• 28.10.2002 15:07

  • von Fabian Hust

Hill: "Die Politik ist in der Formel 1 das Problem"

Ex-Formel-1-Weltmeister Damon Hill analysiert, warum die Formel 1 nicht mehr das ist, was sie früher einmal war

(Motorsport-Total.com) - Der ehemalige Formel-1-Weltmeister von 1996, Damon Hill, hat in einem Interview mit dem 'Daily Telegraph' den Wunsch geäußert, an der heutigen Sitzung der Formel-1-Kommission in London teilzunehmen. Der Brite geht nämlich davon aus, dass es dort ganz schön zur Sache gehen wird und würde am liebsten ein Wörtchen mitreden. Noch immer ist der ehemalige Williams-Fahrer dankbar, in der Formel 1 gewesen zu sein, seinen ganzen Lebensunterhalt habe er in der bekanntesten Motorsportserie der Welt verdient.

Titel-Bild zur News: Damon Hill

Damon Hill findet die Politik in der Formel 1 erschreckend

Der 42-Jährige ist aber der Meinung, dass man am falschen Hebel ansetzt, um die Formel 1 wieder spannender zu gestalten. Hill glaubt, dass die Formel 1 das eigentliche Problem gar nicht erkannt hat: "Hier geht es doch gar nicht um einfache Regeln sondern das Problem ist die Politik. Ist die Formel 1 eine Show oder ein Sport? Wenn man Strafgewichte einführt oder die Startaufstellung durcheinander bringt, kann man den Sportsgeist dadurch nicht retten."

Der 115-fache Grand-Prix-Teilnehmer warnt davor, die Formel 1 zu sehr umzukrempeln: "Die Formel 1 hat immer noch die Zutaten für eine fantastische Show. Ich habe gerade die vergangene Saison als Kommentator bei Formula One Sky Digital verbracht. Ich habe dabei die bestmöglichste Übertragung genossen. Ich habe alle Teilnehmer interviewt und die Autos aus jedem Blickwinkel gesehen. Was die Übertragung angeht, kann keine andere Sportart mithalten. Das Problem ist jedoch die Action vorne. Ich hatte manchmal Probleme, mich wach zu halten. Und ich wurde sogar bezahlt?"

Damon Hill befürchtet, dass die Formel 1 nicht in den richtigen Händen ist: "Die Anteile an den TV-Rechten halten die deutschen Banken. Ecclestone hat die Latte verdammt hoch gelegt und keiner ist so groß, sie wieder da runterzuholen. Die Automobilhersteller wurden mit dem Versprechen angelockt, Mitspracherechte zu erhalten und eine große Abdeckung zu erhalten. Wenn sie das nicht bekommen, dann werden sie eine Konkurrenzserie ins Leben rufen. Aber wenn die Show von Ferrari in diesem Jahr ein Vorbote darauf ist, dann helfe uns Gott?"

Für den 22-maligen Grand-Prix-Sieger steht sogar die Frage im Raum, ob Bernie Ecclestone in der Formel 1 das Zepter überhaupt noch in der Hand hält: "Wer hat das alles unter Kontrolle? Wem kann man die Schuld geben? Max Mosley und Bernie Ecclestone? Sind sie die Bosse? Oder ist es Ferrari? Wer macht die Regeln dort? Sorry, aber ich blicke da nicht mehr durch."

Die Politik verbietet es den Formel-1-Piloten heute sogar, zu sagen, was sie wollen. Doch genau das vermisst Hill: "Niki Lauda sagte einmal nach einem Sieg 'Die Strecke ist scheiße'. Die Fahrer sollten gegeneinander ohne Teamorder fahren. Wir können den Sport verändern, wenn die Fahrer wieder das dürfen, was ihnen durch ihre Gene vorprogrammiert worden ist. Setzt Michael Schumacher und Juan-Pablo Montoya oder Jacques Villeneuve ? oder besser alle drei ? in ein Team."