• 28.09.2009 12:48

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Haug: "Kimi ist ein spezieller Junge"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug hält weiterhin große Stücke auf den möglichen Heimkehrer Kimi Räikkönen: "Ich mag ihn"

(Motorsport-Total.com) - Es gilt seit dem vergangenen Wochenende als so gut wie sicher, dass der bei Ferrari durch Fernando Alonso ersetzte Kimi Räikkönen 2010 nach drei Jahren und einem WM-Titel (2007) in Maranello zu McLaren-Mercedes zurückkehren wird. Der Finne soll bei den Silberpfeilen an der Seite von Lewis Hamilton ein neues Dreamteam bilden.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug Kimi Räikkönen

Sportchef Norbert Haug versteht sich immer noch gut mit Kimi Räikkönen

Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass Räikkönen die Schnauze voll davon hatte, bei Ferrari stets angepasst auftreten zu müssen. Anscheinend will er die Freude am Rennfahren wieder finden - und darauf sieht er bei einem veränderten McLaren-Mercedes-Team ohne Ron Dennis größere Chancen. Die offizielle Bekanntgabe gilt nur noch als Formsache, zumal Mercedes-Sportchef Norbert Haug immer noch große Stücke vom "verlorenen Sohn" hält.#w1#

Schöne Erinnerungen an 2003 und 2005

"Ich finde, sie war fantastisch", sagt Haug über die Zusammenarbeit mit Räikkönen. " Wir haben Optionen. Wenn ich auf unsere Beziehung zurückschaue, die immerhin fünf Jahre gedauert hat, dann denke ich, sie war positiv. Ich persönlich mag ihn. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander und ich bin mir sicher, dass er Ihnen das Gleiche erzählen würde." Auch ein Verbleib von Heikki Kovalainen sei aber weiterhin "eine Option".

Viele fragen sich jedoch: Hamilton vs. Räikkönen im gleichen Team, kann das gutgehen? Schlechte Erfahrungen mit zwei Megastars haben die Silberpfeile schon 2007 gemacht, damals mit Hamilton und Fernando Alonso. Aber: "Ich finde nicht, dass es mit Alonso ein Problem gegeben hat. Es gab Geräusche an die Außenwelt, aber innerhalb des Teams hat er in Wahrheit seinen Job gemacht", relativiert Haug den damaligen "Krieg der Sterne".

"Megastars hin oder her: Man will immer die besten verfügbaren Fahrer haben. Das muss man anstreben. Das ist eine Frage des Geldes und der Leistungsfähigkeit, eine Frage des Talents und wie man einen Fahrer einschätzt", erklärt der 56-Jährige. "Ich möchte betonen, dass ich einen Wechsel nicht bestätige - das ist sehr wichtig -, aber Fahrer X und Y zu managen, ist möglich. Das können wir. Wir sind dafür qualifiziert."


Fotos: Kimi Räikkönen, Großer Preis von Singapur, Sonntag


Auf die Frage, ob sich Räikkönen in drei Jahren bei Ferrari im Vergleich zu 2006 verbessert habe, weiß Haug keine Antwort: "Kimi ist ein spezieller Junge, aber ich hatte in den drei Jahren nicht so viel Kontakt zu ihm. Daher wäre es unfair, zu beurteilen, ob er sich verändert hat oder nicht", sagt der Deutsche und fügt grinsend an: "Sein Haarschnitt ist anders geworden. Aber er ist ein spezieller Bursche, er macht Spaß."

Zweimal nahe am WM-Titel dran

"Wir hätten zumindest zweimal Weltmeister werden sollen", erinnert er sich an die erste Zusammenarbeit mit dem "Iceman". "2003 haben wir sie um zwei Punkte versäumt. Ein Motorschaden war damals mit ein Grund, warum es nicht geklappt hat. Und 2005 hätte er es auch schaffen können. Die Motoren waren damals nicht so gut und zuverlässig, wie sie heute sind. Aber zwei Weltmeisterschaften bei uns wären für Kimi sicher gerecht gewesen."

Die Gerüchte besagen, dass Mercedes Nico Rosberg 2010 beim Brawn-Team parken wird, das 2011 übernommen werden soll. Damit sitzt wieder kein Deutscher im Silberpfeil. Um eine McLaren-Schikane handle es sich dabei aber nicht: "Ich möchte betonen, dass niemand sonst entscheidet als Martin und ich - nicht jemand, von dem Sie glauben, dass er mitredet. Wir präsentieren unsere Entscheidung dann dem McLaren-Vorstand, dem ich selbst auch angehöre", stellt Haug klar.

"Ich möchte betonen, dass niemand sonst entscheidet als Martin und ich." Norbert Haug

Bei den Kundenteams habe Mercedes "keinen Einfluss" auf die Besetzung der Cockpits: "Vielleicht könnten wir einen Vorschlag machen, aber wir haben kein Recht darauf", so der Mercedes-Sportchef, der auf den bis Ende 2011 laufenden Exklusivvertrag mit McLaren verweist. "Hier haben wir das gleiche Recht wie McLaren. Es ist kein Geheimnis, dass wir für die Hälfte der Gehälter aufkommen. Also entscheiden Martin und ich gemeinsam, welche Fahrer wir engagieren."

Der inzwischen pensionierte Teamchef Ron Dennis sei heute keine "graue Eminenz" mehr. Auch in der Vergangenheit sei man sich mit Dennis stets einig gewesen: "Früher mit Ron hatten wir eine Liste mit fünf Namen, die dann jeder gereiht hat. Da gab es selten große Meinungsverschiedenheiten - ob bei Alonso, Montoya oder Mansell. Die wurden alle auch von unserer Seite voll unterstützt. Das war immer der Fall und das wird auch in Zukunft der Fall sein", behauptet Haug.