• 01.02.2011 18:09

  • von Mario Fritzsche & Dieter Rencken

Haug: Nummer eins 2009 nicht automatisch Nummer eins 2011

Norbert Haug über den vermeintlichen Vorteil, bereits mit KERS gefahren zu sein und die Zusammenarbeit mit der ehemaligen Brawn-Truppe in England

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Sportchef Norbert Haug blickt im Rahmen der Vorstellung des neuen MGP W02 auf die bevorstehende Saison voraus und erläutert seine Sichtweise hinsichtlich der Wiedereinführung des Energierückgewinnungssystems. Er glaubt nicht daran, dass die Untertürkheimer in diesem Jahr noch von dem vor zwei Jahren bei McLaren herausgearbeiteten Entwicklungsvorsprung in Bezug auf KERS zehren können. "Unsere Rivalen dürften sich nun in einer stärkeren Position befinden. Man sollte jedenfalls nicht glauben, dass die Nummer eins aus 2009 automatisch auch 2011 die Nummer eins sein wird", so der 58-Jährige.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef), Ross Brawn (Teamchef)

Ross Brawn und Norbert Haug anlässlich der Vorstellung des MGP W02

Unabhängig davon verfolgt man bei Mercedes, wo das System über den Winter ebenfalls weiterentwickelt wurde, auch in diesem Jahr das Ziel, das beste KERS im Feld zu haben. "Das kann ich im Augenblick aber nicht garantieren", so Haug, der die Evolution wie folgt präzisiert: "Es ist uns gelungen, das Gewicht weiter zu reduzieren, und meiner Meinung nach haben wir das System auch am richtigen Ort verbaut." Ein Urteil, wo das Mercedes-System im Vergleich zur Konkurrenz angesiedelt ist, könne zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht gefällt werden.

Während man vor zwei Jahren an der Seite von McLaren das System bereits einsetzte, fuhr das Team von Ross Brawn mit den Kundenmotoren aus Stuttgart und ohne KERS sowohl den Fahrer- als auch den Konstrukteurstitel ein. Inzwischen ist aus der Brawn-Truppe das aktuelle Mercedes-Werksteam hervorgegangen. Angesprochen darauf, wie sich die Zusammenarbeit Stuttgart-Brackley aktuell darstellt, antwortet Haug:

"Ich denke, das Wichtigste ist die Kooperation von HPE (High Performance Engines; Anm. d. Red.), den Motoren-Jungs, und dem Chassis-Team. Sie gehen wie eine Mannschaft vor." Die Kooperation funktioniert nach Aussage des Mercedes-Sportchefs prima, wobei sich die Hauptarbeit auf die englischen Standorte in Brackley beziehungsweise Brixworth verteilt. "Nach Stuttgart bestehen Verbindungen zur Abteilung Forschung und Entwicklung, wo Programme entworfen und bearbeitet werden." Allerdings ist die Zusammenarbeit nicht nur technischer Natur, sondern "erstreckt sich natürlich auch auf die Medienarbeit, das Budget und das Marketing", so Haug.

Selbstredend macht man sich im Hause Mercedes auch Gedanken zum neuen Motorenreglement ab der Saison 2013. Die Idee der Kostenreduzierung sollte dabei stets im Vordergrund stehen. Haug liegt zudem einiges daran, durch die Neugestaltung der technischen Bestimmungen neue Hersteller anzulocken beziehungsweise bestehende halten zu können und nennt ein Beispiel: "Cosworth ist erpicht darauf, den neuen Motor zu bauen. Wir müssen sicherstellen, dass solche unabhängigen Unternehmen in der Formel 1 bleiben. Das ist wichtig und ich halte das für eine gute Richtung."