• 18.07.2008 16:27

Haug: "Hockenheim hat eine besondere Bedeutung"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug analysiert den ersten Trainingstag in Hockenheim und spricht über die Grillparty mit den Ferrari-Bossen

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Lewis Hamilton fuhr heute Nachmittag in Hockenheim in 1:15.025 Minuten eine souveräne Tagesbestzeit, doch die Schlagzeilen gehören dennoch eher Teamchef Ron Dennis und Mercedes-Sportchef Norbert Haug, denn die beiden saßen bei der Grillparty am Donnerstagabend ausgerechnet am Tisch der Ferrari-Bosse. Das wäre vor einem Jahr angesichts der Spionageaffäre noch undenkbar gewesen und gilt heute immer noch als Zeichen großer Sportlichkeit...

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug kann mit dem Auftakt ins Hockenheim-Wochenende zufrieden sein

Frage: "Herr Haug, mit diesem Freitag müssten Sie eigentlich zufrieden sein, nicht nur wegen der schnellen Runde von Lewis Hamilton am Ende, nicht wahr?"
Norbert Haug: "Ja. Wir sind das ganze Programm durchgefahren. Das war wie Bilderbuch, sehr konstant, wie man sehen konnte. Das zum Schluss war noch einmal eine sehr, sehr eindrucksvolle Runde von Lewis, das muss man sagen. Ich hoffe, wir können das morgen und am Sonntag wiederholen."#w1#

Letzter Mercedes-Sieg in Hockenheim war 1998

Frage: "Lewis Hamilton scheint wieder zurück zu sein: erst der Sieg in Silverstone, jetzt die Bestzeit in Hockenheim, wo Mercedes eine eigene Tribüne hat. Wie ist das für Sie persönlich?"
Haug: "Es ist sicherlich wichtig. Wir hatten nie den ganz großen Durchbruch hier. Vor zehn Jahren haben wir zum letzten Mal gewonnen, aber wir waren seither auf der Pole, sind mal vom Safety-Car abgefangen worden vor Jahren."

"Mit dem Ergebnis von heute könnten wir am Sonntag sicherlich sehr gut leben." Norbert Haug

"Natürlich wäre es schön - gerade für die Besucher der Mercedes-Tribüne, die so zahlreich da sind -, hier ein tolles Ergebnis zu liefern. Lewis und Heikki (Kovalainen; Anm. d. Red.) sind ja sehr beliebt, ob sie nun deutsche Nationalität haben oder nicht. Sie werden bewundert, speziell natürlich Lewis nach seinem Erfolg. Es wäre toll. Es gibt genauso viele Punkte wie bei jedem anderen Grand Prix, aber trotzdem hat dieser hier für uns eine besondere Bedeutung. Wir arbeiten dran. Mit dem Ergebnis von heute könnten wir am Sonntag sicherlich sehr gut leben."

Frage: "Wer sind an diesem Wochenende Ihre stärksten Konkurrenten?"
Haug: "Sicher Ferrari, die Üblichen. Ich würde auch BMW nicht unterschätzen - die sind meistens da, wenn es irgendetwas aufzuschnappen gibt, wenn es irgendwelche Unruhen gibt oder man nicht ankommt, es einen Crash in der Boxenstraße gibt oder was auch immer. Insofern würde ich den Zeitabstand jetzt mal nicht so ernst nehmen. Sie sind sicherlich heute im Vergleich zu Ferrari und uns nicht auf dem gleichen Niveau unterwegs gewesen, was die Rundenzeiten betrifft, aber das mag sich ändern."

"Dann spielt das Wetter vielleicht eine Rolle. Heute ist es schöner geworden, aber ob das so bleibt, kann im Moment noch keiner sagen. Morgen mag es sogar im Qualifying einen Schauer geben und im Rennen auch. Aber wir haben heute Morgen gezeigt, dass wir bei allen Bedingungen gut aussehen sollten. Wir wollen dieses Niveau jetzt mal halten und ein paar Rennen durchziehen."

Wendepunkt: Boxenstopp in Montréal

"Das hatten wir nach Monaco schon vor. Ein ganzes Stück weit - bis zum Safety-Car in Montréal - haben wir das auch geschafft. Dann sind wir doppelt bestraft worden, durch Lewis' Fehler, durch die Rückversetzung, durch die Bestrafung für den Überholvorgang in Magny-Cours. Das waren zwei Nullrunden, was ganz bitter ist, denn da waren ganz sicher 16 bis 18 Punkte drin. Wir müssen schauen, dass wir die jetzt holen."

"Es ist bedenklich, wenn das schon als Sensation gehandelt wird in der Formel 1!" Norbert Haug

Frage: "Gestern Abend gab es ein Mercedes-Grillfest, zu dem alles kam, was man im Fahrerlager kennt. Sie saßen gemeinsam mit Ron Dennis am Tisch mit allen Ferrari-Bossen - ein seltenes Bild..."
Haug: "Es ist bedenklich, wenn das schon als Sensation gehandelt wird in der Formel 1! In der DTM ist so etwas vollkommen normal. Wenn man Sportsgeist hat, dann muss das drin sein. Wir dachten, dass wir bei unserem Heim-Grand-Prix einfach mal eine Einladung aussprechen, um zu zeigen, was wir auf der Mercedes-Tribüne alles für die Zuschauer tun. Die Kollegen kamen alle gerne."

"Es war kein rauschendes Fest, sondern eher ein gemütliches Beisammensein. Es hat sicherlich Anklang gefunden. Es war mit kleinem Aufwand verbunden, aber es war auch von unserer Seite eine kleine Verneigung vor der Konkurrenz. So soll es sein. Natürlich wollen wir sie auf der Rennstrecke alle schlagen, aber daneben kann man sich ruhig mal die Hand geben. Dass das so eine Bedeutung bekommen hat, zeigt, dass die Formel 1 das hie und da nötig hat."

"Wir wollen uns bestimmt nicht in den Mittelpunkt stellen, aber wenn wir bei einem Heim-Grand-Prix Gelegenheit haben, so etwas zu machen, dann sollten wir es tun. Wir hatten eine Band mit sehr guter Musik. Das kam auch gut an. Es war nett. Es war sicherlich überraschend, dass Ron Dennis am Ferrari-Tisch sitzt, aber die Formel 1 bietet halt Überraschungen."