• 05.07.2004 16:47

  • von Marco Helgert

Haug: "Jetzt stimmt die Richtung"

Der Motorsportchef von Mercedes über den Fortschritt des Teams in Frankreich und die künftigen Änderung in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Nach allerlei Schmach und Häme in der ersten Saisonhälfte scheint man bei McLaren-Mercedes wieder in Tritt gefunden zu haben. Zwar kamen David Coulthard und Kimi Räikkönen auch in Magny-Cours nicht über die Plätze sechs und sieben hinaus, doch der Rückstand zur Spitze schrumpfte signifikant. "Wir waren das ganze Rennen über so schnell wie der jeweils Drittplatzierte", zeigte sich auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug gegenüber dem 'kicker' zufrieden. "Die Richtung stimmt jetzt, es ist ein guter Schritt."

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug hofft, dass die Talsohle nun druchschritten ist

Auf diesen Schritt hat das Team jedoch ein halbes Jahr warten müssen. "Die erste Saisonhälfte 2004 war sicher die härteste Zeit mit Schäden, Ausfällen und mangelhafter Leistungsfähigkeit unseres Autos", fuhr der Schwabe fort, der immer an eine "Wiederauferstehung" des Teams geglaubt hat. Kritik, dass man den falschen Weg bei der Entwicklung eingeschlagen habe, weist er jedoch zurück.#w1#

"Hätten wir zum Beispiel im letzten Jahr am Nürburgring keinen Motorschaden gehabt, dann wäre Kimi Räikkönen Weltmeister. Dann hätte man über das Konzept der verschiedenen Standorte des Teams und den cleveren Einsatz des überarbeiteten Vorjahresautos gesprochen", erklärte er, räumte aber auch ein: "Mit dem MP4-18 haben wir einen Schritt in die falsche Richtung gemacht."

Doch entscheidend ist im Moment die Weichenstellung für die Zukunft der Formel 1. Dabei tritt Haug als vehementer Befürworter der Kostensenkung auf, dem die Pläne der FIA nicht weit genug gehen. Die Top-Motoren würden ohnehin so eng beieinander liegen, dass es kaum einen Einfluss auf die Rundenzeit habe.

"Ferrari, Honda, BMW, Mercedes und Toyota - sie alle liegen über 900 PS", so Haug. "Über die Motorformel muss generell nachgedacht werden. Sie nur auf 2,4 Liter abzusenken und damit unter 700 PS zu drücken, würde immer noch zu viel Geld kosten." Der bisherige Ansatz, ein Motor für ein komplettes Rennwochenende, scheint zumindest bei Mercedes das Sparziel nicht erreicht zu haben. Gespart habe man "nichts".

Auch ginge es künftig darum, die Zuschauer aktiver in ein Rennwochenende einzubinden. "Der Kunde muss König sein", so der 51-Jährige. Außerdem müsse der größte Budgetposten, die Testfahrten, beschnitten werden, und zwar "rigoros - und für alle gleich". Doch FIA-Präsident Max Mosley kritisierte unlängst die Teams, da sie sich ohnehin nie auf etwas einiges können. Haug sieht das etwas anders. "An uns soll's nicht liegen, wir bringen uns mit Überzeugung ein."