Hersteller rechnen mit Einigung in der Motorenfrage
Mario Theissen ist zuversichtlich, dass ein Einfrieren der Motoren abgewendet werden kann, FIA-Präsident Max Mosley treibt jedoch seine Pläne weiter voran
(Motorsport-Total.com) - Die hohen Kosten bei der Motorenentwicklung sind FIA-Präsident Max Mosley schon seit langem ein Dorn im Auge. Der Brite verfolgt daher das Vorhaben, die Entwicklung in diesem Bereich ab 2008 einzufrieren. Die Motoren der Hersteller sollen demnach homologiert werden, anschließend dürfen dann drei Jahre lang keine Änderungen an den Aggregaten vorgenommen werden.

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Wie wird die Motorenformel in den kommenden Jahren aussehen?
Die Motorenhersteller sind von diesem Ansinnen erwartungsgemäß wenig angetan. Während sich Cosworth, Ferrari und Renault bislang tendenziell eher auf die Seite der FIA stellten, drohten kürzlich gerade die japanischen Teams Honda und Toyota offen mit einem Ausstieg aus der Formel 1, sollten Mosleys Vorschläge wie geplant verwirklicht werden.#w1#
Theissen rechnet mit Einigung in Silverstone
Während sich die Hersteller in ihrer Unzufriedenheit mit den Vorschlägen zwar einig sind, konnten sie sich bislang jedoch nicht auf einen gemeinsamen Gegenvorschlag verständigen, den man dann der FIA präsentieren könnte. Im Rahmen des Grand Prix von Großbritannien soll nun jedoch ein Treffen der Motorenhersteller stattfinden, bei dem die Differenzen ausgeräumt und ein gemeinsamer Alternativvorschlag ausgearbeitet werden soll, um die Vorschläge Mosleys doch noch abwenden zu können.
"Ich bin zuversichtlich", erklärte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen gegenüber 'autosport.com' zu dem angesetzten Treffen. Dabei könnte es laut dem Deutschen nicht nur eine Einigung der Motorenhersteller untereinander geben, sondern im gleichen Atemzug auch mit der FIA: "Wir hatten in Monaco einige Gespräche mit der FIA, und es hört sich für mich danach an, dass wenn es einen gemeinsamen Vorschlag der Hersteller gibt, der das Ziel erreicht, die Kosten zu senken, die FIA diesen annehmen würde", erklärte er.
Alle Hersteller sind kompromissbereit
Dabei sind laut Theissen alle Hersteller bereit, Kompromisse einzugehen: "Wir sind wirklich nahe dran, und das bedeutet, dass jeder in einigen Bereichen Kompromisse eingegangen ist. Jeder Hersteller hat da und dort eingelenkt, um etwas erreichen zu können." Auch BMW sei flexibel genug, einem Kompromiss nicht im Weg zu stehen.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Vorschläge der Hersteller das Ziel der Kostensenkung erreichen werden, was auch einen Teil der Homologierung beinhalten wird", berichtete Theissen weiter. Auch wenn der 53-Jährige nicht weiter ins Detail gehen wollte, könnte ein möglicher Kompromissvorschlag so aussehen, dass zwar der Motorblock für drei Jahre festgelegt, einige bewegliche Teile der Aggregate jedoch jeweils vor dem Beginn einer neuen Saison nur für ein Jahr homologiert werden müssen.
Mosley treibt ursprüngliche Vorschläge weiter voran
Während die Hersteller also weiterhin auf ihr Treffen in Silverstone setzen, treibt Mosley seine ursprünglichen Pläne weiter voran: "Mit den veröffentlichten neuen Regeln steht fest, dass die Motoren für eine Zeitspanne von drei Jahren homologiert werden müssen", erklärte er auf einer Pressekonferenz am heutigen Freitag. "Es gab zwar einige Diskussionen darüber, ob diese Regelung für eine gewisse Zeitspanne gelockert werden könnte, aber diesbezüglich gibt es keine Übereinkunft", setzte er die Motorenhersteller unter Druck.
In Ermangelung eines akzeptablen Gegenvorschlags der Hersteller sieht sich die FIA laut Mosley gezwungen, die ursprünglich veröffentlichten Regeln durchzusetzen: "Wir wollen an den bestehenden Regeln festhalten, die am 28. März publiziert wurden. Es gibt keine weiteren Diskussionen über die Frage der Homologierung."
Bisherige Vorschläge waren nicht ausreichend
Auch die bei einem Treffen in Maranello vor einigen Monaten ausgearbeiteten Vorschläge, die bereits vorsahen, dass bestimmte Teile des Motors nicht für die kompletten drei Jahre homologiert werden müssen, gingen laut Mosley nach eingehender Prüfung nicht weit genug: "Als die Kalkulationen abgeschlossen waren, stellte sich heraus, dass dies immer noch 15 Millionen Euro pro Jahr mehr kosten würde als der komplett gleich bleibende Motor."
Damit scheinen sich die Fronten wieder zu verhärten und es erscheint angesichts dieser Aussagen fraglich, ob der gemeinsame Kompromissvorschlag der Hersteller - sollte er denn bei dem Treffen in Silverstone tatsächlich zustande kommen - womöglich bereits zu spät kommt. Andererseits kann es sich Mosley in Anbetracht der Drohungen von Honda und Toyota jedoch nicht erlauben, einen angemessenen Kompromiss von vorneherein abzulehnen.
Nach dreijähriger Einfrierung komplett neue Regelung
Unabhängig von der Regelung für 2008 überlegte Mosley auch bereits, wie die Übergangssaison 2007 motorenseitig ablaufen könnte: "Es würde absolut keinen Sinn machen, für 2007 die Motoren weiterzuentwickeln, nur um dann im Jahr 2008 auf den Stand von Mai 2006 zurückzukehren, aber das können wir nicht festlegen." Eine derartige Entscheidung müsste von der Formel-1-Komission beschlossen werden, "aber ich wäre überrascht, wenn die Formel-1-Komission nicht zustimmen würde. Ich kann das nicht entscheiden, das ist eine Entscheidung der Teams, aber ich wäre überrascht, wenn sie das nicht tun würden", zeigte sich Mosley überzeugt.
Der FIA-Präsident machte sich auch bereits Gedanken über die Zeit nach Ablauf der Phase der Einfrierung: "Wir streben eine andere Motorenformel an, bei der die Leistung des Motors nicht durch die Kapazität des Aggregats limitiert werden soll, sondern durch die Menge der aufgenommenen Energie", erklärte er. Dies sollte laut Mosley auch den Herstellern wieder eher entgegenkommen, die für ihre Serienmodelle bereits in diesen Bereichen forschen. Man möchte die Unternehmen daher mit in die Entscheidung über die neuen Regeln mit einbeziehen, wie Mosley abschließend ankündigte: "Wir wollen, dass die Hersteller diese Formel vorschlagen."

