powered by Motorsport.com
  • 16.04.2004 09:46

  • von Fabian Hust

Head: "Technische Herausforderung ist größer denn je"

Patrick Head, Technischer Direktor des Williams-Teams, spricht über die technische Evolution, die die Formel 1 stark verändert hat

(Motorsport-Total.com) - Hätte die Formel 1 kein Reglement, das den Designern und Ingenieuren der Formel 1 zum Teil die Hände bindet, dann wären die Formel-1-Autos heute theoretisch so schnell, dass die Belastung kein Mensch aushalten würde. Doch gerade durch das Reglement wird die Spreu vom Weizen der Designer getrennt. Es gilt, durch geschickte Ansätze das Maximum aus dem Erlaubten herauszuholen. Und wie man an Ferrari sieht, kann sich ein Team trotz des strengen Reglements in der "Königsklasse des Motorsports" einen Vorsprung auf die Konkurrenz erarbeiten.

Titel-Bild zur News: Patrick Head

Patrick Head hat seit 1977 einen gewaltigen Technikwandel erlebt

Ein "alter Hase" unter den Technikern ist Patrick Head, Technischer Direktor des Williams-Teams. Seit 1977 ist der Brite als "Oberaufseher" für die Autos des Rennstalls verantwortlich. Zu Beginn seiner Williams-Zeit saß der Anteilseigner noch selbst am Reißbrett, um die Boliden zu entwerfen: "Als ich 1977 den ersten Formel-1-Williams entwarf, bestand die Designabteilung nur aus mir und meinem Zeichenbrett. Damals ging man nach der Methode von Versuch und Irrtum vor, heute ist es ein wissenschaftlicher Prozess", erklärt der 57-Jährige auf der Internetseite des Teams.#w1#

Papier und Bleistift sind in der Formel 1 nun fast komplett Hochleistungsrechnern gewichen, die innerhalb von wenigen Minuten neue Bauteile berechnen und in das komplizierte Puzzle eines Rennwagens hinzufügen können, um das Verhalten des Bauteils als Einzelstück und im Zusammenspiel mit dem gesamten Boliden zu berechnen: "Computer sind grandiose Hilfsmittel, aber sie müssen von sachkundigen Menschen benutzt werden", so Head.

Nach Ansicht des Briten muss ein Designer wie ein Fahrer auch bereit sein, Risiken einzugehen, um erfolgreich zu sein. Eines dieser Risiken ist die "Hammerhainase" des FW26: "Es kommt vor allem auf eins an: Ein Ingenieur, der immer auf der sicheren Seite sein will, wird selten etwas wirklich Neues erfinden. Denn neue Sachen bereiten erst mal Probleme, die gelöst werden müssen. Wer davor Angst hat, wird immer nur hier und da ein bisschen ändern - und von der Konkurrenz überholt."

Die Umstellung für Designer vom Zeichenbrett auf den Computer war natürlich gerade für die ältere Generation ein großer Schritt aber einer, den man laut Head nicht bereuen darf: "Wenn man anfängt zu klagen, vor zehn Jahren sei alles besser gewesen, dann wird es höchste Zeit, sich nach einem anderen Job umzusehen. Die technische Herausforderung ist größer denn je, weil wir heute so viel mehr Werkzeuge zur Hand haben."