• 10.09.2006 20:37

  • von Stracke/Beetz

Haug: Wir waren gute, sportliche Rivalen

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug über Kimi Räikkönens zweiten Platz in Monza und über die enge Bindung zu Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Nach dem zweiten Platz des Finnen Kimi Räikkönen beim heutigen Italien-Grand-Prix im Königlichen Park von Monza zeigt sich Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sehr zufrieden. Gleichzeitig ist er aber auch betrübt über den Abschied des siebenfachen Champions Michael Schumacher. Dieser hatte nach dem Rennen sein Karriereende bekannt gegeben.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug hatte eine besondere Beziehung zu Michael Schumacher

"Es war ein gutes Rennen. Es war knapp, es sah am Anfang ein bisschen besser aus", fasste Haug den Grand Prix zusammen. "Ich glaube, die Tatsache, dass Michael Schumacher bis zum ersten Stopp zwei Runden länger fahren konnte, war schon die Vorentscheidung." Dennoch hatte McLaren-Mercedes-Fahrer Räikkönen ganze Arbeit geleistet:#w1#

"Das macht mich schon traurig"

"Kimi hatte die schnellste Rennrunde. Zum Sieg hat es nicht ganz gereicht, aber wir waren das beste Michelin-Team. Da kann man schon zufrieden sein, aber unser Ziel ist natürlich der Sieg." Dass Michael Schumacher nun seinen Helm an den Nagel hängen wird, stimmt den Deutschen etwas melancholisch. "Das macht mich schon traurig, nach so einer langen Zeit. Wir haben viele Jahre mit einander verbracht. Ich kenne Michael als Formel-3-Fahrer, als Junior bei uns. Bei seinem ersten Formel-1-Rennen waren wir ja zumindest assistierend dabei", so Haug.

"Seither waren wir gute, tolle, sportliche Rivalen, haben viele Kämpfe ausgefochten, speziell mit Mika Häkkinen. Das wird, glaube ich, auch immer in den Rennsport-Memoiren eine Rolle spielen. Es war eine tolle Zeit und ich hoffe, die nächsten drei Rennen werden auch noch toll, aber klar ist, dass da eine grandiose Karriere zu Ende geht. Und wir haben dazu natürlich eine ganz besondere Beziehung."

"Haben eine Menge großer Kämpfe gesehen"

Laut Haug hätte Schumacher auch ohne die Starthilfe durch die Nachwuchsförderung von Mercedes den Sprung nach ganz oben geschafft. Von daher sei es auch nicht schlimm, dass man nie zusammen in einem Team arbeiten konnte. "Als Michael schon gesiegt hat, durften wir noch nicht einmal den Gedanken haben, Formel 1 zu machen. Als wir 1993 angefangen haben, war er schon Grand-Prix-Sieger und wir waren ein junges Team. Insofern hat sich das nicht ergeben. Es gab 1998 Gespräche und eine gute Chance, dass wir zusammenkommen. Aber ansonsten haben die Rennfans eine Menge großer Kämpfe gesehen. Die bleiben uns in Erinnerung und das ist auch gut so."

Ob denn der Weggang von Kimi Räikkönen in Richtung Ferrari ein schwerer Verlust für McLaren-Mercedes sei? "Wir haben Fernando Alonso gewonnen, und was er kann, hat er heute gezeigt. Für den Motorschaden kann er nichts. Wir bedanken uns bei Kimi, wir sind fünf Jahre zusammen gefahren und in dieser Zeit ist er ein wirklich großer Rennfahrer geworden. Er hat alles, was man braucht, um zu gewinnen."

Einstieg bei Ferrari wird für Räikkönen nicht leicht

"Wir sind an zwei Weltmeistertiteln vorbeigeschrammt, einmal ganz knapp um zwei Punkte. Das ist einfach so", meinte Haug. "Aber wir waren sicher in all den Jahren der stärkste Gegner von Michael, wir haben ihn ein paar Mal geschlagen. Nicht oft genug, aber wir waren öfter knapp dran. Und Kimi war fünf Jahre bei uns. Es gibt nur zwei Fahrer, die derzeit länger in einem Team fahren, da darf auch mal ein Wechsel sein."

"Wir werden die drei Rennen voller Konzentration angehen, werden Freunde bleiben, werden uns in die Augen schauen können. Und wir werden schauen, dass wir nächstes Jahr vor den roten Autos fahren können." Der Motorsportchef ist sich nicht sicher, ob Räikkönen gleich in seiner ersten Saison bei Ferrari an Schumachers Erfolge anknüpfen kann. "Das kann man nicht gerade so beim Eintritt in ein neues Team stemmen, das dauert lange, lange Zeit."