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  • 06.05.2002 16:43

  • von Fabian Hust

Hintergrund: Wie sich die Höhe auf einen Motor auswirkt

Die hohe Lage des A1-Rings in der Steiermark hat große Auswirkungen auf den Motor ? wir erklären Ihnen welche

(Motorsport-Total.com) - Wie der Große Preis von Brasilien so findet auch der Österreich-Grand-Prix in einer für Formel-1-Verhältnisse ungewöhnlichen Höhe statt. Der A1-Ring liegt rund 700 Meter über dem Meeresspiegel, was die Motoringenieure beachten müssen, wie Denis Chevrier, Chefentwickler bei Renault erklärt: "In einem Motor verbrennt der in der Luft vorhandene Sauerstoff mit dem Treibstoff und dieser Prozess erzeugt Hitze. Je mehr Sauerstoff man in den Motor bekommt, desto mehr Kraft kann man generieren. In der Höhe ist die Dichte der Luft jedoch geringer, was bedeutet, dass durch die vorhandene Menge an Luft weniger Sauerstoff vorhanden ist. Das bedeutet, dass bei gleicher Geschwindigkeit und damit gleich bleibender Menge an Luft, die zum Motor gelangt, die PS-Anzahl niedriger ist."

Titel-Bild zur News: Ferrari-Motor Typ 051 Saison 2002

Die Höhe wirkt sich direkt auf die Leistung eines Motors aus

Die PS-Einbuße kann man leicht berechnen, wie der Techniker erklärt: "Auf dem Niveau des Meeres liegt der atmosphärische Druck bei rund 1.000 Millibar, am A1-Ring nur bei 930 Millibar. Der Verlust an PS liegt aus diesem Grund bei rund 7 Prozent." Bei den heute über 850 PS starken Motoren sind dies rund 60 PS! Ein Teil der verlorenen PS wird jedoch durch die Tatsache wieder gutgemacht, dass der Luftwiderstand durch die geringere Luftdichte niedriger ist, die Top-Speeds also ansteigen, jedoch nicht im gleichen Verhältnis zu den verlorenen PS.

Für die Motorenbauer bedeutet die geringere Luftdichte, dass man entsprechende Maßnahmen treffen muss: "Das elektronische Motormanagement zieht die Daten in Betracht, die es erhält, so dass alle notwendigen Korrekturen gemacht werden können, um sicher zu stellen, dass der Motor eine gute Leistung abliefert. Die Motorleistung ist reduziert und auf dem A1-Ring wird der Motor sehr stark gefragt, denn das Layout der Strecke macht sie zu einer von zwei in dieser Beziehung schwierigsten Rennen."

Die Motoren werden auf dem A1-Ring gleich auf verschiedene Arten herausgefordert, wie Chevrier erklärt: "Die Strecke hat zwei Geraden, auf denen die Autos im 6. Gang bei maximaler Drehzahl fahren. Und dann gibt es auch noch langsame Kurven, die eine gute Beschleunigen erfordern. Dies ist ein Kurs, auf der die Motoren zu 60 Prozent auf Volllast laufen, auch wenn man sagen muss, dass man hier keine hohen Motorentemperaturen hat, die zu der mangelnden Leistung erschwerend hinzukommen können." Durch den niedrigeren Sauerstoffgehalt der Luft läuft die Verbrennung "kühler" ab.

Beim privaten PKW ist übrigens dasselbe Phänomen in Sachen Leistung zu beobachten: "Ein Serienmotor ist mit einem Druckmesser ausgestattet der je nach Höhe Korrekturen vornimmt. Außerdem gibt es ein Sammelrohr, das den Druck in Zusammenhang mit der benötigten Leistung misst. Diese Messungen ermöglichen das automatische Korrigieren der eingespritzten Benzinmenge, um das Mischverhältnis Luft/Benzin zu optimieren. Man erhält so die korrekte Menge an Benzin im Zusammenhang mit der Luftmenge, die in die Verbrennungskammer gelangt."