Helmut Marko: Gibt "überhaupt keinen Grund", Tsunoda jetzt auszuwechseln
Warum Formel-1-Fahrer Yuki Tsunoda bei Red Bull weiter in der Kritik steht, Helmut Marko aber dennoch nicht über einen Wechsel nachdenkt
(Motorsport-Total.com) - Red Bull ist ausgerechnet beim Heimrennen in Spielberg erstmals 2025 ohne WM-Punkte geblieben, obwohl mit Yuki Tsunoda zumindest ein Fahrer ins Ziel gekommen ist. Doch genau da liegt das Problem: Tsunoda ist im Red Bull RB21 nicht schnell genug, bleibt weit hinter den Erwartungen und vor allem hinter Weltmeister Max Verstappen zurück.

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Yuki Tsunoda mit Helm beim Formel-1-Rennen in Spielberg 2025 Zoom
Aber während Liam Lawson zu Saisonbeginn nach nur zwei Rennwochenenden den Laufpass bekam, hält Red Bull weiter an Tsunoda fest. Das hat Red-Bull-Sportchef Helmut Marko nach dem Österreich-Grand-Prix im Sky-Gespräch nochmals bestätigt: "Jetzt zu wechseln würde überhaupt keinen Sinn ergeben."
Vielmehr müsse es Red Bull darum gehen, Aufbauarbeit bei Tsunoda zu leisten. "Denn Yuki fehlt momentan das Selbstvertrauen. Wir müssen überlegen, wie wir ihn stabilisieren, dass er über ein ganzes Wochenende seine Leistung bringt, die er teilweise in Freien Trainings zeigt."
Freitags stimmt das Tempo, aber dann ...
Denn das ist ein Trend bei Tsunoda: Beim Trainingsauftakt ist er meist ordentlich unterwegs und nah dran an Verstappen. Sobald es aber ins Qualifying geht, fällt er deutlich ab - und fährt im Rennen häufig im Nirgendwo.
Laut Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist das ein Teufelskreis, wie das Wochenende in Spielberg einmal mehr gezeigt habe: "Im zweiten Versuch in Q1 hat Yuki einen Fehler gemacht und sich dadurch schlecht qualifiziert. Dann hing er im Rennen im Verkehr fest, konnte nicht überholen und kassierte noch eine Strafe. Das summiert sich einfach", so Horner.
Das Ergebnis sei ein "großer Unterschied zwischen den beiden Autos" bei Red Bull: Eines, das regelmäßig Spitzenergebnisse einfährt, das andere, das kaum zur Punkteausbeute des Teams beiträgt. Aber wo soll das hinführen?
Muss Red Bull seine Fahrzeugphilosophie überdenken?
"Natürlich stellen wir uns intern all diese Fragen, die sie sich stellen", sagt Horner. Er verspricht: "Wir werden uns das ansehen, und natürlich werden wir schauen, wie wir ihn unterstützen können."
Das könnte auch bedeuten, dass Red Bull seine Fahrzeugphilosophie überdenken muss. "Denn das Auto hat sich über Jahre hinweg in eine bestimmte Richtung entwickelt", erklärt Horner.
Vorerst müsse es aber darum gehen, Tsunoda wieder mehr Selbstvertrauen zu verschaffen. "Wir haben jedoch nicht viel Zeit", sagt Marko. "Das nächste Rennen ist in einer Woche. Wir werden dennoch alles unternehmen, um Yuki zu stabilisieren."
"Wie gesagt, Speed ist ja da, das sehen wir in den Trainings. Nur wenn dann der Druck da ist, dann müssen wir schauen, wie wir das lösen können."
Verstappen sorgt für zusätzlichen Druck
Doch Druck gibt es bei Red Bull immer, schon allein durch Verstappens Leistung. "Max ist ganz klar einer der Besten, wenn nicht der Allerbeste überhaupt", sagt Marko.
"Und das, was seine Teamkollegen so fertig macht, ist, dass er, wenn es dann zum Qualifying geht, plötzlich Zeiten fahren kann - und vor allem mit einem Auto, das sehr schwierig zu fahren ist. Da verzweifeln sie, und dann kommt entweder ein Fehler oder es kommen Unfälle, und da ist dann halt das Selbstvertrauen dahin."
Deshalb müsse Red Bull mit Tsunoda daran arbeiten, "wie wir diese Situation retten und zumindest in den nächsten paar Rennen Punkte einfahren", meint Marko.
Tsunoda ist ratlos
Tsunoda selbst gibt sich derweil ratlos: "Ehrlich gesagt weiß ich nicht komplett, was ich falsch mache, aber der Unterschied im Tempo zu dem Level, auf dem ich sein müsste, ist riesig. Aber gleichzeitig arbeite ich hart daran, die Ursachen des Problems zu finden."
Verschärft werde die Fehlersuche jedoch dadurch, dass es "selbst für die Ingenieure" schwierig sei, "Unterschiede im Fahrstil im Vergleich zu Max" zu finden, sagt Tsunoda. "Vielleicht muss ich das aus einem anderen Blickwinkel betrachten, aber momentan ist es schwierig, die Gründe zu finden. Ich muss sie aber trotzdem finden."
Das fällt dem japanischen Rennfahrer nicht leicht, weil sich der RB21 in seinen Händen "nicht schlecht anfühlt", erklärt Tsunoda. "Gerade in den ersten paar Runden fühlt es sich sogar fantastisch an. Aber ich habe das Gefühl, dass die Reifen einfach mit jeder Runde, jeder Kurve, schmelzen. Egal was ich mache, sie bauen in jeder Runde ab, und ich spüre immer weniger Grip."
In so einer Situation falle es ihm "wirklich schwer, das Tempo zu halten", und nichts, was er bisher versucht habe, habe dieses Phänomen abmildern können.
Ist das schon Resignation?
Tsunoda wirkt resigniert, wenn er sagt: "Max ist wahrscheinlich konstant pro Runde mindestens vier Zehntel schneller. Es ist schwierig, überhaupt etwas Großes zu finden, das so einen Unterschied erklärt. Aber vielleicht mache ich auch etwas falsch."
Immerhin: Die Frage nach der "vollen Unterstützung" durch Red Bull bejaht Tsunoda entschieden. Die Frage nach der Wirkung der jüngsten technischen Updates dagegen beantwortet er ganz anders: "Ich hatte keine Updates."


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