Honda-Teamchef Fry nimmt Button in Schutz

Jenson Button wirkte in Melbourne wie ein Anfänger, dabei konnte er ganz einfach nicht schneller fahren, weil es die Reifen nicht zuließen

(Motorsport-Total.com) - Als Polesetter hätte sich Jenson Button gestern in Melbourne sicher mehr erwartet als einen fünften Platz, den er noch dazu wegen eines Motorschadens in der letzten Runde freiwillig in einen zehnten umwandelte, um beim nächsten Rennen in Imola straffrei ein neues V8-Triebwerk einsetzen zu dürfen. Wurzel allen Übels war aber nicht der Fahrer, sondern die Technik.

Titel-Bild zur News: Jenson Button und Nick Fry

Nick Fry weiß, dass Jenson Button nichts für seine schwache Performance konnte

Wie viele andere Teams hatte Honda im Albert Park bei 19 Grad massive Schwierigkeiten damit, die Reifen auf Betriebstemperatur zu bringen, weshalb Button gerade bei den Restarts nach den Safety-Car-Phasen wie ein Anfänger aussah und von Fernando Alonso und Kimi Räikkönen mehr oder weniger problemlos überholt wurde. Seitens des Honda-Teams gab es diesbezüglich aber keinerlei Vorwurf an den Briten.#w1#

Button bei der Abreise ziemlich verärgert

Stattdessen kritisierte eher Button das Team: "Ich fliege heute nach Hause und habe keinen Plan, wie wir das lösen sollen", meinte er achselzuckend. "Nächste Woche testen wir in Barcelona. Hoffentlich können wir dort gemeinsam mit Michelin eine Lösung finden. Manchmal kam ich mir heute so vor, als würde ich im strömenden Regen fahren. Ich konnte nicht schneller fahren, weil ich sonst abgeflogen wäre. Die Vorderachse rutschte in jeder Kurve durch die Gegend."

Allerdings darf man sich fragen, warum der 26-Jährige seine Reifen in den Runden hinter dem Safety-Car nicht aggressiver angewärmt hat - eine Frage, die sich übrigens auch Alonso stellte: "Jenson hat seine Reifen nicht genug aufgewärmt, daher war ich beim Restart besser gerüstet", sagte der Renault-Pilot, der seinen R26 immer am wildesten durch die Gegend schleudert, nicht ohne Genugtuung.

Vorderreifen kann man nicht einfach aufwärmen

Honda-Teamchef Nick Fry konterte: "Die Hinterreifen kann man leicht aufwärmen, in dem man sie durchdrehen lässt, aber vorne ist das viel schwieriger. Jenson bekam keine Hitze in die Vorderreifen, konnte die letzte Kurve nicht voll fahren und wurde daher auf der Geraden oder vor der ersten Kurve überholt, weil er zu wenig Schwung hatte. Nach jeder Safety-Car-Phase hat er ein, zwei Positionen verloren. Das war aber nicht sein Fehler", nahm der Brite seinen Landsmann in Schutz.

"Als Räikkönen hinter Jenson lag, waren wir vorbereitet, aber er konnte es nicht verhindern, gegen ihn eine Position zu verlieren." Nick Fry

"Alonso kam viel schneller aus der letzten Kurve heraus und konnte Jenson aus dem Windschatten vor der ersten Kurve überholen. Jensons Räder blockierten immer wieder - sogar während der Aufwärmrunde fiel uns das auf", seufzte Fry. "Beim zweiten Mal, als Räikkönen hinter ihm lag, waren wir eigentlich gut vorbereitet, aber er konnte es nicht verhindern, auch gegen Räikkönen eine Position zu verlieren."

Button: "Dass ich nicht gewinnen würde, war mir schon klar, als Alonso mich überholte. Nach der ersten Kurve nach der Safety-Car-Phase rutschte mir mein Herz gewaltig in die Hose. Es fühlte sich an, als hätte ich keine Flügel mehr am Auto. Sehr viel langsamer hätte man gar nicht mehr durch die Kurve fahren können, aber es ging leider nicht anders", gab er vor seiner Abreise aus Melbourne enttäuscht zu Protokoll.

Honda verwendete andere Reifen als andere Teams

"Wir sind natürlich sehr enttäuscht", fügte Fry an. "Toll, dass wir das Auto im Qualifying hinbekommen, aber wir müssen im Rennen genauso schnell sein. Heute waren wir dazu nicht in der Lage. Wir verwendeten einen geringfügig anderen Reifen als die anderen Michelin-Teams. Vielleicht war das zum Teil mit ein Grund. Von Zeit zu Zeit sind wir wirklich schnell unterwegs, aber wir müssen verstehen, warum das heute nicht der Fall war."

Hondas Probleme wirken allerdings angesichts der Tatsache, dass die meisten Konkurrenten ähnliche Klagen von sich gaben, nicht allzu dramatisch. Michael Schumacher ist beispielsweise überzeugt, dass sein Ferrari mit einer anderen Reifenmischung sogar siegfähig gewesen wäre. Der Schlüssel zum Erfolg scheint 2006 also zu sein, die Reifen unter den jeweiligen Bedingungen in ihr optimales Temperaturfenster zu bekommen.