• 18.04.2014 12:28

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Honda und die Kundenteams: Erst nein, dann vielleicht

Die Japaner wollen McLaren bis mindestens Ende 2016 exklusiv beliefern, sind aber zu Gesprächen bereit - Fabrik in Milton Keynes eröffnet im Juni

(Motorsport-Total.com) - Ab der kommenden Saison ist die Formel 1 um ein Schwergewicht reicher. Mit Honda kehrt nicht nur einer der größten Autokonzerne der Welt als Motorenlieferant zurück, sondern auch eine der traditionsreichsten Marken in der Geschichte der Königsklasse. Die Vorbereitungen für das Projekt McLaren, 2015 Exklusivkunde der Japaner, laufen: Im Juni wird die neue Fabrik im englischen Milton Keynes eröffnet. "Derzeit wird gebaut, aber dort werden unsere Motoren entstehen", sagt Yasuhisa Arai.

Titel-Bild zur News: Yasuhisa Arai

Yasuhisa Arai ist ein Befürworter des umstrittenen neuen Reglements Zoom

Auch die Vorbereitung der Antriebsstränge auf die Renneinsätze wird laut Hondas Motorsport-Chef in Mittelengland erfolgen. Dass das Unternehmen nur sechs Jahre nach dem überfallartigen Ausstieg als Werksteam wieder im Grand-Prix-Zirkus mitrollen wird, führt Arai auf die jüngste Entwicklung zurück. "Ein wichtiger Grund für unsere Entscheidung war das neue Reglement", sagt er. Schon nach der BAR-Übernahme 2006 war Honda darauf erpicht, ein umweltfreundliches Image zu transportieren und rollte mit teilweise gewöhnungsbedürftigen Sonderlackierungen aus.

An dieser Philosophie hat sich nichts geändert, sehr wohl aber an der der Formel 1. Als Honda die Segel strich, gab es noch durstige V8-Motoren. Später kamen mit KERS ein erstes Element der Energierückgewinnung und das Nachtankverbot, im vergangenen Winter dann die Umrüstung auf 1,6-Liter-V6-Motoren mit Turboaufladung und ausgefeilten Hybridsystemen, dazu ein Spritlimit. Arai gefällt das Reglement: "Es berücksichtigt die Umwelt und macht die Antriebsstränge 'grüner'", lobt er und erkennt ein Umdenken: "Weil es insgesamt mehr um das Energiemanagement geht."

Sieben Teams waren schon Kunden

Der Honda-Verantwortliche lobt den Ansatz, mit weniger fossilen Brennstoffen mehr Leistung generieren zu wollen und so auch Ziele in der Serienentwicklung aufzugreifen. Dennoch gehen er und seine Mitstreitern das Projekt vorsichtig an. Sie konzentrieren sich auf einen langjährigen Vertrauten aus Woking: "2015 haben wir nur einen Kunden, der heißt McLaren. Weiter in die Zukunft denke ich nicht, weil wir uns auf die kommende Saison konzentrieren", wiegelt Arai - von 'Motorsport-Total.com' auf weitere Motorenkunden angesprochen - ab.

Dabei verfügt Honda als Zulieferer über noch mehr Tradition. 1983 waren die Japaner erstmals in dieser Rolle und statteten die britische Spirit-Mannschaft aus, deren Engagement aber nicht von Erfolg gekrönt war. Besser lief es von 1984 bis 1987 mit Williams, wo zwei Konstrukteurs-Titel eingefahren wurden. Einem Intermezzo mit Lotus folgte ab 1988 die Goldene Ära mit McLaren. Vier WM-Kronen in Serie bei den Teams wanderten bis 1992 in die Vitrinen. Die erste Formel-1-Ära beendete Honda auch mit Tyrell, ab 2001 kehrte man an der Seite Jordans und BARs zurück.

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Arai lässt die Tür offen, wenn es um weitere Kunden neben McLaren geht, allerdings erst ab 2017: "Wenn ein Team den Antriebsstrang nutzen will, können wir ihn nach der Saison 2016 durchaus zur Verfügung stellen. Es gibt aber noch keine konkreten Pläne." Weniger Zeit verliert Honda dabei, wieder zur Form früherer Tage zu finden: "Natürlich wollen wir im kommenden Jahr so gut wie möglich abschneiden", kündigt der Motorsport-Chef an.