Heidfeld: "Wer zu langsam ist, der ist weg"

14 Rennen lang war Nick Heidfeld zum Zuschauen verdammt - In dieser Zeit kam oft die Frage: "Wieso sitzt der jetzt in einem Cockpit und ich nicht?"

(Motorsport-Total.com) - Seit Singapur ist Nick Heidfeld wieder Stammfahrer in der Formel 1. Nachdem sich der Deutsche die erste Saisonhälfte bei Mercedes an der Box im Hintergrund aufhielt, den Ingenieuren mit Rat und Tat zur Seite stand, sich um Gäste, Sponsoren und das Fernsehen kümmerte, ist er nun wieder im Geschäft. Die Testfahrten für Pirelli waren die ersten Runden in einem Rennauto seit dem Saisonfinale im vergangenen Jahr in Abu Dhabi. Bei Sauber hat Heidfeld fünf Rennen Zeit, um sich ins Rampenlicht zu fahren.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld ist mit einem neuen Helmdesign in die Formel 1 zurückgekehrt

Die vielen Monate Wartezeit waren hart für den Formel-3000-Europameister von 1999. "Es gibt Leute, die sich damit abfinden, wenn sie ein Jahr aussetzen müssen. Bei mir war das nie der Fall. Ich habe immer daran gearbeitet zurückzukommen. Deshalb habe ich bei Mercedes als Testfahrer unterschrieben, obwohl es nichts zu testen gab", wird Heidfeld vom 'Blick' zitiert.

"Es war eine harte Zeit, weil du dich als Rennfahrer schon bei der Anreise fragst, wozu du überhaupt an die Rennstrecke fährst. Dass ich an der Entwicklung des Autos bei Mercedes teilnehmen durfte und man auch auf mich gehört hat, hat diesen Schmerz gelindert." Trotzdem war Heidfeld eines: zum Zuschauen verdammt.

"Das ist schon brutal, speziell wenn man vor Ort ist. Zu Hause geht es wahrscheinlich leichter, weil man mehr Ablenkung hat. Aber ohne jetzt überheblich zu klingen - bei manchem Kollegen in der Formel 1 habe ich mich schon hin und wieder gefragt: 'Wieso sitzt der jetzt in einem Cockpit und ich nicht?' Da habe ich mich einfach höher eingeschätzt."

Das Gefühl des Comebacks hat im Winter Pedro de la Rosa gespürt. Nach 14 Rennen bei Sauber musste er seinen Platz für Heidfeld räumen. Trotzdem fließt kein böses Blut. "Ich bin mit Pedro befreundet. Wir treffen uns hin und wieder - wir wohnen ja nicht weit voneinander entfernt. Ich habe auch mit Pedro gesprochen. Er versteht meine Situation. Er weiß, dass ich die Chance annehmen muss und nicht sagen kann: 'Der Pedro ist ein netter Kerl. Da verzichte ich.'"

Nun steht Heidfeld vor der Aufgabe sich in Szene zu setzen und auch seinen jungen Teamkollegen Kamui Kobayashi zu schlagen. Speziell mit der weichen Reifenmischung ist der Japaner deutlich schneller. Kann der Rookie die Karriere von Heidfeld beenden? "Ich sehe Sauber als Chance und nicht als Risiko. Eine Chance zu zeigen, dass ich ein Cockpit in der Formel 1 verdiene."

"Die Formel 1 ist kein Kindergarten. Du musst immer deinen Teamkollegen schlagen, und du musst daran glauben, dass du das kannst. Wer zu langsam ist, der ist weg. So ist das in diesem Sport", ist sich der 33-Jährige bewusst.