• 02.03.2002 10:32

"Highspeed-Zirkus" will Kosten-Explosion bremsen

Um die Kosten in der Formel 1 zu senken, soll künftig die Zahl der Motoren pro Fahrer und Wochenende beschränkt werden

(Motorsport-Total.com/sid) - Der PS-Zirkus der Formel 1 steht möglicherweise in den nächsten Jahren vor einschneidenden Änderungen. Als Reaktion auf sinkende Sponsorengelder und wirtschaftliche Rezession wollen Verantwortliche, Hersteller und Teams im "Highspeed-Zirkus" die Kosten-Bremse treten. Der Engländer Max Mosley, Präsident des Automobilweltverbandes FIA, hat die Teams mit einer Vorschlagsliste versorgt, die unter anderem eine Limitierung der Motorenzahl im Extremfall auf einen pro Grand Prix, die Reuzierung der Tests oder ein Rennwochenende mit nur zwei Tagen zur Diskussion stellt.

Titel-Bild zur News: Dr. Mario Theissen

Auch Dr. Mario Theissen ist für eine Beschränkung der Motoren

"Wir haben grundsätzlich nichts gegen Veränderungen. Aber alles, was beabsichtigt ist, muss sehr sorgfältig mit allen Beteiligten diskutiert werden. Es macht keinen Sinn, sich unter Zeitdruck zu setzen", erklärte Mercedes-Benz-Sportchef Norbert Haug am Rande des Großen Preises von Australien in Melbourne. Auch sein Kollege von BMW, Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen, hält nichts von einem Schnellschuss: "Für 2003 ist das Ganze nicht mehr möglich. Deshalb kann man sich ohne weiteres drei, vier Monate Zeit nehmen, Vorschläge zu diskutieren und eine Entscheidung zu treffen."

Eine Reduzierung der Motoren würde laut Theissen sicher Kosten einsparen, möglicherweise bis zu einem Drittel. "Man muss weniger Motoren bauen, und die Teilekosten für die Motoren sind schon ein erheblicher Bestandteil im Budget der Hersteller", sagte der BMW-Mann. Aber eine solche Vorschrift würde auch weit reichende Änderungen an den Triebwerken erfordern. "Ein Motor, der das ganze Wochenende im Auto bleibt, muss 800 bis 1.000 Kilometer halten, doppelt so lange wie heute", so Theissen: "Dazu kommt, dass die wichtigsten Kilometer die letzten wären, nämlich das Rennen selbst. Das erfordert eine komplette Überarbeitung, vielleicht sogar ein anderes Motorkonzept."

Zurzeit haben die Teams zwischen acht und zwölf Motoren an der Strecke dabei. "Die Hersteller schauen nicht nur auf einen Motor, sondern auf einen für das Qualifying, den man vielleicht am Samstagabend ausrangiert, und einen für das Rennen", sagte BAR-Chef David Richards. Selbst Jean Todt vom Klassen-Primus Ferrari, zuletzt dreimal in Folge Konstrukteursweltmeister und mit einem Jahresbudget von 275 Millionen Euro ausgestattet, meinte: "Wenn es darum geht, die Formel 1 billiger zu machen, dann sind wir dafür."

Billiger könnte die Formel 1 auch die Abschaffung intensiver Testfahrten zwischen den Rennen oder die Streichung des Freitagstrainings machen. Den Verzicht auf den Freitag kann sich Theissen nicht vorstellen. "Wenn man sieht, welcher Aufwand betrieben wird und wie wichtig es für Sponsoren und Partner ist, einfach zu sagen, ich lasse den Freitag wegfallen, ist in meinen Augen nicht durchdacht", sagt er. Am Freitag auf der jeweiligen GP-Strecke zu testen, sei schon eher ein Denkansatz.

Neue Bewegung in die Diskussionen wird frühestens am 19. März kommen. Dann sollen die Teamchefs der Formel 1 bei ihrer nächsten Sitzung in Paris über die Vorschläge reden. Für Sir Frank Williams kommt dieser Termin aber zu früh. "Wir waren alle mit den Vorbereitungen für die neue Saison sehr beschäftigt und hatten gar nicht genug Zeit, uns Gedanken zu machen", sagte der Brite: "Einige von Mosleys Ideen sind in Ordnung, ein oder zwei erfordern aber weitere Diskussionen oder müssten komplett geändert werden. Allerdings betone ich: Wir alle müssen Geld sparen."