• 27.05.2011 20:46

  • von Dieter Rencken

Heidfeld: "Auf Kursen mit Bodenwellen sind wir stark"

Nick Heidfeld im Interview: Wo er sich verbessern will, warum das Zwischengas-Vebot Renault nicht besonders treffen würde und wie er mit hohen Erwartungen umgeht

(Motorsport-Total.com) - Das Vorjahr hat es gezeigt: Monaco müsste eigentlich Renault-Land sein. Robert Kubica schaffte es 2010 beim Klassiker im Fürstentum in die erste Startreihe und wurde dann aufgrund eines schlechten Starts Dritter. Wie der Deutsche mit der großen Erwartungshaltung umgeht, warum Monaco eine Renault-Strecke ist und wieso ihm das mögliche Zwischengas-Verbot keine Sorgen macht, obwohl dieses Prinzip ein zentrales Element seines Boliden ist, erklärt der Mönchengladbacher im Interview.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfelds Renault-Team gilt in Monaco als Geheimtipp

Frage: "Nick, wie schätzt du deine Performance bisher in diesem Jahr ein?"
Nick Heidfeld: "Ich glaube, dass ich eine gute Performance gezeigt habe. Ich bin vor allem mit meiner Performance im Rennen zufrieden. Ich glaube, dass ich in den Rennen das Maximum herausgeholt habe. Im Qualifying muss ich noch etwas mit dem Team arbeiten, um das Potenzial freizumachen. Alles in allem war es bisher ein gutes Jahr."

Frage: "Was musst du konkret im Qualifying machen?"
Heidfeld: "Nun, ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen. Teilweise hatten wir im Qualifying Probleme mit dem Verkehr. Ich möchte aber nicht mit den Gedanken in das nächste Rennen gehen, dass ich wieder Pech haben werde. Es gibt immer Wege, wie man das verbessern kann - sogar wenn man Pech hat."

"Wenn man sich anders vorbereitet, dann könnte man sich in eine andere und bessere Situation befördern. Außerdem habe ich nicht jedes Mal das Maximum aus den Reifen herausgeholt. Daran wollte ich seit Barcelona arbeiten, denn ich glaube, dass ich ein paar Ursachen gefunden habe. Leider konnte ich aber dort kein Qualifying fahren, weil mein Auto gebrannt hatte."

Wie stark ist Renault wirklich?

Frage: "Teambesitzer Gerard Lopez meinte, dass er trotz zweier Podestplätze mit der Saison unzufrieden ist, weil er sich mehr erhofft hatte. Ist das auch dein Gefühl?"
Heidfeld: "Man erhofft sich immer mehr. Im Winter gab es Testtage, an denen wir nicht sehr stark waren, an anderen sagte ich, dass wir jedes Mal aus eigener Kraft um Podestplätze kämpfen können. Während der Saison weiß man dann, wo man steht."


Fotos: Renault, Großer Preis von Monaco


"Mit den zwei Podestplätzen haben wir etwas mehr erreicht, als wir aufgrund der Konkurrenz erwarten durften. Da lief alles perfekt - Witali und ich zeigten gute Leistungen, andere machten Fehler. Bei anderen Rennen erreichten wir nicht, was möglich gewesen wäre. So sehe ich das."

"Mit den Podestplätzen haben wir mehr erreicht, als wir aufgrund der Konkurrenz erwarten durften." Nick Heidfeld

Frage: "Es sieht so aus, als würde Robert Kubica diese Saison nicht mehr zurückkommen. Wie siehst du das und geht man da anders an die restliche Saison heran?"
Heidfeld: "Ich weiß es nicht genau. Natürlich versuche ich, den Kontakt zu halten, und möchte wissen, wie es ihm geht. Aber wie es Gerard Lopez gesagt hat, kann niemand voraussagen, wie lange es dauern wird. Ich weiß es nicht."

