• 30.05.2008 17:53

Haug: Montréal ein Motorenprüfstand

McLaren-Mercedes-Sportchef Norbert Haug im Interview über den Gegensatz zwischen Monaco und Montréal

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Sieg im spektakulären Monaco-Rennen im Gepäck, reist McLaren-Mercedes nach Kanada. Das Team um Lewis Hamilton dürfte jede Menge positive Erinnerungen an die Rennstrecke im St.-Lornez-Strom haben, konnte der junge Brite im Vorjahr doch dort seine erste Pole-Position und tags darauf den ersten Rennsieg einfahren. Anders als in Monaco, sind in Kanada aber vor allem Motorenpower und haltbare Bremsanlagen gefordert.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Agierte zuletzt glücklos, im Gegensatz zum Teamkollegen: Heikki Kovalainen

Frage: "Norbert, wie schätzen Sie das Kräfteverhältnis nach dem ersten Saisondrittel vor dem Grand Prix von Kanada ein?"
Norbert Haug: "Die vergangenen drei Rennen in Barcelona, Istanbul und Monte Carlo haben Teams und Fahrer vor sehr unterschiedliche Aufgabenstellungen gestellt und bieten wohl das breitestmögliche Spektrum dreier aufeinanderfolgender Grand Prix. McLaren-Mercedes war auf allen drei Strecken podiumsfähig und hat diese Plätze in den Rennen auch belegt."#w1#

Bremsleistung von großer Wichtigkeit

"Während Lewis Dritter, Zweiter und Erster wurde, vereitelten ein Felgenbruch, ein vom Konkurrenten aufgeschlitzter Reifen und ein Softwareproblem beim Einlegen des ersten Ganges am Vorstart von Monaco Heikki (Heikki Kovalainen; Anm. d. Red.) eine ähnliche Punkteausbeute. Lewis führt jetzt mit drei Punkten Vorsprung in der Fahrerweltmeisterschaft, vor einem Jahr betrug sein Vorsprung nach sechs Rennen acht Punkte."

Frage: "Welche besonderen Anforderungen stellt die Strecke von Montréal an Fahrer, Fahrzeug und Teams?"
Haug: "Zunächst ist das Rennen dafür bekannt, dass es häufig Safety-Car-Einsätze gibt. In den vergangenen fünf Jahren gab es bei 42 Prozent aller Rennen mindestens einen Safety-Car-Einsatz, in Kanada wurden drei der vergangenen fünf Rennen, also 60 Prozent, zeitweise durch das Safety-Car neutralisiert."

"Auf keiner Strecke werden die Bremsen mehr gefordert als in Montréal, viermal pro Runde wird aus 300 Stundenkilometern und mehr auf zirka 100 Stundenkilometer verzögert. Die Motoren sind in Montreal ebenfalls stark beansprucht, auf der langen Geraden werden 15 Sekunden von einer Gesamtrundenzeit von zirka 75 Sekunden Vollgas gefahren."

Monaco und Montréal - krasser Gegensatz

Frage: "Wie schwierig ist es für Team und Fahrer, sich auf so extreme gegensätzliche Anforderungen wie Monaco und Montréal einzustellen?"
Haug: "Es stimmt, außer dass beide Auftrittsorte mit dem gleichen Buchstaben beginnen und Stadtrennen sind, haben diese aufeinanderfolgenden Grand Prix in ihrem Anforderungsprofil nur wenige Gemeinsamkeiten."

"Unsere Mannschaft konnte mit diesen Gegensätzen im letzten Jahr bestens umgehen, Lewis gewann in Kanada sein erstes Formel-1-Rennen und kommt ein Jahr später als sechsfacher Formel-1-Sieger, aktueller Gewinner des Monaco-Rennens und mit 16 Podiumsplätzen in seinen insgesamt 23 Grand Prix nach Montréal."