Haug prophezeit "spannende Kämpfe" in der Formel 1

Mercedes-Sportchef Norbert Haug traut Ferrari 2006 ein großes Comeback zu und rechnet mit den beiden japanischen Herstellern

(Motorsport-Total.com) - Während McLaren-Mercedes zwar beide WM-Titel verpasst hat, dafür aber das Trauma der miserablen ersten Saisonhälfte 2004 endlich abschütteln konnte, lief es für Ferrari 2005 weniger gut: Das Team wurde erstmals seit 1998 in der Konstrukteurs-WM geschlagen, Michael Schumacher bei den Fahrern erstmals seit 1999. Dennoch will die Italiener niemand abschreiben.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug empfiehlt der Konkurrenz, sich schon mal warm anzuziehen...

Vor allem nicht Mercedes-Sportchef Norbert Haug: Der Deutsche hätte zwar nicht gedacht, "dass sich das bei denen über 19 Rennen zieht", aber "trotzdem würde ich Ferrari nicht unterschätzen. Die werden einen Restart hinlegen, der sich gewaschen hat." Damit widerspricht er der Theorie der Wellenbewegungen, die besagt, dass auf jede langjährige Dominanz eine langjährige Krise folgt. Vor 2000 musste Ferrari schließlich mehr als 20 Jahre auf einen WM-Titel warten...#w1#

Laut Haug hätte Ferrari in Indianapolis auch nicht gewonnen

Die Ferrari-Saison 2005 will Haug aber ohnehin nicht schönreden: "Ferrari konnte ein einziges Rennen gewinnen, aber auch nur deshalb, weil dort nur sechs Autos an den Start gegangen sind. Bei einem normal besetzten Rennen in Indianapolis hätte das sehr wohl ganz anders ausgesehen", gab er im Interview mit 'Premiere' zu Protokoll. "Dieses Jahr waren sie wirklich von der Rolle, das kann man nicht anders sagen."

Aber: "Ich glaube nicht, dass ein Michael Schumacher das Rennfahren verlernt hat, sondern ich glaube, dass er eine sehr, sehr harte Saison erlebt hat, die beschreibt, was in der Formel 1 geleistet wird: Von 1,5 Sekunden plus sind sie auf 1,5 Sekunden minus innerhalb von drei Monaten zurückgefallen. Das ist ein Swing von drei Sekunden. Da kann man sich erst vorstellen, was hier gemacht und geleistet werden muss. Deshalb ist die Formel 1 umkämpfter als je zuvor", analysierte er.

Die japanische Gefahr nimmt Haug übrigens "absolut ernst", denn "Toyota ist in vielen Bereichen des Automobilbaus sehr erfolgreich, sehr konsequent. Toyota ist stark, Honda ist stark. Der Zuschauer darf sich auf viele spannende Kämpfe freuen. So soll der Wettbewerb sein. Es spricht für die Marke Mercedes-Benz, dass sie sich diesem Wettbewerb seit vielen Jahren stellt und dabei im Vergleich der großen Hersteller bisher immer noch am besten abgeschnitten hat, wenn ich das in aller Bescheidenheit zusammenzähle", fügte er an.

Schließt Silber wieder an die goldenen Häkkinen-Jahre an?

Für die kommenden Jahre erwartet der 1952er-Jahrgang übrigens einen noch härter umkämpften Wettbewerb, wobei er naturgemäß davon ausgeht, dass sein Team wieder ganz vorne mitmischen wird: "Wir haben vieles gewonnen, sind endlich wieder auf dem richtigen Weg", kündigte er eine Fortsetzung der Aufwärtstendenz aus der zurückliegenden Saison an - mit der Erinnerung an die glorreichen Häkkinen-Jahre 1998 und 1999 im Hinterkopf.

Abschließend ließ er ein "Plädoyer für die Hersteller" vom Stapel, "denn die haben ihre eigenen Teams. Wir sind mittlerweile der einzige Hersteller, der kein eigenes Team hat, aber wir sind zu 40 Prozent beteiligt an der McLaren-Gruppe. Das ist ein klares Votum für die Formel 1. Wir müssen die politischen Dinge und die Regeln in Ordnung bringen, und dann hoffen wir, dass wir sehr viele Rennen wie zuletzt in Japan haben - und wenn die dann auch noch so ausgehen, habe ich auch nichts dagegen", so Haug.