• 21.04.2004 11:07

Haug: "Ich sehe uns nicht um die Spitze fahren"

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug räumte gegenüber dem 'stern' ein, dass man in Imola nur eine Außenseiterrolle spielen wird

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Fiasko mit drei Motorendefekten an einem Wochenende beim Grand Prix von Bahrain befürchtet Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, dass sein Formel-1-Team auch beim Großen Preis von San Marino am Sonntag in Imola nur eine Außenseiter-Rolle spielen werde. "Ich sehe uns nicht um die Spitze fahren, sondern als fünft- oder sechstbeste Mannschaft", sagt Haug in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins 'stern'.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Sorgenfalten bei Norbert Haug: Die Erwartungen wurden nicht erfüllt

"Wir gehören im Moment nicht zu den Topteams." Ungewöhnlich selbstkritisch analysiert Haug die bisher gezeigten Leistungen des Teams McLaren-Mercedes: "Ja, wir haben Fehler gemacht", gesteht Haug. "Wir haben ein technisches Problem mit unserem gesamten Paket. Wir wollten einen riesigen Entwicklungsschritt machen, vielleicht war dieser Schritt zu groß."#w1#

Vor Saisonbeginn waren die Silberpfeile mit ihrem Top-Fahrer Kimi Räikkönen noch als Titelkandidaten gehandelt worden, bislang erreichte der Finne noch nicht ein einziges Mal das Ziel. "Nach drei Rennen kann man zwar nicht von einem abgefahrenen WM-Zug sprechen", sagt Norbert Haug, "aber was wir jetzt haben, ist ein Maximal-Kontrast."

McLaren-Mercedes plant keinen Neuentwurf

Das aerodynamisch defizitäre Auto werde derzeit überarbeitet, ein revolutionärer Neuentwurf sei aber nicht geplant, so der Mercedes-Mann zum stern: "Wir müssen jetzt mit dem Paket weiterarbeiten, das wir haben." Gerüchte, wonach in Hockenheim der neue Wagen erstmals im Rennen eingesetzt werden solle, mochte Haug nicht bestätigen.

An Diskussionen über Unstimmigkeiten im Team will sich Haug nicht beteiligen: "Ich werde Divergenzen innerhalb der Mannschaft ganz sicher nicht in der Öffentlichkeit austragen. Meine Aufgabe ist es, das Team zusammen zu halten und zu motivieren." Zu möglichen personellen Konsequenzen schweigt sich der Schwabe aus.

Haugs Position bei Mercedes ist nicht gefährdet

Über den umstrittenen Motoren-Ingenieur Werner Laurenz, den Mercedes erst vor eineinhalb Jahren von BMW abgeworben hatte, sagt Haug dem stern: "Es gibt in dieser Angelegenheit nichts Neues. Es wäre vermessen zu sagen, kaum kommt ein neuer Mann, funktioniert das Motorensystem nicht mehr. Wenn das unser einziges Problem wäre, gäbe es nichts Leichteres, als es zu lösen."

Spekulationen, wonach seine eigene Position nicht mehr unumstritten sei, tritt Haug im 'stern' energisch entgegen: "Ich habe keine schlaflosen Nächte, ich habe auch keine Existenzängste", sagte er. Der Mercedes-Sportchef ist überzeugt, dass sein Team die Krise bewältigen wird: "Wir können für eine kurze Zeit akzeptieren, fünfte oder sechste Kraft zu sein, was wir aber nicht akzeptieren können, ist ein Auftritt wie in Bahrain."