Haug über Diffusor: "Zwei verschiedene Klassen"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug wundert sich über das Ja der FIA zum Brawn-Diffusor und kritisiert die Auswirkungen der Regelauslegung auf die Kosten
(Motorsport-Total.com) - Inzwischen hat die Formel 1 schon wieder ganz andere Themen, aber man sollte nicht vergessen, dass Brawn, Toyota und Williams immer noch an einem seidenen Faden hängen. Wegen des Berufungsverfahrens gegen ihre Diffusoren am 14. April in Paris könnten die drei Teams nachträglich von den ersten beiden Saisonrennen ausgeschlossen werden.

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Norbert Haug hofft auf eine rasche Entscheidung in der Diffusoraffäre
McLaren-Mercedes hat gegen die Regelauslegung der drei Teams zwar keinen Protest eingelegt, doch Mercedes-Sportchef Norbert Haug macht klar, dass man über das bisherige FIA-Ja zu den umstrittenen Diffusoren nicht glücklich ist: "Brawn hat für die Regelausgelung bisher die Bestätigung bekommen. Wir wundern uns darüber, aber solange es so ist, ist es eben so", meinte er am Dienstag im Rahmen einer Telefonkonferenz.#w1#
Haug bekrittelt Zweiklassengesellschaft
"Es sind zwei verschiedene Klassen", schimpfte Haug, fügte aber an: "Das soll keine Ausrede sein." Denn dass es auch mit einem konventionellen Diffusor geht, habe beispielsweise Red Bull bewiesen. McLaren-Mercedes müsse vielmehr aus eigener Kraft Anpressdruck finden, doch die Diskussion um die Diffusoren sei in dieser Hinsicht zumindest nicht hilfreich. Daher wünscht sich der Deutsche so früh wie möglich Klarheit.
"Ich habe keine Ahnung, wie entschieden wird", sagte er im Hinblick auf den 14. April. "Ich habe in mir drin eine Meinung." Bisher seien nur vier Prozent aller Berufungen gewonnen worden, daher mache er sich keine großen Hoffnungen. Aber er verwies auf den Grand Prix von Malaysia vor zehn Jahren: "Es wurde mal eine Berufung von besagtem Ross Brawn gewonnen, als er 1999 mit dem Corpus Delicti unterm Arm in die Sitzung kam."
Damals wurde Eddie Irvine der Sieg beim ersten Rennen auf dem Sepang International Circuit wegen eines angeblich illegalen Windabweisers von den FIA-Kommissaren zunächst aberkannt, doch dem Protest des Ferrari-Teams wurde später vom Internationalen Berufungsgericht stattgegeben. Irvine bekam seinen Sieg zurück, Mika Häkkinen war doch noch nicht Weltmeister - aber beim Saisonfinale 1999 in Japan machte der Finne dann alles klar.
Eine Seite muss auf jeden Fall investieren
¿pbvin|512|1421||1pb¿Im heutigen Fall ärgert Haug besonders, dass die unterschiedlichen Regelauslegungen auf jeden Fall Geld kosten werden - entweder sieben Teams, die auf-, oder drei Teams, die abrüsten müssen: "Die FIA sagt, wir müssen sparen, aber dann gibt es Reglementsauslegungen, die Geld kosten. Das ist kontraproduktiv", so der 56-Jährige. Ein neuer Diffusor sei bereits jetzt in Arbeit: "Natürlich muss man sich schon vor dem Urteilsspruch darauf vorbereiten."
Die ganze Diskussion sorge derzeit für viel Unsicherheit im Fahrerlager: "Schauen Sie, was Briatore sagt. Der sagt das ganz herb und derb. Ob man das so sagen soll, ist eine andere Frage. Ich werde das so sicherlich nicht sagen, aber es ist für alle Beteiligten ärgerlich, denn wir wollen kein Rennen mit einer Klasse eins und einer Klasse zwei sehen. Dass wir nicht konkurrenzfähig sind, ist ein zweites Thema. Ich will mich da nicht rausreden", teilte Haug mit.
McLaren-Mercedes habe sich dem Protest nicht angeschlossen, weil man derzeit jede Energie in die Weiterentwicklung des MP4-24 stecken müsse. Haug kann aber durchaus nachvollziehen, warum sich andere Teams dermaßen ärgern: "Was andere Teams so erbost, ist, dass sie offensichtlich etwas Ähnliches angefragt hatten und dazu einen abschlägigen Bescheid gekriegt haben. Das sollte man tunlichst schnell klären", kritisierte er.

