Herausforderung Logistik: Keine Verschnaufpause
Der Teammanager von Super Aguri im Teaminterview über die Herausforderung, heute in Montréal zu fahren und fünf Tage später schon in Indianapolis
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es geht direkt von Montréal zum USA-Grand-Prix. Was sind die Probleme, die mit einem so kurzen Zeitabstand einhergehen?"
Mick Ainsley-Cowlishaw: "Wenn zwei Überseerennen so dicht beieinander liegen, dann ist es für das Team logistisch extrem schwierig, denn wir arbeiten in einem sehr kleinen Zeitfenster."

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Kaum ist das Rennen gelaufen, wird schon zusammengepackt
"Wenn du die Fracht am Sonntag in der Nacht zusammenpacken musst, dann bedeutet das, dass du bis spät arbeiten musst. Am Montagmorgen müssen wir mit einem frühen Flug nach Indianapolis, wir verlassen das Hotel um 7 Uhr. Wir werden mit dem Zusammenpacken der Autos und der Garage nicht vor 22:30 Uhr abends fertig sein."#w1#
"Dann arbeiten wir direkt am Dienstagmorgen weiter, wenn die Fracht ankommt, die auf der Straße am Speedway in Indianapolis angeliefert wird. Wir haben eine erste Mannschaft, die an die Strecke geht, um die Fracht entgegenzunehmen und damit zu beginnen, die Garage einzurichten. Der Rest der Mechaniker und Ingenieure kommt am Dienstagnachmittag und Mittwochmorgen an."
Frage: "Ihr habt also nur sehr wenig Zeit. Wie geht ihr mit Teilen um, die überprüft werden müssen, oder wie kommt ihr an neue Teile, die nicht repariert werden können?"
Ainsley-Cowlishaw: "Das ist hier in Nordamerika viel schwieriger durch die Zeitverschiebung mit Großbritannien. Wenn wir hier mit der Arbeit fertig ist, ist das Team in England im Bett, es ist aus diesem Grund viel schwieriger, Teile zu uns zu bekommen, als wenn wir beispielsweise in Bahrain sind oder bei einem Rennen, wo die Zeit nicht gegen einen ist."
"Die Teile auf Fehler zu testen ist so sehr schwierig. Wir versuchen aus diesem Grund so viele Ersatzteile wie möglich zu seinem Überseerennen mitzunehmen, sodass wir mit den gebrauchten Teilen nichts machen müssen."
Frage: "Das Team hat normalerweise drei LKW für die Fracht bei den europäischen Rennen dabei. Was ist der Unterschied beim Packen im Vergleich zu den Überseerennen?"
Ainsley-Cowlishaw: "Der Hauptunterschied ist die Tatsache, dass der Großteil der Fracht mit dem Flugzeug transportiert wird. Die Autos müssen in eine Box gepackt und mit der ganzen anderen Fracht auf eine Palette gestellt werden. Diese Paletten werden dann in ein Cargo-Flugzeug verfrachtet, das von Großbritannien losfliegt."
"Da wir mit dem USA-Grand-Prix ein direktes Rennen im Anschluss haben, kommt die Fracht von Kanada nach Amerika auf der Straße, aber sie wird dann zurück nach Großbritannien geflogen."
"Wir haben rund 22 Tonnen Fracht dabei, was nach viel klingt, aber im Vergleich zu anderen Teams in der Boxengasse ist das das Minimum. Die Situation ist jedoch besser als jene, die wir in Monaco haben, denn auch wenn wir hier unsere Trucks nicht dabei haben, müssen wir dort jede Schraube und Mutter ausladen und sie in die Garage packen, denn wenn man die LKWs entlädt, verschwinden sie für eine Woche und man sieht sie bis Sonntag gegen 20 Uhr nicht mehr."
"In Montréal ist unsere Situation nicht allzu schlecht, denn wir haben die so genannten 'Track Shacks', das sind kleine Garagen, wo man die Ausrüstung lagern kann. Der Großteil der Fracht ist in Frachtboxen, die man be- und entlädt."
"Jeder dieser 'Packesel' hat eine Rechnung mit seinem Wert angebracht. Man wiegt die Paletten und wenn man am Sonntag in der Nacht nach dem Rennen zusammenpackt, dann wissen die Leute vom Zoll genau, was in welcher Palette ist. Wir haben sechs Paletten und drei Autos, die zusammengepackt werden müssen."
Frage: "Aber ihr versendet auch Fracht auf dem Seeweg, oder? Warum macht ihr das?"
Ainsley-Cowlishaw: "Ja, das stimmt, und wir versuchen, mehr Seefracht als Luftfracht zu verwenden, aufgrund der Kosten. Seefracht ist rund viermal billiger im Vergleich zur Luftfracht, was im Verlauf des Jahres viel Geld spart. Aber man muss natürlich die Fracht zwei Monate vor dem Rennen in der Fabrik vorbereiten, da sie länger braucht, um anzukommen."
"Wir müssen also dreimal so viel Ausrüstung für die verschiedenen Versandarten haben. Die erste Seeweg-Fracht geht nach Australien, die zweite nach Malaysia und die letzte nach Bahrain. Sie müssen natürlich zu verschiedenen Zeiten auf die Reise geschickt werden, wir brauchen aus diesem Grund drei verschiedene Kit-Sätze."
"Jenes, das als erstes zurückkommt wird überholt und in die USA gesendet. Später im Jahr - für Japan und China - packt man die Fracht, die man aus Kanada und den USA zurückerhält dafür zusammen. Das ist ein fortlaufendes Projekt und wir versuchen, mehr und mehr Seefracht zu verwenden, da die Kosten eines 40-Fuß-Containers beträchtlich geringer sind als sie per Luft zu versenden."
"Hoffentlich werden wir in der Lage sein, mehr auf dem Seeweg zu versenden, mehr Ausrüstung erhalten wenn wir wachsen, denn wir sind ein junges Team, das immer noch die Kniffe diesbezüglich lernt."
Frage: "Hat der 'Indianapolis Speedway' irgendwelche Eigenheiten in Bezug auf die Installation der Garagen und die Logistik der Fracht?"
Ainsley-Cowlishaw: "Indy ist wirklich ein seltsames Rennen, denn man hat moderne Anlagen, aber es mangelt auf ein paar Gebieten. Die Büros sind weit von den Garagen entfernt und es ist zum Beispiel ein großes Problem, die IT-Verbindungen zu installieren."
"Überraschenderweise bieten die Garagen keine Druckluft, wir müssen uns also unsere eigenen Kompressoren kaufen, um die Bremsen abzublasen und die Wagenheber zu verwenden. Aber die Anlagen in Indy sind sehr gut und die Strecke ist für die Fahrer interessant. Wir genießen auch von den Fans in den USA großartige Unterstützung und wir freuen uns aus diesem Grund wirklich darauf."

