Heidfeld: "Robert verdient diese Chance"
BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld im Interview über das Rennen in Ungarn, die Rotation seiner Teamkollegen sowie seine Einschätzung im WM-Kampf
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nick, was erwartest du für dieses Wochenende?"
Nick Heidfeld: "Ich erwarte, dass wir uns im Vergleich zu Hockenheim, was vom Speed her unser schlechtestes Rennen in diesem Jahr war, steigern können. Wir hatten zwar nicht viel Zeit, das Auto zu entwickeln, werden aber trotzdem einige kleine Änderungen dabei haben. Außerdem hoffe ich, dass uns die Streckencharakteristik ein bisschen entgegenkommt. Ich komme mit der Strecke meistens sehr gut zurecht."

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Nick Heidfeld kommt mit seinen BMW Sauber F1 Teamkollegen prächtig aus...
Frage: "Der Hungaroring ist eine sehr aerodynamische Strecke, nicht wahr?"
Heidfeld: "Ja. Viel geradeaus geht es hier nicht, sondern es kommt eine Kurve nach der anderen - ein bisschen vergleichbar mit Monaco."#w1#
Überholmanöver sind in Ungarn Mangelware
Frage: "Man kann hier kaum überholen, daher ist die Startposition noch entscheidender als sonst, nicht wahr?"
Heidfeld: "Überholen ist hier schwierig, aber seit dem Umbau der Strecke, der es für uns Fahrer nicht anspruchsvoller gemacht hat, sieht man viel mehr Überholmanöver als früher. Früher gab es gar keine, aber jetzt hat man in Kurve eins schon einige gesehen. Es bleibt aber schwierig."
Frage: "Ist im Qualifying ein Top-10-Platz drin?"
Heidfeld: "Das war eigentlich immer die Zielsetzung. Es wäre schön, wenn wir es schaffen könnten, aber ich gehe im Moment nicht davon aus. Ich hoffe nach wie vor auf Punkte. Jetzt könnte man sagen: Punkte sind Top 8, dann müsste man doch auch die Top 10 im Qualifying schaffen, aber im Rennen sieht dann vieles doch ein bisschen anders aus. Ich hoffe, dass wir an die Top 10 rankommen können. Wenn wir Top 12 sind und dann eine Chance auf Punkte haben, wäre das schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung."
Frage: "Glaubst du, dass die Strecke eurem Auto liegt?"
Heidfeld: "Ich glaube nicht, dass es unsere Paradestrecke ist - auch wenn wir im Moment einfach nicht den Speed haben. Ich denke aber, dass uns Ungarn mehr entgegenkommen sollte als Hockenheim."
Frage: "Liegt der fehlende Speed auch an den Reifen?"
Heidfeld: "Auch, ganz klar. Formel 1 ist auch Reifenkrieg, wie alle immer so schön sagen, und in der letzten Zeit hat Bridgestone auf Michelin aufgeholt, obwohl wir eigentlich meistens dominierend waren. Das macht uns das Leben nicht einfacher."
Frage: "Wie gefällt dir eigentlich die Stadt Budapest?"
Heidfeld: "Die Stadt gefällt mir sehr gut. Es ist auch eines der Rennwochenenden, zu dem meine Freundin kommt. Die Stimmung ist fantastisch, die Menschen sind sehr freundlich. Man kann gut essen, was für mich sehr wichtig ist. Wenn man sich so im Formel-1-Fahrerlager umhört, gefällt es glaube ich allen. Es gibt einige Rennen, die man am liebsten auslassen würde, aber hier in Budapest sieht man mehr Leute als sonst."
Heidfeld freut sich für Kubica
Frage: "Was sagst du zur Beförderung von Robert Kubica, der hier in Ungarn neben dir fahren wird?"
Heidfeld: "Ich denke, dass er diese Chance verdient, denn er hat bisher als Freitagsfahrer einen guten Job gemacht. Er war schließlich einige Male Freitagsschnellster. Außerdem ist mir aufgefallen, dass er bei den Testfahrten gute Arbeit leistet. Das ist aber natürlich ein großer Schritt für ihn."
Frage: "Hast du ein gutes Verhältnis zu ihm?"
