Haug: "Ich sehe nur eine Formel 1"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug kann sich trotz aller Diskussionen nicht vorstellen, dass es ab 2008 zwei Grand-Prix-Serien geben wird
(Motorsport-Total.com) - Der große Formel-1-Krieg hat sich in den Wintermonaten 2004/05 so sehr zugespitzt, dass immer mehr Experten die Drohung der Automobilhersteller, die eine eigene Rennserie gründen wollen, ernst nehmen. Dennoch glauben viele, dass es nie tatsächlich zur Spaltung kommen wird. Zu diesem Kreis zählt sich auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

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Haug weiß genau, dass zwei Rennserien dem Sport nur schaden würden
"Ich sehe nur eine Formel 1. Das ist für mich klar", erklärte er der 'Frankfurter Rundschau'. "Die Perspektiven sind besser denn je, wenn man es richtig macht. Wir müssen die Kosten halbieren und die Einnahmen der Teams verdoppeln. Dazu gehört auch ein vernünftiges Reglement, das haben wir derzeit nicht. Die Formel 1 sollte nicht Selbstbefriedigung für Techniker sein. Im Mittelpunkt muss der Kunde, also der Zuschauer, stehen. Der will guten Sport sehen."#w1#
Haug: "Aus der Formel 1 darf keine Formel 3 werden"
"Mercedes hat die Kostenreduzierung angestoßen, plötzlich soll die jetzt im Internationalen Automobilverband (FIA; Anm. d. Red.) kein Thema mehr sein. Der höchste technische Anspruch muss sich in der Formel 1 niederschlagen und zwar erkennbar für den Zuschauer. 20.000 oder 17.500 Motor-Umdrehungen machen für den Zuschauer keinen Unterschied, aber die kleinere Drehzahl kostet weniger Geld. Aus der Formel 1 darf keine Formel 3 werden", fuhr der Deutsche fort.
Gleichzeitig unterstrich Haug, dass es die fünf in der Formel 1 involvierten Hersteller durchaus ernst meinen mit ihren Plänen, wenngleich gemeinhin bekannt ist, dass das Idealszenario wäre, alle Teams und Hersteller auch ab 2008 unter dem Dach eines gemeinsamen Concorde Agreements zu vereinen - wenn auch zwangsweise unter veränderten Bedingungen. Dies erfordert jedoch Lösungen für Probleme, die im Moment noch nicht auf dem Tisch liegen.
Hersteller akzeptieren keine Sonderstellung von Ferrari
Eines dieser Probleme ist laut Haug die Sonderstellung von Ferrari: "Die Hersteller, fünf an der Zahl, die sich mit den anderen insgesamt sieben Teams zusammengetan haben, sind sicher nicht damit einverstanden, dass es eine Ferrari-Sonderregelung geben soll. Wenn der Kuchen verteilt wird, dann bitte gerecht. Mercedes tritt für die Unabhängigkeit aller Teams ein. Nach unserem wohlmeinenden Rat sollen auch die kleineren Rennställe ihre fairen Chancen erhalten", gab er zu Protokoll.
Und: "Ich glaube, es ist ein großes Missverständnis auch in den Medien, die hin und wieder von einer Piratenserie sprechen. Wir sind alle durch die Bank sehr erfolgreiche Autoproduzenten, also keine Piraten. Auch Ferrari wird sich mit denen messen wollen, die Top-Sport mit den Besten in einem Monoposto bieten werden. Wir wollen neben einer gerechten Verteilung des erwirtschafteten Geldes vor allem, dass es im Sport bleibt", fügte der Mercedes-Sportchef an.

