Haug: "Sind nur noch die dritte Kraft"
Das McLaren-Mercedes-Team hofft am Wochenende beim Grand Prix von Spanien in Barcelona auf ein Erfolgserlebnis
(Motorsport-Total.com/sid) - "Silberpfeifen", "Stotterpfeile", "Ü-Klasse": Gerade mal vier Grand Prixs sind in der neuen Saison gefahren, da stecken die einst so ruhmreichen McLaren-Mercedes "Silberpfeile" in der schwersten Krise seit der Formel-1-Rückkehr 1994. "Das ist alles nur noch peinlich", sagte der vermeintliche WM-Kandidat David Coulthard, nachdem er zuletzt in Imola von Weltmeister Michael Schumacher überrundet worden war.

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Haben es derzeit nicht leicht: Norbert Haug und David Coulthard
Nur neun Punkte, aber schon fünf Ausfälle ? kein Wunder, dass McLaren-Mercedes nach dem schlechtesten Saisonauftakt seit sieben Jahren mit Hohn und Spott überschüttet wird. Was ist bloß mit den "silbernen Ufos" los? Die Rivalen Ferrari und BMW-Williams sind derzeit Lichtjahre entfernt, dafür müssen sich die "Sternfahrer" jetzt sogar mit Emporkömmling Renault rumschlagen.
"Wir sind nur noch die dritte Kraft", sagte Mercedes-Benz-Motorsportdirektor Norbert Haug. Der Schwabe, der bislang die volle Rückendeckung des Konzernvorstandes genießt, gibt vor dem Großen Preis von Spanien (Sonntag 14:00 Uhr/live in 'Premiere' und RTL) in Barcelona fleißig Durchhalteparolen aus: "Es wäre ein Fehler, uns abzuschreiben. Wir sind schon aus ganz anderen Tälern wieder rausgekommen. Ich bin überzeugt, dass wir in diesem Jahr noch Rennen gewinnen."
Wer hat Schuld am schwachen Abschneiden der "Silberpfeile"?
Doch so prekär wie im Moment war die Situation lange nicht. Dass Ferrari und Michael Schumacher den Ton angeben, daran mögen sich die Stuttgarter in den vergangenen Jahren vielleicht gewöhnt haben. Aber auch noch hinter dem Erzrivalen BMW zu liegen, das ist nun wirklich zu viel, da ist der Mercedes-Benz-Fahrer in seinem Stolz tief verletzt. Bleibt die Frage: Wer soll den Karren wieder aus dem Dreck fahren? Eine Antwort gibt es nicht, nur gegenseitige Schuldzuweisungen.
Für die einen liegt es am Motor, der 50 PS weniger leisten soll als die Triebwerke von Ferrari und BMW. Verantwortlich dafür sei der Schweizer Mario Illien, beweisen lässt sich das natürlich nicht. Für andere liegt die Schuld bei Adrian Newey, dem Konstrukteur des neuen Autos. Der wollte in dieser Saison eigentlich für die doppelte Gage für Jaguar arbeiten, wurde dann allerdings zum Weitermachen bei den "Silbernen" überredet, so die offizielle Sprachregelung. Für Kenner der PS-Branche liegt deshalb die Vermutung nahe, dass Newey nicht mehr mit ganzem Ehrgeiz bei der Sache sei.
Schumacher: "Coulthards McLaren sah in Imola unfahrbar aus"
Fest steht: Wenn es auch in Spanien ein Debakel gibt, werden wohl Konsequenzen gezogen, dann wird irgendjemand zum "Sündenbock" gemacht. Barcelona war für McLaren-Mercedes schon immer ein gutes Pflaster. 1998, 1999 und 2000 gab es Doppelsiege zu feiern: Mika Häkkinen (Finnland) gewann jeweils vor Coulthard. Im Vorjahr sah Häkkinen erneut wie der sichere Sieger aus, doch in der letzten Runde streikte die Kupplung, der eigentlich schon geschlagene Michael Schumacher bekam den Erfolg geschenkt.
Inzwischen hat Michael Schumacher fast schon ein wenig Mitleid mit Mercedes. "Überheblichkeit ist nicht angebracht. 1996 war ich es, der überrundet wurde", meinte der viermalige Weltmeister. Der Ferrari-Star nimmt Coulthard sogar in Schutz: "Sein Auto sah in Imola nicht sehr fahrbar aus." Ralf Schumacher, der als einziger Fahrer die Siegesserie seines Bruders in dieser Saison wenigstens kurz stoppte (Malaysia), macht sich dagegen über McLaren lustig: "Wir müssen uns beeilen, dass wir an Ferrari dranbleiben, bei McLaren-Mercedes können wir uns noch Zeit lassen."