Frage: "Eure Form schwankt ziemlich. Liegt es an den Reifen? Oder am Setup?"
Heidfeld: "Ich denke nicht, dass sie sehr schwankt. Mercedes hat sich definitiv verbessert, sie hatten bei den ersten Rennen Problem und machten dann in China einen großen Schritt nach vorne. Leider - aus unserer Perspektive - sind sie dort geblieben. Sie waren zu Saisonbeginn keine große Konkurrenz für uns, aber derzeit liegen sie sogar vor uns. Das sind zwei zusätzliche Autos, mit denen wir kämpfen müssen."

"Obwohl Ferrari immer noch hinter Red Bull und Mclaren herhinken, haben auch sie sich verbessert. Wir sind also nicht gerade mit einer einfachen Konkurrenz konfrontiert. Wir stellen uns dieser jedoch und es ist unser Plan, uns vorwärts zu bewegen."

Warum Monaco Renault liegen sollte

Frage: "Euer Auto mag aerodynamisch nicht so effizient wie der Red Bull sein, aber das ist eine Strecke, auf der das keine so große Rolle spielt. Kubica schnitt hier letztes Jahr sehr gut ab. Kannst du morgen zeigen, was das Auto drauf hat?"
Heidfeld: "Das Auto sollte hier in Ordnung sein, da wir auf Strecken mit Bodenwellen immer sehr gut sind. Das haben wir letztes Jahr mit Robert gesehen, der im Qualifying Zweiter war und schließlich am Podest stand."

"Aus diesem Grund kamen wir hierher und dachten, dass wir ganz vorne mitkämpfen können. Andererseits steht hier HRT nicht auf der Pole und Red Bull ist nicht Letzter, daher ist es immer noch wichtig, hier ein gutes Auto zu haben. Wir geben unser Bestes und sehen dann, wo wir landen werden."

"Wenn das Zwischengas verboten wird, dann ist es für alle verboten." Nick Heidfeld

Frage: "Du könntest hier die größte Gelegenheit vorfinden, denn wenn die FIA das Zwischengas verbietet, dann könnte das für euch ein Problem sein."
Heidfeld: "Nein, das glaube ich nicht. Wenn es verboten wird, dann ist es für alle verboten. Das ist einmal das Erste. Zweitens weiß ich nicht, warum das passieren sollte. Laut den Leuten in meinem Team ist es absolut legal - das ist auch der Grund, warum es fast alle verwenden."

"Wenn ich unsere Entwicklungspläne für die kommenden Wochen und Monate anschaue, dann gibt es noch viel Potenzial, um uns zu verbessern. Daher sehe ich dieses Rennen nicht als größte Chance der gesamten Saison."

Ist Kanada 2011 Heidfelds zweite Chance?

Frage: "Der Grand Prix von Kanada 2008, den du aufgrund deiner Strategie statt Kubica gewinnen hättest können, hat deine Karriere geprägt. Siehst du dort 2011 deine zweite Chance?"
Heidfeld: "Nun, alles hängt vom Auto ab. Wir haben gesehen, dass der Renault einen guten Topspeed hat. Genau das braucht man dort. Aber ich beginne kein Wochenende mit dem Gedanken, dass es hier funktionieren muss. Ich versuche einfach, mit dem zu arbeiten, was wir haben."

"Hier könnte ich auch denken, dass wir es schaffen sollten, auf der Pole zu stehen. Dann geht man über das Limit und das ist nicht sehr hilfreich."

"Aber ich beginne kein Wochenende mit dem Gedanken, dass es hier funktionieren muss." Nick Heidfeld

Frage: "Du hast bei der Entwicklung der Pirelli-Reifen mitgewirkt. Zuletzt gab es viel Kritik. Ist sie deiner Meinung nach gerechtfertigt?"
Heidfeld: "Die superharten Reifen in Barcelona haben nicht die erwartete Performance gebracht. Nicht nur wir, sondern auch Pirelli dachte, dass sie sich anders verhalten würden. Dennoch glaube ich, dass sie gute Arbeit geleistet haben, denn man darf nicht vergessen, dass sie erst vor weniger als einem Jahr begonnen haben. Damals wussten sie gerade mal, dass sie den Zuschlag erhalten haben. Es ist nicht leicht, dann einen Reifen für die Formel 1 zu entwickeln. Wenn man das bedenkt, dann haben sie fantastisch gearbeitet."