10.2001 05:17

  • von Fabian Hust

Honda zieht sich aus der CART-Serie zurück

Der japanische Automobilhersteller Honda wird sich Ende der kommenden Saison aus der CART-Serie zurückziehen

(Motorsport-Total.com) - Der japanische Automobilhersteller Honda hat am Freitag in den USA bekannt gegeben, nur noch in der kommenden Saison in der amerikanischen CART-Serie als Motorausstatter aktiv zu sein und sich danach zurückzuziehen. Als Grund für den Ausstieg aus der nordamerikanischen Rennserie nannte man unter anderem die fehlende Möglichkeit, rechtzeitig einen Motor für die Saison 2003 fertig zu stellen.

Titel-Bild zur News: Hondas diesjähriger Motor vom Typ RA001E

Hondas diesjähriger Motor vom Typ RA001E

Tom Elliott, Präsident der 'Honda Performance Development', erklärte am Freitag auf einer Pressekonferenz auf dem 'Laguna Seca Raceway', dass die CART-Serie Honda nicht ausreichend über Reglementänderungen informiert habe. Hintergrund ist eine drastische Reglementänderung, die die seit 1979 eingesetzten 2,65-Liter-Turbomotoren ab 2003 durch 3,5-Liter-Saugmotoren ersetzen wird.

Der Motorentyp, der schon in der Konkurrenzserie IRL eingesetzt wird, hätte für Honda eine Vorlaufzeit von zwei Jahren für die Entwicklung benötigt. Elliott erklärte, dass die CART-Serie entgegen den Versprechen einer langen Stabilität im Motorsektor das Reglement geändert habe: "Das ist für Honda ein klarer Hinweis darauf, dass wir nicht länger dem Reglementbuch der CART-Serie und deren Administratoren vertrauen können."

Nach Aussage des Präsidenten kostete Honda das CART-Programm im Jahr zwischen 15 und 20 Millionen Dollar. Hinter der Entscheidung, sich aus der CART-Serie zurückzuziehen, dürfte aber auch die notwendige Konzentration auf die Formel 1 stecken, nachdem man auch in diesem Jahr keinen konkurrenzfähigen Motor auf die Beine stellen konnte. Das Comeback von Renault plus Toyotas Einstieg setzen Honda in der Königsklasse des Motorsports in den nächsten Jahren zusätzlich unter Druck.

Mit bisher 71 Siegen ist Honda der momentan vierterfolgreichste Motorenhersteller in der Formel 1. Als Werkspartner von BAR feierte man im vergangenen Jahr offiziell das Comeback in die Formel 1, in diesem Jahr stattet man mit Jordan noch ein zweites Team mit Werksmotoren aus, um die Chancen auf Erfolg zu erhöhen. Doch von der sehr erfolgreichen Honda-Ära Mitte der 80er-Jahre bis Anfang der 90er-Jahre ist man momentan weit entfernt.

Die Fahrer der beiden Teams ließen bereits vereinzelt leise Kritik an den Japanern laut werden, denn Hondas aktueller Zehnzylinder ist nicht stark genug, um mit BMW, Ferrari und Mercedes mitzuhalten. Aus diesem Grund wird der RA001E im kommenden Jahr einem Zehnzylinder mit einem weiteren Zylinderkopföffnungswinkel weichen. Mit etwas über 70 Grad ist der Honda. hier in diesem Jahr wie auch der Mercedes-Motor noch sehr konservativ ausgelegt, Ferrari und BMW sind sich mit 90 Grad sicher, den goldenen Mittelweg zwischen den konservativen Motorenkonzepten und der radikalen Gangart von Renault gefunden zu haben, wo man auf 111 Grad setzte.

Wie groß der Öffnungswinkel sein wird, werden die Japaner natürlich so lange wie möglich geheim halten, doch man darf davon ausgehen, dass man sich irgendwo zwischen 90 und 111 Grad einpendeln wird. Nach acht Jahren in die Formel 1 zurückzukehren hat sich für Honda bisher als sehr schwierig erwiesen: "Ich denke, dass wir erst im Jahr 2004 um den Titel mitfahren werden", gab Katzutoshi Nishizawa, der Technische Direktor von Honda, im Juli zu.

Die Bekanntgabe von Honda, sich aus der CART-Serie zurückzuziehen kam keineswegs überraschend. Mercedes machte es jüngst mit dem Rückzug vor, Honda zog nun nach. Es erscheint logisch, dass Honda momentan mit dem Formel-1- und Motorradsport-Projekt in Europa und dem CART-Projekt in Nordamerika auf Anschlag arbeitet und die Aufgabe eines Projektes freie Kapazitäten für die Formel 1 schaffen würde.

Nordamerika ist zwar für Honda der wichtigste Markt, doch Priorität hat momentan ganz klar das Formel-1-Projekt, da dies weltweit mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Motorradsport-Programm dürfte Honda hingegen ungern aufgeben, denn dies benötigt man im Kampf um Marktanteile gegenüber Yamaha dringend.

Für Honda ist ein Rückzug aus der CART-Serie nach fünf Titeln in Folge verschmerzbar, für die CART-Serie ist der Rückzug allerdings ein schwerer Schlag, denn von 26 Teams sind zehn mit Honda-Power unterwegs und die restlichen Motorpartner Ford und Toyota können und wollen keine weiteren Teams unter Vertrag nehmen - beide Hersteller sind nämlich ebenfalls in einem Formel-1-Projekt involviert.