• 09.10.2001 14:58

  • von Fabian Hust

Haug: Neues Reglement entwertet Fahrer nicht

Norbert Haug und Michael Schumacher über die Möglichkeit der Teams, ab der Saison 2002 die Autos "fernzusteuern"

(Motorsport-Total.com/sid) - Mit einer spektakulären Regeländerung geht die Formel 1 in die neue Saison. Der Automobil-Weltverband FIA erlaubt ab 2002 den so genannten bi-direktionalen Funk. Konnten zuvor die Daten nur aus dem Auto an die Box weitergegeben werden, dürfen künftig auch Daten von der Box in die Rennautos übertragen werden. Das bestätigte die FIA am Dienstag.

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen

Der Computertechnik kommt 2002 eine noch größere Bedeutung zu

Für Michael Schumacher und Kollegen könnte das weitreichende Folgen haben. Schon wird spekuliert, ob die Fahrer womöglich demnächst zu ferngesteuerten Marionetten werden. Fest steht, dass durch die neue Maßnahme der Einfluss des Fahrers weiter reduziert wird, denn künftig kann zum Beispiel in Streckenbereichen, in denen die gelbe Flagge geschwenkt wird, den Fahrern ein Tempolimit von der Box ins Auto gefunkt werden. In einer weiteren Stufe wird dem Auto von außen eine Tempobeschränkung auferlegt. Motiv der FIA ist eine weitere Verbesserung der Sicherheit.

"Das ist keine Entwertung der Fahrer. Die werden nach den neuen Regeln genauso gefordert sein wie bisher. Von einem ferngesteuerten Fahrer kann überhaupt nicht die Rede sein. Diese Maßnahmen dienen der Sicherheit und der Information", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug dem 'Sport-Informations-Dienst'.

Bei einem Unfall am Start könnten beispielsweise im Extremfall von außen per Funksignal die Motoren gestoppt werden. Dasselbe gilt für Gelbphasen während des Rennens. Bleibt ein Auto auf oder neben der Strecke an einer gefährlichen Stelle liegen, könnte von außen eingegriffen und die Geschwindigkeit reduziert werden.

Damit werden auch die Boxensignale hinfällig. Im High-Tech-Zeitalter wären die Teams künftig in der Lage, den Piloten Position, Platzierung und Abstand ins Cockpit zu funken. Ähnliche Maßnahmen hatte es bereits in den 80er Jahren gegeben. Damals hatten sich die Fahrer gegen Tempolimits von außen ausgesprochen und derartige Einflussnahme strikt abgelehnt.

FIA-Präsident Max Mosley hat sich damit einmal mehr als unermüdlicher Sicherheits-Politiker geoutet. Er war die treibende Kraft hinter den Reformen, die nach den tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger 1994 in Imola in Angriff genommen wurden.

Michael Schumacher hat sich bereits positiv über die Regeländerungen für die kommende Saison geäußert. Die FIA hatte neben dem offenen Funkverkehr größere Rückspiegel, ein größeres Rücklicht und nochmals verstärkte Kevlarseile zum Halten der Räder vorgeschrieben. "All diese Dinge sind sehr hilfreich, ich begrüße diese Änderungen auf jeden Fall. Das sind Schritte in die richtige Richtung, weil sie die Sicherheit erhöhen", meinte der Ferrari-Star.

Experten kritisieren aber, dass der bi-direktionale Funk es den Teams erlauben wird, Bremskraft, Traktionskontrolle, etc. am Auto zu manipulieren, was die Fahrer tatsächlich zu Marionetten machen würde. Es ist nicht ungefährlich, wenn der Fahrer in eine Kurve einlenkt, ohne zu wissen, dass das Team etwas am Setup des Autos geändert hat. Ferner wäre ein Engriff in der Form einer Stallorder möglich, in dem das Team ferngesteuert die Motorleistung absenkt.