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Herbert über Hamilton: "Besorgniserregend"

Ex-Formel-1-Pilot Johnny Herbert geht mit Lewis Hamilton nach der erneuten Kollision hart ins Gericht und sieht Jenson Button als Grund für den Durchhänger des Briten

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton spaltet derzeit die Formel 1: Die einen meinen, dass man mit ihm zu hart ins Gericht geht, die anderen sind der Meinung, dass er seinen Fahrstil ändern muss, um seine Karriere wieder in Schuss bringen zu können. Jetzt reitet Ex-Formel-1-Pilot Johnny Herbert eine verbale Attacke gegen seinen Landsmann. "Er hat sich ein weiteres Mal verschätzt und das muss jetzt aufhören", spielt der ehemalige Benetton-Pilot auf die Kollision Hamiltons mit Felipe Massa in Singapur an, bei der der McLaren-Star das Hinterrad des Ferrari-Piloten aufschlitzte.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

McLaren-Superstar Lewis Hamilton erlebt derzeit eine schwierige Zeit

"Wenn es etwas Einmaliges gewesen wäre, dann könnte man es als einfachen Fahrfehler abtun", erklärt Herbert gegenüber 'The National'. "Aber das ist ungefähr der fünfte oder sechste große Fehler, den er diese Saison gemacht hat, und das ist besorgniserregend. Er hat einmal mehr einen dummen Fehler gemacht, der nicht nur sein Rennen, sondern auch das von Massa kaputt gemacht hat."

Der Brasilianer reagierte nach der Zielflagge schwer verärgert und erteilte Hamilton während eines Interviews einen leichten Schlag auf die Schulter. "Er hatte jeden Grund, verärgert zu sein", findet Herbert. "Schon im Mai war er in Monaco Opfer eines rücksichtslosen Manövers von Hamilton."

Hamilton durch Buttons Form entnervt?

Der einstige Teamkollege von Michael Schumacher glaubt aber auch, dass bei Hamilton der Frust tief sitzen muss: "Es muss für ihn frustrierend sein, denn es ist auch für mich frustrierend, ihm zuzusehen." Das Argument, Hamilton sei durch die Red-Bull-Dominanz gezwungen, sein Auto ständig zu überfahren, lässt er nicht gelten - er sieht das größte Problem des Weltmeisters 2008 in seinem Teamkollegen.

"Durch Jenson Buttons Form ist er durch den Wind", vermutet Herbert. "Button fährt so gut wie nie zuvor in seiner Karriere und er besiegt Hamilton. Der war nie zuvor in der Situation, dass ihn ein Teamkollege regelmäßig geschlagen hat. Als er 2007 Fernando Alonsos Teamkollege war, rechnete man damit, dass er die zweite Geige spielt, aber er hat alle damit überrascht, dass er auf Anhieb schnell war. Am Ende konnte Alonso damit nicht umgehen."

"Durch Jenson Buttons Form ist er durch den Wind." Johnny Herbert

Wie geht es mit Hamilton weiter?

Doch die Situation hat sich gewandelt: "Jetzt hat Hamilton mit einem Teamkollegen zu kämpfen, der ihn richtig pusht. Button hat ihn bei den vergangenen vier Rennen geschlagen." Für Herbert ist klar, warum Hamilton gegen seinen Teamkollegen große Mühe hat: "Button leistet gute Arbeit, hält sich aus den Schwierigkeiten heraus, ist nicht in Zwischenfälle mit anderen Fahrern verwickelt und dadurch kann er sein Potenzial abrufen, wenn es um Resultate geht - etwas, das Hamilton dieses Jahr nicht gelungen ist."

Dem WM-Zweiten ist inzwischen gelungen, auch teamintern aus dem Schatten Hamiltons herauszutreten - er sitzt bei McLaren fester denn je im Sattel. Bleibt die Frage, ob auch sein Teamkollege eine langfristige Zukunft im Team von Martin Whitmarsh hat, wenn er weiterhin nicht die erwarteten Punkte einfährt.

"Jetzt hat Hamilton mit einem Teamkollegen zu kämpfen, der ihn richtig pusht." Johnny Herbert

"Ich bin sicher, dass ihn McLaren behalten will", meint Herbert. "Ihre Loyalität könnte aber schwinden, wenn er weiterhin so kostspielige Fehler macht." Was Hamilton jetzt tun soll? "Er muss sich zurückziehen, seine Zwischenfälle analysieren und versuchen, daraus zu lernen, und dann wieder nach vorne blicken. Sonst läuft er Gefahr, seine Karriere mit nur einem Titelgewinn zu beenden. Und ich weiß, dass er verzweifelt versucht, das zu vermeiden."