Heidfeld: "Ja, ein sehr gutes - aber vielleicht wird sich das jetzt ändern (lacht; Anm. d. Red.)! Im Ernst: Das glaube ich nicht..."
Frage: "Glaubst du denn, dass Jacques Villeneuve in diesem Jahr noch einmal fahren wird?"
Heidfeld: "Ich weiß es nicht. Die Information, die ich habe, ist, dass er wegen des Unfalls in Hockenheim nicht hier ist. Mehr als das weiß ich auch nicht. Da müsste man Mario (Theissen; Anm. d. Red.) fragen."
Frage: "Was sagst du zum Schicksal von Jacques Villeneuve?"
Villeneuve: "So ist die Formel 1 eben! Wenn ich mir seine Leistungen anschaue, hat er nichts falsch gemacht."
Frage: "Wie ist dein Verhältnis zu ihm?"
Heidfeld: "Ziemlich gut. Mit Jacques verstehe ich mich besser, als ich vor meinem Teamwechsel erwartet hätte. Wir kommen wirklich gut miteinander aus."
Frage: "Wärst du traurig, wenn er nicht mehr zurückkommen sollte?"
Heidfeld: "Das wäre schon traurig für ihn, denn er hat in letzter Zeit einen guten Job gemacht. Vor ein paar Jahren hatte er Schwierigkeiten, konnte nicht die besten Leistungen zeigen, aber in letzter Zeit war er sehr gut unterwegs. Ich wäre traurig, wenn er nicht wiederkommen würde, ja."
Wurz verdient laut Heidfeld eine Chance
Frage: "Bei Williams wird 2007 Alexander Wurz wieder Rennen fahren. Dein Kommentar dazu?"
Heidfeld: "Das freut mich sehr für ihn. Immer dann, wenn er im Auto saß und ein Rennen gefahren ist, hat er sehr gute Leistungen gebracht. Letztes Jahr ist sein Podium ein bisschen untergegangen, weil er den Pokal erst später bekommen hat - in Imola wurde BAR ja disqualifiziert, deswegen. Bei Benetton hat er auch sehr starke Leistungen gebracht. Ich gönne es ihm und bin sehr gespannt, was mit Mark (Webber; Anm. d. Red.) nun passieren wird. Das Transferkarussell dreht sich wilder als in den letzten Jahren, aber ich bin glücklicherweise in der Position, dass ich das einmal in Ruhe beobachten kann."
Frage: "Wer wird deiner Meinung nach in diesem Jahr Weltmeister - Fernando Alonso oder Michael Schumacher?"
Heidfeld: "Im Moment würde ich mein Geld auf Michael setzen."
Frage: "Warum?"
Heidfeld: "Bis vor einigen Rennen habe ich natürlich auch Alonso gesagt, aber ich hatte Michael nie ganz abgeschrieben. Für mich ist der Hauptgrund der, dass sie jetzt schon über einige Rennen sehr konstant sehr stark waren. Das letzte Rennen haben sie dominiert, dort sind sie - fast wie in früheren Jahren - auf Sparflamme mit Lachgas zum Sieg gefahren. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Renault sehr schwach war. Man hat immer gesagt, dass Fernando halt immer Zweiter wird und trotzdem noch den Titel holen kann, aber in Hockenheim haben sie sich sowohl im Qualifying wie auch im Rennen sehr schwer getan. Was ich nicht verstehe, ist, dass auch die Hondas stärker waren als Renault, obwohl die nie ein Thema waren und mit gleichen Reifen unterwegs sind. Das hat mich schon sehr überrascht."
"Es sind jetzt nur noch elf Punkte, daher hat Michael sehr gute Chancen. Andererseits kann es sich genauso schnell wieder ändern, wie es sich jetzt geändert hat - der Reifenkrieg ist ein ganz entscheidender Faktor. Bridgestone hat da leider sehr stark auf Michelin aufgeholt, was man nicht nur vorne zwischen Ferrari und Renault sieht, sondern auch ein bisschen weiter im Mittelfeld, zum Beispiel bei uns. Wir waren oft stärker als Toyota und Williams, aber jetzt sind sie vor uns. Das ist einfach ein entscheidender Faktor."

