• 17.02.2004 15:04

  • von Fabian Hust

Haug: Schumacher macht einen Fehler

Für Schumacher ist McLaren hinter Ferrari, Williams und Renault nur noch "vierte Wahl" ? für Haug eine Fehleinschätzung

(Motorsport-Total.com) - Wie stark ist McLaren-Mercedes wirklich? Fakt ist, das Team hat Probleme mit dem neuen MP4-19, der trotz seiner langen Entwicklungsphase und der mit dem MP4-18 geleisteten Vorarbeit weder besonders schnell noch besonders zuverlässig zu sein scheint. Insiderberichten zufolge gibt es gleich an mehreren Stellen Probleme. Der Motor, dessen Motorblock erstmals in Stuttgart gegossen wird, ist nicht zuverlässig genug. Deshalb soll das Team in den letzten Wochen mit reduzierten Motordrehzahlen gefahren sein, um nicht zu oft stehen zu bleiben. Dies würde die zum Teil eklatant langsamen Rundenzeiten erklären.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Mercedes-Motorsportchef Haug: "Wir wollen kein Testweltmeister werden!"

Probleme mit der Aerodynamik und den Reifen

Eine weitere Schwäche ist im Aerodynamik-Bereich zu suchen. Der Frontflügel soll nicht ausreichend Abtrieb produzieren, so dass der Heckflügel flacher eingestellt werden muss, um das Auto in Balance zu halten. Das bereitet natürlich auf Strecken, die viel Abtrieb erfordern, Probleme. Knacknuss Nummer 3: Die Michelin-Reifen bekommt man erst in der zweiten Runde auf Temperatur, weswegen man im Qualifying derzeit ein Problem hat. Auf längere Distanz hingegen soll man auf einem Niveau mit BMW-Williams fahren können.#w1#

Probleme mit dem neuen Getriebe

Hinzu kommt, dass Ingenieure und Fahrer teilweise Probleme bei der Abstimmung des Autos haben. Lief das Auto beispielsweise in Valencia zur Hochform auf, lag das Auto wenige Tage später in Barcelona zu unruhig, als dass man hätte Top-Zeiten fahren können. Auch das neue Getriebe aus Titan ist noch nicht einsatzbereit, weswegen man zum Saisonstart wohl auf die alte Version aus Aluminium ausweichen muss. Doch hier sind die "Silbernen" nicht alleine, auch bei BMW-Williams bereitet das Getriebe dem Team Kopfschmerzen. Doch blickt man auf Ferrari, BMW-Williams und Renault, so scheint McLaren-Mercedes bei den bisherigen Testfahrten mit Abstand die meisten Probleme gehabt zu haben.

Schumacher reiht McLaren hinter Renault ein

Vielleicht hat dieser Eindruck Michael Schumacher dazu bewegt, plötzlich McLaren-Mercedes sogar hinter Renault einzureihen. Bis vor ein paar Wochen war das Team von Ron Dennis in den Augen des Ferrari-Piloten noch der ärgste Gegner im Kampf um den WM-Titel. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hat in einem Interview mit der 'Bild'-Zeitung erklärt, dass Schumacher einen Fehler macht, wenn er McLaren-Mercedes abschreibt. Haug selbst hat Ferrari voll auf der Rechnung: "Ferrari wird stark sein. Williams und Renault haben einen Schritt nach vorn gemacht. BAR ist zu beachten. Aber wir werden dabei sein! Es könnte einen Titel-Fünfkampf geben."

Haug lacht über Schumachers Vorschlag

Als "Geplänkel" bezeichnet Haug Michael Schumachers ? natürlich nicht ganz ernst gemeinten ? Vorschlag, McLaren-Mercedes könne gerne zu den Tests auf Ferraris private Strecke kommen. Natürlich gab es den einen oder anderen Kritiker, der Ferrari vorwirft, sich vor der Konkurrenz "zu verstecken", um die eigenen Geheimnisse nicht preiszugeben. "Ich möchte sehen, was passiert, wenn wir dort mit dem LKW vorfahren würden", so Haug. "Wir bleiben bei unserem Plan, messen uns weiter mit den Rivalen. Ferrari geht den anderen Weg."

Haug versucht die Fans zu beruhigen

Norbert Haug gesteht ein, dass man bei den bisherigen Testfahrten nicht geblufft hat. Mit anderen Worten: Die langsamen Zeiten wurden nicht absichtlich gefahren, um die Konkurrenz in die Irre zu führen. Auch der Plan von McLaren, mitten in der Saison eine B-Version des MP4-19 auf die Strecke zu schicken, dessen Weiterentwicklung so komplex ist, dass sogar ein neuer Crashtest durchgeführt werden muss, lässt Haug kalt: "Mit der B-Version ist die normale Weiterentwicklung gemeint. Wir hatten ein Problem am Getriebe, haben mal einen Motor gewechselt, sind aber auch schon 800-km-Distanzen gefahren."