• 29.05.2005 18:07

Haug: "Wir waren machtlos" - Kritik am Reglement

Der Ausfall von Kimi Räikkönen war für das Team absehbar, doch das Reglement zwang den Finnen, das Risiko eines Crashs einzugehen

(Motorsport-Total.com/sid) - Eine knappe Stunde nach der Schrecksekunde, die möglicherweise die Formel-1-WM 2005 bereits entschieden hat, spielte ein ganz und gar unaufgeregter Kimi Räikkönen im Fahrerlager mit seinem Schäferhund. Nichts war mehr zu spüren von der Anspannung des gesamten McLaren-Mercedes-Teams, das die letzten 20 der insgesamt 59 Runden beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring zwischen Hoffen und Bangen verbracht hatte.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen schied in der letzten Runde in Führung liegend aus

Bis zur letzten Runde hatte das Daumendrücken geholfen. Aber als Spitzenreiter Räikkönen in die letzte von 59 Runden ging, kollabierte keine vier Kilometer vor dem Ziel die rechte Vorderradaufhängung des MP4-20. Ein so genannter "Bremsplatten" hatte den Schaden verursacht, die Vibrationen ließen das Material binnen Runden ermüden. Vorausgegangen war ein Fahrfehler des Finnen, der damit den Ausfall auf die eigene Kappe nehmen muss.#w1#

"Der Reifen ist in den letzten 20 Runden beim Bremsen nicht gleichmäßig abgerieben worden", erklärte Haug, der Wert auf die Feststellung legte: "Wir hatten kein Reifenproblem." Räikkönen schilderte die letzten Minuten seiner jäh gestoppten Fahrt mit großer Gelassenheit: "Die Vibrationen waren so stark, dass ich teilweise überhaupt nichts mehr gesehen habe."

Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls ahnte jeder im Team längst, dass mit einem solchen Ende zu rechnen war. "Wir wussten seit Kimis letztem Boxenstopp, dass er vielleicht nicht ins Ziel kommt, aber wir waren machtlos", erzählte Haug mit versteinerter Miene. Dabei habe der kleine Finne eine blitzsaubere Leistung abgeliefert: "Es war grandios, mit einem solchen Defekt ein solches Rennen zu fahren. Ein Sieg wäre gerecht gewesen, aber that's racing."

Obwohl das Unheil für alle im Team erkennbar seinen Lauf nahm, waren den Verantwortlichen die Hände gebunden. Das neue, seit dieser Saison gültige Reglement des Automobil-Weltverbandes FIA erlaubt einen Reifenwechsel während des Rennens nur bei einem sichtbaren Schaden an der Gummiwalze. Natürlich werde es Gespräche über den Zwischenfall geben. Haug: "Aber in diesem Moment werde ich das Regelwerk der FIA nicht kommentieren."

Etwas deutlicher wurde 'Premiere'-Experte Marc Surer, der eine Modifizierung des Reglements ins Gespräch brachte: "Man sollte den Teams unter dem Aspekt der Sicherheit vielleicht wenigstens erlauben, einen Reifen beim letzten Boxenstopp zu wechseln, um solche Situationen zu vermeiden."

Räikkönen kam bei dem Unfall in der letzten Runde, als er bei 300 km/h von der Strecke schleuderte, mit dem Schrecken davon. "Aber wir alle wissen, dass ein Reifenplatzer bei diesem Tempo auch schlimmere Folgen haben kann", meinte Haug: "Und offenen Auges einer solchen Situation entgegenzusteuern, das ist schon problematisch."

Ans Aufgeben wollte Haug auch in der Stunde der bitteren Niederlage nicht denken: "Wir kämpfen weiter, das ist immer unsere Philosophie gewesen, und das wird auch so bleiben. In den letzten Jahren haben wir schon viel überstanden, da werden wir diese Situation auch meistern."

Bereits 2003 war Räikkönen auf dem Nürburgring in Führung liegend ausgeschieden, was ihn in jenem Jahr wohl den WM-Titel kostete. Im Vorjahr war das Rennen in der Eifel für den Finnen ebenfalls wegen eines technischen Defekts vorzeitig beendet. 2001 hatte der zweimalige Weltmeister Mika Häkkinen in Barcelona den Sieg vor Augen, als er seinen McLaren-Mercedes in der letzten Runde mit defekter Kupplung abstellen musste.

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