• 04.07.2004 19:35

  • von Fabian Hust

Neuer McLaren-Mercedes macht Hoffnung auf mehr

Der MP4-19B hat in Magny-Cours eine gute Figur abgegeben - kommt McLaren-Mercedes jetzt aus der Talsohle heraus?

(Motorsport-Total.com) - Nachdem der neue McLaren-Mercedes MP4-19B bei den letzten Testfahrten im spanischen Jerez gut funktionierte, gab das Team grünes Licht für das Debüt des neuen Autos. Dies war durchaus mutig, denn der neue "Silberpfeil" hatte zuvor nie eine komplette Rennsimulation absolviert. Dennoch zeigte sich das Auto zumindest bei David Coulthard das ganze Wochenende über von seiner zuverlässigen Seite. Bei Kimi Räikkönen gab es im Training Probleme mit dem Getriebe, weswegen das Team auf die alte Version zurückrüsten musste. Im Rennen lief aber auch das Auto des Finnen zuverlässig.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen drehte im Rennen die dritschnellste Runde

Schon im Qualifying zeigte sich, dass das Team von Ron Dennis einen Schritt nach vorne gemacht hat. David Coulthard konnte sich mit nur 0,289 Sekunden Rückstand auf dem dritten Rang qualifizieren. Bei Kimi Räikkönen lief es nicht ganz so gut, er hatte als Neuntschnellster 0,648 Sekunden Rückstand zu verzeichnen. Im Rennen kam der Vize-Weltmeister als Siebter einen Rang hinter David Coulthard ins Ziel.#w1#

Coulthard hatte einen Podiumsplatz in Reichweite

Mit einem besseren Start in das Rennen hätte David Coulthard als Dritter über die Ziellinie fahren können - ein gutes Zeichen. Ein Blick auf die schnellsten Rennrunden zeigt zudem, dass der neue Rennwagen nicht nur ein kleiner sondern ein großer Schritt nach vorne ist. Kimi Räikkönen fuhr die drittschnellste Rennrunde, war nur 0,414 Sekunden langsamer als Michael Schumacher, bei David Coulthard waren es 0,926 Sekunden.

Fortschritt erst auf den zweiten Blick erkennbar

Die Plätze sechs und sieben werden natürlich immer noch nicht den Ansprüchen eines Top-Teams gerecht, aber Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug brachte es nach dem Rennen auf den Punkt: "Wir sind in der Vergangenheit auch schon mit einer Runde Rückstand Sechster und Siebter geworden. Heute hatten wir etwas mehr als eine halbe Minute Rückstand." Im letzten Rennen in Indianapolis kamen zwar auch beide Autos in die Punkte, doch da musste das Team sich auf die zahlreichen Ausfälle an der Spitze verlassen.

Silverstone als weiterer Maßstab

Fakt ist, es war der erste Einsatz des neuen Autos, das gesamte Potenzial konnte man mit Sicherheit noch nicht ausschöpfen. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Magny-Cours traditionell für die Autos von McLaren-Mercedes eine sehr gute Strecke war. Somit warten die Experten gespannt darauf, wie gut das Auto auf dem kommenden Kurs in Silverstone funktionieren wird.

Coulthard haderte mit der Konstanz

David Coulthard hat bereits einen Schwachpunkt des neuen Autos ausgemacht: "Wir müssen noch Konstanz finden, denn heute waren wir nicht so konstant, wie man das sein muss. Ich bin jetzt zuversichtlicher, aber wir müssen ganz klar noch am Auto arbeiten. Es werden noch weitere Verbesserungen kommen, wir können also hoffen, dass wir mit der Entwicklung der anderen Teams mithalten können."

Konkurrenz macht den "Silbernen" das Leben schwer

Teamchef Ron Dennis hatte vor dem Debüt des neuen Autos angekündigt, dass man noch in diesem Jahr Rennen gewinnen kann. Nach dem Großen Preis von Frankreich gab sich der Brite nicht mehr ganz so zuversichtlich. Ganz offensichtlich hatte man sich einen größeren Schritt nach vorne erwartet. Das Team hat natürlich das Problem, dass man mit Renault, BAR-Honda und Williams - ganz abgesehen von Ferrari - jede Menge konkurrenzfähiger Gegner hat.

Danner vom Auftritt McLarens beeindruckt

Beeindruckt zeigte sich Ex-Formel-1-Pilot Christian Danner angesichts der Leistung von McLaren-Mercedes gegenüber 'F1Total.com': "McLaren-Mercedes war mit dem neuen Auto aus dem Stand schnell und zuverlässig. Mit ein bisschen mehr Glück hätten sie durchaus auch auf das Podium fahren können. Da ist also in der Zukunft noch einiges zu erwarten. Sie haben ihr Tief auf jeden Fall hinter sich, müssen jetzt zeigen, dass sie aus ihrer Basis etwas machen können. Aber es sieht sehr gut aus."

Wird es eine ausreichende Weiterentwicklung geben?

Für das Team wird es in der Tat eine große Herausforderung sein, das Auto so sehr weiterzuentwickeln, dass man zumindest die direkten Gegner vor sich im Rennen schlagen kann. Vor der dreiwöchigen Sommerpause wird es nur noch eine Testwoche geben, in der man das Auto weiterentwickeln kann. Und man darf nicht vergessen, dass BMW-Williams und BAR-Honda in Frankreich ein wenig neben ihren Schuhen gestanden sind. Somit mag die Leistung von McLaren-Mercedes ein wenig besser ausgesehen haben, als sie auf den kommenden Strecken ausfallen mag.

Für das britische Formel-1-Team wird es jedoch vor allem wichtig sein, in den kommenden Rennen ins Ziel zu kommen, um so viele Daten wie möglich über das neue Auto sammeln zu können. Und hier scheint es recht gut auszusehen, denn viele radikale Lösungen des Vorgängermodells, wie der extrem niedrig eingebaute Motor und das schlanke Heck, hat man entschärft, um die Probleme mit der Kühlung der Aggregate im Auto in den Griff zu bekommen. Dies wird natürlich bei den zu erwartenden Hitzerennen sehr wichtig sein.