• 24.03.2009 15:48

Heidfeld: "Die Aufregung ist größer als sonst"

Nick Heidfeld im Interview: Wie groß die Sorgen um seinen Platz im Team waren und warum Brawn-Mercedes die eigenen Pläne durchkreuzen könnte

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Nick. auf deine Bestätigung für die Saison 2009 durch BMW musstest du im vorigen Jahr nach einem stetigen Auf und Ab lange warten. Hattest du ernsthafte Bedenken, dir einen neuen Arbeitgeber suchen zu müssen und gab es vielleicht schon erste Kontakte zu anderen Teams?"
Nick Heidfeld: "Das war schon ein großes Thema für mich. Es hat mich aber nicht soweit belastet, dass meine Leistung gelitten hätte. Ich habe mir nie Gedanken über meine Formel-1-Karriere machen müssen. Ich musste mir nur Gedanken machen, ob es bei BMW weitergeht."

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld, Valencia, Circuit Comunitat Ricardo Tormo

Nick Heidfeld hat Brawn-Mercedes ganz oben auf der Favoritenliste

Frage: "Bist du froh, dass es mit der Vertragsverlängerung bei BMW geklappt hat?"
Heidfeld: "Ja, das war mein Ziel. Es ist ein Team mit einem starken Auto. Wir arbeiten schon lange zusammen. Wir sind zusammen von ein bisschen weiter hinten, als Sauber übernommen wurde, richtig nach vorne gekommen. Das Ziel ist, dieses Jahr um den WM-Titel mitzukämpfen. Ich traue es dem Team zu. Da möchte ich natürlich dabei sein."#w1#

Anschluss halten ist die Devise

Frage: "In welchem Bereich hat sich das Team deiner Meinung nach am meisten verbessert?"
Heidfeld: "Ich hoffe, dass wir uns in dieser Saison verbessern werden, was die Weiterentwicklung des Autos betrifft. Da hatten wir in der vergangenen Saison nicht das Optimum erreicht. Wir waren am Anfang bis zur Mitte des Jahres ganz stark und haben dann den Anschluss etwas verloren, obwohl wir neue Teile produziert haben. Die haben aber nicht so funktioniert wie wir uns das vorgestellt haben."

"Ich hoffe, dass wir uns diesbezüglich verbessert haben. Wir haben die Fehler analysiert. Aber hundertprozentig wissen, ob es funktioniert, werden wir erst, wenn die Saison läuft. Entscheidend ist, dass wir aus den Fehlern gelernt und die richtigen Konsequenzen daraus gezogen haben. Dies ist ein wichtiger Bestandteil des Fortschritts."


Fotos: Das Lenkrad des BMW Sauber F1.09


Frage: "Wie willst du in diesem Jahr mehr Konstanz in deine Leistungen bringen?"
Heidfeld: "Mein Hauptproblem im vergangenen Jahr waren die Reifen, die habe ich nicht immer in das richtige Temperaturfenster gebracht. Das hat die Leistungen erklärt. Zum Glück waren meine Leistungen in den letzten fünf Saisonrennen aber positiv. Da habe ich den Aufwärtstrend bestätigt, das Auto war aber leider nicht mehr ganz so schnell wie am Anfang."

Frage: "Was erwartest du vom Duell gegen den Teamkollegen Robert Kubica?"
Heidfeld: "Es sollte spannend werden. Ich hoffe, dass ich an die Saison 2006 und 2007 anknüpfen kann, wo ich doch deutlich die Oberhand hatte. Dies war letztes Jahr leider nicht der Fall. In den letzten paar Rennen, in denen es besser ging, war ich mindestens auf dem gleichen Stand wie Robert. Davor war es natürlich nicht so, wie ich mir das gewünscht habe. Das Ziel ist es, wieder auf den alten Stand zurückzukommen."

Brawn bringt eigene Pläne durcheinander

Frage: "Was hast du aus der vergangenen Saison für Lehren gezogen?"
Heidfeld: "Am meisten habe ich gelernt in Bezug auf die Reifen, auch wenn wir nun komplett andere Reifen haben mit den Slicks. Jetzt habe ich schon bei den Testfahrten gemerkt, dass die Analysen mir weiterhelfen und dass ich im Reifenverständnis und im Umgang mit den Reifen deutlich weiter bin als vor einem Jahr. Das ist der größte Unterschied."

"Dass Brawn dann gleich beim ersten Test rausfährt und schneller ist als alle anderen, war dann schon für alle ein kleiner Schock." Nick Heidfeld

Frage: "Du hast im Januar bei der Präsentation des neuen Wagens gesagt, dass du dich fit fühlst und ein gutes Gefühl hast. Wie ist die Lage kurz vor dem Saisonstart?"
Heidfeld: "Ich fühle mich noch fitter. Ich hatte einen Fitnesstest, der sehr gut aussah. Ich habe - jetzt sind wir wieder beim Thema KERS - drei Kilo abgenommen. Ich habe noch immer ein gutes Gefühl, das nur ein bisschen durch die Tatsache getrübt wird, dass Brawn auf einmal da war und allen um die Ohren fährt. Das war schon überraschend und unerwartet. Jetzt bin ich mal gespannt, ob die das eine Saison durchziehen können."

Frage: "Hast du eine Erklärung für den Aufstieg von Brawn?"
Heidfeld: "Für mich ist das wirklich ein kleines Wunder. Das Auto wurde natürlich schon lange entwickelt, aber die anderen Teams haben schon viel länger getestet. Dass Brawn dann gleich beim ersten Test rausfährt und schneller ist als alle anderen, war dann schon für alle ein kleiner Schock."

Frage: "Siehst du dadurch auch eigene Ziele in Gefahr?"
Heidfeld: "Ja, ganz klar."

Vorfreude vor dem Saisonstart

Frage: "Du hast wegen der vielen Regeländerungen von Expeditionscharakter gesprochen. Wie weit siehst du dich auf dieser Expedition?"
Heidfeld: "Am Anfang haben wir die größeren Schritte und Veränderungen gemacht. Es macht in allen Bereichen sehr viel Spaß. Etwa was das KERS betrifft, das etwas komplizierter ist. Am Anfang dachte ich, da drückt man einfach auf einen Knopf und hat immer konstant mehr Leistung. Man muss das schon gut ausbalancieren, dass man die Energie sinnvoll nutzt. Es ist alles deutlich komplexer, als ich mir das vorgestellt habe. Dann sind da noch die neuen Reifen. Das alles in Kombination mit der Fahrbarkeit und der Balance des Autos, das ein ganz anderes Set-up erfordert, ist alles extrem spannend."

¿pbvin|512|1382||0pb¿Frage: "Du bist in der Formel 1 schon ein alter Hase. Spürst du vor dieser Saison einen besonderen Druck?"
Heidfeld: "Nein. Für mich ist es wie immer: Wenn man in der Formel 1 seine Leistung nicht bringt, hält man sich da nicht lange. Ich war schon in Situationen, die deutlich schlechter waren als die jetzige."

Frage: "Wie groß ist die Vorfreude auf der erste Rennen in Melbourne?"
Heidfeld: "Die Vorfreude und die Aufregung sind größer als sonst. Es gibt so viele Neuerungen. Man will jetzt einfach wissen, wo man steht und wie es aussieht."