• 27.10.2002 16:13

Die "Anti-Schumi-Revolution" fällt aus

Am Montag soll die F1 auf spannendere und kostengünstigere Bahnen gelenkt werden ? Schumi dürfte dennoch "an der Macht" bleiben

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Anti-Schumi-Revolution fällt aus - so viel schien bereits vor der mit Spannung erwarteten Sitzung der Formel-1-Kommission am Montag festzustehen. Für die spektakulärsten Reformvorschläge von FIA-Präsident Max Mosley wie Fahrertausch oder Zusatzgewichte für die WM-Spitzenreiter dürfte es bei dem Treffen am Flughafen London-Heathrow keine Mehrheit geben. Stattdessen stehen die Chancen für einen neuen Qualifikationsmodus, die Beschränkung der Testfahrten auf zwölf Tage im Jahr und Kosten in Milliardenhöhe sparende Technikänderungen gut.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher soll nicht künstlich eingebremst werden

"Die Formel 1 ist durch die Dominanz von Ferrari langweilig geworden. Das Interesse der Medien und Zuschauer an der Formel 1 geht zurück, die Werbungseinnahmen sinken und die Kosten steigen, deshalb müssen wir etwas tun", beschwört Max Mosley den Reformwillen in der 26-köpfigen Kommission, deren Beschlüsse am 12. Dezember vom World Council der FIA abgesegnet werden müssen, in dem unter anderem der deutsche ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk sitzt.

Die zwölf Vertreter der Rennställe können allerdings alle Änderungen blockieren, weil für technische Neuerungen Einstimmigkeit und für sportliche Regeländerungen 18 Stimmen nötig sind. Die Teams stimmten sich am Donnerstag und Freitag in gemeinsamen Geheimsitzungen in London ab, "damit uns Max Mosley mit seinen Wahnsinnsvorschlägen nicht in eine Ecke treibt" (Jaguar-Teamchef Niki Lauda).

Das Ergebnis: "Wir wollen die Weltmeisterschaft fair gewinnen und nicht dadurch, dass Ferrari eingebremst wird", bringt BMW-Motorenchef Mario Theissen die Mehrheitsmeinung der Rennställe auf den Punkt. Ganz ungeschoren dürfte der fünfmalige Weltmeister Michael Schumacher aber trotzdem nicht davonkommen. Lauda spricht sich beispielsweise für eine "Abschaffung der Teamorder" aus, zudem wollen die Rennställe über die Streichung von Schumachers Lieblingsrennen in Spa aus dem Kalender 2003 diskutieren.

Von Mosleys revolutionärem Neun-Punkte-Plan dürfte dafür aber kaum etwas übrig bleiben - speziell seine Lieblingsidee des Fahrertauschs (jeder Fahrer fährt für jedes Team) hat null Chancen. "Auch wenn dann der wirklich beste Fahrer und das beste Team Weltmeister würden, wird das nicht passieren", meint Mosley: "Aber für die Idee der Zusatzgewichte sehe ich eine Chance. Ferrari ist einfach zu überlegen. Das ist aber die Schuld der anderen Teams."

Genau deshalb können sich die an der Ehre gepackten Topteams wie BMW-Williams oder McLaren-Mercedes mit der Idee von Schumi als "Blei-Ente" (pro WM-Punkt soll es ein Kilo Zusatzgewicht geben) nicht anfreunden. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: "Wir wollen reell Champion werden." Die Drohung von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, dass man bei Annahme der Regeländerungen über den Ausstieg aus der Formel 1 nachdenken müsse, scheint gefruchtet zu haben.

Höchstwahrscheinlich eingeführt wird ein neuer Qualifikationsmodus, um den bisher durch das Freie Training eher langweiligen Freitag aufzuwerten. Künftig soll es je zwei 30-minütige Qualifikations-Sessions am Freitag und Samstag geben, die zusammengerechneten Zeiten ergeben die Startaufstellung. Möglicherweise darf dabei künftig jeder Fahrer einzeln starten.

Gute Chancen haben auch die Reformideen zugunsten der kleinen Teams, wonach die Reifenhersteller künftig jeden Rennstall mit einer speziellen Gummimischung beliefern können.Noch wichtiger ist Mosley im Hinblick auf die Zukunft der angeschlagenen Hinterbänkler-Teams eine Kosteneinsparung von jährlich "mindestens 500 Millionen Euro".

Durchsetzbar scheinen von den Mosley-Ideen die Beschränkung der Testfahrten auf zwölf Tage pro Jahr und die Reduzierung der Motorenzahl. Michael Schumacher beobachtet die ganze Diskussion gelassen aus der Ferne, er sieht für die Zukunft der Formel 1 trotz seiner Dominanz nicht schwarz: "Die Formel 1 wird sich von selbst regulieren. Die anderen werden schon rankommen." Auch ohne Anti-Schumi-Revolution.